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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Hand.
    Zwei von den zwanzig Geiseln würden sie mit sich ins Fluchtauto schleifen. Kain musste dabei sein. Und wenn die Gangster einem Austausch mit Bruno zustimmen würden, dann säßen sie gemeinsam mit ihnen im Auto, Bruno und er. Sie würden eine Strategie entwickeln, die diese Flucht beenden würde. In den Kosovo würden die Täter nicht fahren.
    »Uns alle könnt ihr auf eurer Fahrt nicht mitnehmen. Ihr müsst wählen.«
    »Was sollen wir wählen?« Der Kleine sah ihn fragend an.
    »Die Personen, die euch begleiten.«
    Wenn er so weiterquatschte, würden sie ihn unter Garantie nicht ins Auto verfrachten. Aber er musste dabei sein. Er musste ihnen einen Grund liefern, der ihn als Geisel auszeichnete. Ihm fiel keiner ein.
    Der Kleine vorm Fenster sah sich nickend um. Sie würden die Geiseln nach dem Zufallsprinzip aussuchen.
    »Und wann entscheidet ihr euch?« Er hätte sich ohrfeigen können, Kain redete nicht nur sich, sondern Frederike und alle anderen Geiseln um Kopf und Kragen. Er war Polizist. Es war seine Pflicht, sich ihnen anzubieten. Die dicken Lippen blickten abschätzend. Sie sagten nichts.
    »Gegenüber verlassen welche das Haus«, sagte der Kleine. Die Kollegen saßen also im Haus gegenüber. Im Suppengrün oder im Melanchton hatten sie wohl ihr Quartier aufgeschlagen.
    »Die acht Minuten sind um. Dein Bruno wird das Auto jetzt vorfahren müssen.« Die Stimme des Kleinen klang fast freudig erregt. »Ist dein Mann der Alte da, der auf Macho in dicker Lederjacke macht? Vom Alter her würde er passen.«
    Kain glaubte Tränen in Frederikes Augen zu sehen. Bruno in Lederjacke? Das war eine Finte! Die Kollegen hatten bereits einen Plan zu ihrer Befreiung.
    Kain hörte Motorgeräusche, und ein Auto stoppte vor dem Waschsalon. Der Kleine kommentierte es wie bei einer Live-Berichterstattung. »Der steigt jetzt aus und hält uns einen Koffer entgegen.« Er schien förmlich durch die Jalousien zu kriechen. »Der Alte tippt mit dem Finger darauf. Soll ich nicken?«
    »Halt deine Schnauze!«
    Der Kleine sprach unbeirrt weiter. »Und jetzt legt er den Koffer auf den Beifahrersitz, tritt zur Seite, dass ich ihn sehe. Jetzt schlägt er die Tür zu.« Er drehte sich zu seinem Kompagnon um. »Sag mal, zieht der für uns hier ein Schauspiel ab? Soll ich schießen?«
    Kain hielt den Atem an. Frederike riss die Augen auf.
    Jemand klopfte gegen die Fensterscheibe. Der Kleine zuckte zurück. »Frederike! Kain!« Es war Brunos Stimme. Kain hatte keinen Zweifel. Bruno stand vor der Tür. Frederike stand wie angewurzelt hinter der Theke. Alle im Raum schwiegen. Bruno rief wieder: »Frederike! Kain!« Er klopfte mehrmals gegen die Scheibe. Die Frist war abgelaufen. Die Masken mussten handeln.
    Die dicken Lippen stießen Frederike mit der Pistole unter das Kinn. »Frag ihn, wo der Zündschlüssel ist.«
    Frederike schlich zur Tür, schloss auf und schaute hinaus. Kain konnte nicht sehen, ob sie Bruno begegnete. Er hörte sie rufen: »Bruno, sie fragen nach dem Schlüssel fürs Auto.«
    »Steckt.«
    Der Kleine verfolgte die Szene sehr genau, schielte durch die Jalousien und schaute zur Tür. Die Pistole immer im Anschlag. »Sag ihm, er soll verschwinden! Sofort!«
    »Aber warum? Er hat sich doch zum Austausch angeboten.«
    »Denkste, wir setzen uns einen Bullen ins Auto? Niemals!«
    »Sie wollen dich nicht. Bruno, du sollst gehen! Geh einfach weg! Du kannst uns nicht helfen!«
    »Ich lasse dich nicht im Stich, Frederike! Sie müssen die Geiseln entlassen. Deswegen stehe ich hier!«
    »Er soll endlich verschwinden! Sag ihm das!« Jetzt gaben die Lippen den Befehl. Sehr laut und sehr aggressiv.
    »Bruno! Geh! Bitte!«, flehte Frederike.
    »Nein!«
    Der Kleine war hinter Frederike getreten. Er zielte. Er schoss. Kain hörte einen Schrei. Dann Totenstille.

3:35
     
    »Bruno! Nein! Bruuuno!«
    Frederike stürzte aus der Tür und fiel auf die Knie. Bruno war rücklings auf die Straße gefallen. Sie sah es wie in Zeitlupe: Schuss und seine Augen, die erschrocken schauten. Hände, die ruderten. Er fiel und lag verquer auf dem Asphalt, zeigte keine Regung. Sein Blut lief und lief und glänzte im Scheinwerferlicht.
    »Einen Arzt! Einen Arzt! Der Mann stirbt! Bruuuno!«
    Superman hielt sie am Arm. »Halt dich da raus!« Er zog sie mit Gewalt zurück in den Gastraum. Frederike kam aus dem Gleichgewicht und fiel zwischen die Geiseln. Superman drohte mit der Pistole: »Du bleibst!«
    Frederike hatte keine Angst, sie hatte sich an den

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