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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Kain. Der hatte die Pistole an seiner Schläfe, sie wurde von einer Maske mit dicken Lippen gehalten. Der zweite Täter, die Maske mit den roten Lippen.
    Kain trug zwei Kästen mit Flaschen. Die gab er nach hinten. Er stieg auf der Beifahrerseite ins Auto. Der zweite Gangster schob sich ihm nach. Dann wurden die Türen zugeschlagen. Die Einsatzkräfte bahnten den Weg. Der rotlackierte VW fuhr erst langsam, dann mit quietschenden Reifen Richtung Innenstadt. Andere Fahrer setzten sich hinter Steuer. Nicht alle waren Polizisten.
    »Aus dem Strategiespiel wird eine Jagd.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus.«
    »Wir können nur beten.«

3:45
     
    »Die Fesseln haben den Helden gebrochen.« Die roten Lippen der Maske verzogen sich zu einem bizarren Lächeln. »Schau ihn dir an, der weint gleich. Außerdem klingt Frederike und Kain wie im Film.« Er lächelte ganz für sich. »Hat doch was: Frederike und Kain. Zwei müssen ohnehin mit. Wer, ist egal. Von den beiden kennen wir schon mal die Namen.«
    Die dicken Lippen hatten ihre Entscheidung getroffen: Frederike und Kain steigen ein. Sie hielten die Pistole an seine Schläfe.
    »Binde ihn los, deinen Partner.«
    Die Aufforderung galt Frederike. Sie schlich auf ihn zu. Voller Angst. Sie löste ihm mit aller Vorsicht das Klebeband von den Gelenken. Sie tat es langsam und vorsichtig, er sollte nicht noch mehr leiden. Kain verbiss sich den Schmerz. Seine Hände waren so schwer wie Zementsäcke. Er konnte sie kaum bewegen und nicht glauben, dass sie zu ihm gehörten.
    Die Masken trafen die Vorbereitungen für die große Fahrt. Der Kleine steckte sich die Flasche Wodka unter die Jacke und zwei Büchsen Red Bull in die Taschen.
    »Wie willst’n das mixen?«
    »Kann dir doch egal sein.« Damit wollte der Kleine Kain vor sich her zur Tür schieben.
    »Zuerst die Dame.«
    Der Kleine stieß Frederike an, die erstarrt neben ihm stand. »Na, komm, mach!« Er hatte die Waffe im Anschlag. Frederike schritt vorwärts und versuchte, auf keine der Geiseln zu treten. Sie und der Kleine waren fast an der Tür angekommen, da blickte Frederike sich um und bat die Maske mit den dicken Lippen. »Wasser. Bitte, Wasser. Durst ist unerträglich.«
    »Kennst dich aus, was?« Der Kleine lachte. »Kriegst ’n Schluck Wodka. Bin ja kein Unmensch.« Er zeigte die Flasche, die in seiner Jacke steckte.
    Kain stand einfach auf und ging hinter die Theke. Frederike hatte recht, Durst war unerträglich, und sie würden schwitzen, mehr noch als jetzt. Wasser, sie brauchten so viel wie nur möglich. Sie würden keine Pausen einlegen. Jeder Stopp während der Flucht bedeutete Gefahr für die Masken. Da konnte man sie leichter überwältigen. Dann würde die Polizei das Auto stürmen. Kain malte sich schlimmste Szenarien aus. Doch er gab seine Hoffnung nicht auf. Er war dabei, es würde eine Gelegenheit geben … Er griff nach einer Flasche Wasser und trank. Die Lippen erhoben keinen Einspruch. Dann nahm Kain zwei Kästen. Mit Kohlensäure versetzt und ohne konnte Kain an der Farbe der Etiketten erkennen. Er legte noch eine Flasche Wodka und zwei Flaschen Vermouth dazu. Obendrauf packte er Salzstangen und Nüsse, die am Abend auf die Tische gestellt wurden. Unter der Theke fand er Bäckersemmeln, die vom Frühstück übrig geblieben waren. Zwei Brötchen sind inklusive, wenn Sie bei uns frühstücken wollen. Vom Bäcker. Ganz frisch. Er kannte alle Floskeln des Kellners, er hatte sie mittlerweile intus und würde sie nie wieder vergessen.
    »Zigaretten!«, sagte der Kleine. »Zigaretten brauchen wir auch noch. Die Fahrt wird dauern, wir werden nicht in zwei Stunden bei meinem Bruder sein. So lange reichen meine Zigaretten niemals.« Er machte sich ernsthafte Sorgen. »Pack Zigaretten dazu!«
    »Ich kann den Automaten nicht knacken«, erwiderte Kain. »Aber in meiner Tasche habe ich noch eine Schachtel, die könnt ihr haben.« Er deutete auf seine Hosen.
    »Besser als nix. Müssen wir welche besorgen.«
    »Wie denn besorgen?«, fragten die Lippen. »Musst du Nichtraucher werden.«
    »Das Gesetz gibt’s ja schon. Was, meine Kleine?« Frederike konnte nicht lachen. »Auf geht’s!« Und er wedelte mit der Pistole.
    Frederike schaute auf die Waffe, als würde sie zu ihrer Hinrichtung abtransportiert. Kain litt. Ihm schmerzten die Hände. Ein Ende war nicht abzusehen. Aber er war der, der mit Frederike ins Auto stieg. Er war Polizist. Er würde schon eine Lösung finden. Sie fuhren nicht in den Tod. Es lag

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