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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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war mehrfach vorbestraft: räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Diebstahl. Und seine Schwester schenkte im BARocko aus. Viele Indizien sprachen dafür, dass Philip am Deal beteiligt und einer der Geiselgangster war. Schabowski und Ehrlicher hatten Meldung erstattet. Auch Miersch sah diese Spur als außerordentlich erfolgversprechend an und hatte ihnen auf die Schultern geklopft. Sprechen Sie mit der Zeugin. So schnell wie möglich.
    Im Präsidium liefen sie noch immer herum, weil die Nachricht Eine der Geiseln konnte befreit werden! in ihr Gespräch mit dem Direktor geplatzt war. Kain war außer Lebensgefahr. Kain, nicht Frederike. Schabowski hätte Frederikes Namen auch lieber gehört. Kain war geschult darin, gefährliche Situationen zu bestehen. Kain war in Freiheit. Frederike blieb in Geiselhaft. Schabowski konnte Ehrlicher angesichts dieser Nachricht nicht nach Hause schicken. Die Kommissarin nahm ihn mit zum Verhör von Patricia Thede.
    Schabowski ließ sich einen Dienstwagen geben, der Stadtteil, in dem Patricia Thede wohnte, war zu Fuß nicht zu erreichen. Grünau war das ehedem größte Neubaugebiet, das der Sozialismus auf die grüne Wiese gesetzt hatte, entstanden vor Halle-Neustadt und Berlin-Hellersdorf. Hunderttausend Menschen wohnten früher dort vor den Toren der Stadt, heute war die Bevölkerung um fast mehr als die Hälfte geschrumpft. Platte ist sexy verhießen Wohnungsbaugenossenschaften und zeigten einen lachenden Mann mit Glatze, der Mieter locken sollte. Für Schabowski wäre Grünau keine Wohnalternative gewesen. Trotz Sanierungen genossen die Plattensiedlungen keinen guten Ruf. Nicht nur sozial Engagierte vermuteten, dass die maroden Buden als Billigwohnungen für Harz-IV-Empänger erhalten blieben. Aussiedler, Alte und Arbeitslose werden bewusst angesiedelt, lautete das Vorurteil. Schabowski wollte sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen.
    Dort im Wohnkomplex wohnte Patricia Thede. Es war schwer, einen Parkplatz zu finden. Die Häuserzeile gehörte zu den unsanierten. Aufs Klingeln antwortete keiner. Ein Knirps, der mit seiner großen Schwester oder jungen Mutti das Haus verließ, hielt ihnen die Tür offen.
    »Wir gehen zum Opa«, erklärte er den Kommissaren, »der spendiert uns ein Eis.«
    »Guten Appetit«, sagte Agnes Schabowski und fragte sich, ob man bei Eis einen guten Appetit wünschen konnte.
    »Lass dir’s schmecken.« Ehrlicher hätte der Opa des Kleinen sein können. Hatte Ehrlicher überhaupt Enkel? Sie würden gut zu ihm passen, zu Miersch eher nicht, dachte Schabowski. Sie würde nie Oma werden, außer sie würde noch einmal Mutter.
    Patricia Thede wohnte im fünften Stock. Schabowski stieg die flachen Stufen nach oben und hörte Ehrlicher hinter sich keuchen. Niemand öffnete auf ihr Klingeln und Klopfen die Wohnungstür. Die Kommissare schauten sich ratlos an.
    »Die wird bei ihrem Freund sein.« Eine alte Dame von gegenüber zerrte ihren Rollator die Stufen hinunter.
    »Wissen Sie, wo ihr Freund wohnt?«
    »Die stehen vor der Kaufhalle, haben ja sonst nichts zu tun.«
    »Danke«, sagte Ehrlicher und schritt vor der Alten die Treppen hinab. Schabowski musste ihr hinterherlaufen, erst am dritten Absatz schob die Frau ihren Rolli zur Seite. Ehrlicher wartete auf die Kollegin vorm Haus. Die Kaufhalle lag genau gegenüber. Ein typischer DDR-Bau der siebziger Jahre. Heute bewirtschaftete ihn eine große Handelskette als Billigdiscounter. Die Verkleidung war brüchig, die Farben verblasst, bis auf die Plakate der Sonderangebote. Rot leuchteten alle Preise. Die Kids, die davor standen, hielten Bierpullen in den Händen. Ihre Laune war gut, bis die Kommissare auf sie zutraten. Schabowski hatte Patricia Thede erkannt.
    »Kann ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen?«
    Ein muskulöser Kerl, keine zwanzig, fühlte sich angemacht. »Kennen wir uns?«
    Patti Thede hatte begriffen und kam auf sie zu. »Was Neues? Hat man die Täter gefunden?«
    »Nein.« Das Mädchen wirkte erleichtert. »Wissen Sie, wo Ihr Bruder jetzt ist?«
    »Was willst’n von Patti?« Der Kerl kam mit ein paar Kumpels auf sie zu.
    Patricia schüttelte den Kopf. »Ist gut, Rotscher, die wollen wissen, wo Philip ist.«
    »Und weißt es?«
    »Nein.« Patti Thede tat, als wären die Kommissare nicht da. Die Kumpels lächelten, tranken einen Schluck und rauchten.
    »Selbst wenn, würde ich’s ihnen nicht sagen. Geht die doch nichts an.«
    Patti nickte. »Mach ich auch nicht.« Damit wendete sie

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