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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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lassen?«
    »Nein. Der spielte den Helden, wollte im Alleingang alle Gäste retten. Da hat ihm der zweite Gangster mit seiner Pistole dermaßen ein Ding verpasst … er war bewusstlos, der Kellner. Um einen zweiten Anschlag zu verhindern, musste ihn die Wirtin mit Klebeband fesseln.«
    Das, was Tillmann-Nötzel jetzt sagte, widersprach nun wieder der Theorie, dass die Täter Kenntnis davon hatten, dass Kain Polizist war. Aber sie musste vom Schlimmsten ausgehen: Dieser Coup war eiskalt geplant. Die Täter schossen, hatten sich verbarrikadiert, und keiner kannte den Plan. Telefonischen Kontakt lehnten sie ab. Auf das Megafon reagierten sie nicht. Einzig Ehrlicher hatte mit Frederike gesprochen. Ohne Erfolg … Polizeidirektor Konstantin Miersch würde sie der Unfähigkeit bezichtigen. Zu recht. Vielleicht auch nicht, redete sich Schabowski ein, Miersch hätte bis zu diesem Zeitpunkt nicht anders gehandelt.
    »Können Sie die Täter beschreiben? Von den Masken mal abgesehen. Größe, Kleidung und so weiter.«
    »Frau Kommissarin, ich habe gedacht, ich muss sterben, da achtet man nicht auf Sakko und Schnürschuh. Ich kann mich nicht erinnern … Jeanshosen würde ich meinen. Kapuzenjacken vielleicht. Keine Ahnung.«
    »Und die Statur? Waren sie groß, kräftig, dünn?«
    »Der mit den dicken Lippen war deutlich größer als ich, und ich messe einszweiundsiebzig. Der zweite? Gleichgroß vielleicht.« Hans Tillmann-Nötzel dachte nach. Der Uniformierte brachte den Grog.
    Schabowski ließ Tillmann-Nötzel Zeit. Die Kollegen hatten ihre Aufgaben, wussten, was zu tun war. Einen Plan zur Beendigung der Geiselnahme würde man besprechen, wenn weniger Hektik herrschte. Jetzt wurden Schützen in Stellung gebracht, Straßenzüge gesperrt, Häuser evakuiert.
    »Der eine hatte am Mund links einen Pickel.«
    »Der mit den dicken Lippen?«
    »Dadurch wirkten die noch größer. Solche Pickel gehören zur Pubertät. Die beiden sind nicht alt.«
    Es klopfte schon wieder. Bruno Ehrlicher stand vor dem Bus.
    »Was wollen Sie denn schon wieder?«
    Ihr Ton war schroff. Aber Ehrlicher war nicht mehr der Chef. Jetzt mischte der sich schon wieder ein. Warum ging der denn nicht endlich nach Hause?
    Bruno Ehrlicher sagte leise: »Sie haben gesagt: in zwei Stunden fünf Millionen, ein Auto und freies Geleit.«
    »Was reden Sie da?« Schabowski begriff nicht. »Sie haben auf meinem Handy angerufen.« Und er hielt es ihr hin wie zum Beweis. Es klingelte wieder.

0:50
     
    »Hau ab!«, formten seine Lippen. »Frederike, hau ab!«
    Kain sah Frederike an der Tür stehen. Sie atmete schwer. Der Alte neben ihr zerrte am leblosen Körper von Isabell. Frederike war offensichtlich versucht, ihm zu helfen, nach einem Blick zu den Masken ließ sie es sein. Der Alte zog Isabell über die Stufe. Eine Blutspur blieb auf dem Boden zurück. Der Alte keuchte.
    Kain hatte kaum Hoffnung für Isabell. Er hatte Menschen unter Kugeln zusammenbrechen sehen. Mancher war daran gestorben. Und jetzt Isabell. So wie sie getroffen wurde und zusammengesackt war, befürchtete Kain Schlimmstes.
    »Ich schaffe es nicht«, rief der Alte. Frederike ging auf die Knie und hob Isabells Körper, damit er nicht schleifte.
    »Lass das! Der bringt das allein!« Der Kleine von den Masken schrie durch den Raum. »Willst doch nicht, dass auch du so transportiert wirst.«
    »Hau ab!«, flüsterte Kain und sah Frederike an, die wieder den Platz neben der Tür einnahm. »Frederike, verschwinde!«, rief er endlich laut durch den Gastraum. Es hallte. Frederike schüttelte ganz leicht ihren Kopf. Ihr Blick traf den von Kain. Ich kann nicht, schien er zu sagen, ich darf nicht, es ist mein Café. Kain schrie: »Frederike! Flieh, bevor alles zu spät ist! Flieh!«
    Die Faust der dicken Lippen trafen seinen Kiefer mit Wucht. Kains Kopf flog nach hinten, ein stechender Schmerz blitzte vom Nacken zur Stirn. Kain schmeckte Blut. Warum, verdammt, warum nutzte Frederike nicht ihre Chance? Die Masken waren nicht mehr Herr der Lage, handelten ohne Konzept, trafen ihre Entscheidungen in der Sekunde, dachten nicht nach. Jedenfalls deutete Kain ihr Verhalten so. Wen wollte Frederike wovor beschützen? Keiner würde ihr einen Vorwurf machen, wenn sie jetzt aus dem Waschsalon rannte. Keiner.
    Der Alte war mit Isabell verschwunden. Frederike schloss ab und drehte den Schlüssel.
    »Die hat’s begriffen.« Die Lippen der Maske lächelten, zielten mit der Pistole auf Kain. »Kluge Frau.« Dann streichelte ihm die

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