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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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Druckermeisters wunderschön war, er musste es sich eingestehen: Wirklich von Herzen liebte er Rosa!
    Die Turmuhr schlug vier. Nun machte sich Benno ehrlich Sorgen. Rosa war eine Abenteurerin. Sie liebte den Nervenkitzel. Vielleicht hatte sie wieder einmal auf eigene Faust Erkundigungen eingezogen und war dabei in Schwierigkeiten geraten. Was, wenn sie dem Emmerich allein hinterhergestiegen war, und der sie erwischt hatte? Die Schmierereien am Kaiserpaar im Dom waren ja als Drohung deutlich genug gewesen.
    Mit einem Mal hatte Benno keine Ruhe mehr. Er konnte jetzt nicht weiter warten, er musste etwas tun.
    Wo würde Rosa diesem Mann auflauern? Sicherlich im Dom, wo sie ihn zuerst gesehen hatte, und wo er auch nach der Beschimpfung der Magdeburger verschwunden war. Er musste sich also dort versteckt halten, aber die Frage war: Wo?
    Benno konnte sich gut vorstellen, dass Rosa sich die Nacht zum Mittwoch um die Ohren geschlagen hatte, um dem Phantom aufzulauern. Aber irgendetwas musste dann schiefgegangen sein.
    »Hallo Benno!«
    Die warme Frauenstimme riss ihn aus seinen Grübeleien. Er blickte auf und wandte sich um. Anneliese stand vor dem Seiteneingang zum Dom und lächelte ihm zu.
    »So tief in Gedanken versunken? Und solch ein sorgenvolles Gesicht? Was macht dir Kopfzerbrechen? Der Fall Emmerich etwa?«
    »Nein, ich mache mir Sorgen um Rosa Münkoff.«
    »Rosa? Ist sie wieder auf der Jagd nach dem Geheimnisvollen?«
    Benno bemerkte den Schatten nicht, der über Annelieses Gesicht huschte.
    »Ja, wir hatten uns hier vor einer Stunde verabredet. Sie wollte mir etwas Wichtiges mitteilen. Vielleicht ist ihr etwas passiert. Ich habe da ein ungutes Gefühl im Bauch.«
    Anneliese stand einen Augenblick unschlüssig herum, dann schien sie sich zu fassen. Sie trat auf Benno zu, fasste sanft seinen Arm und sagte: »Komm, wir suchen sie gemeinsam. Wo könnte sie sein? Wer hat sie zuletzt gesehen?«
    Ihre warmherzige Art gab Benno Mut und Entschlossenheit.
    »Danke, Anneliese, dass du mir helfen willst. Du bist ein wahrer Schatz. Lass uns zuerst im Dom nachschauen, ob wir irgendetwas entdecken können. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass Rosa herausfinden wollte, wo sich der Mann versteckt hält, der sich als Klaus Emmerich ausgibt. Vielleicht hat sie ihm letzte Nacht dort aufgelauert, denn sie ist wahrscheinlich nicht nach Hause gekommen. Jedenfalls hat Hans Münkoff mir gesagt, dass er seine Tochter nicht gesehen habe.«
    »Dann los«, sagte Anneliese und zog ihn zum Eingang des Doms.
    Drinnen war es kühl und dunkel. Einige alte Frauen saßen in den Kirchenbänken und beteten still um Schutz und Frieden, wie es Pfarrer Reinhard Bake den Gottesdienstbesuchern während der letzten Sonntagspredigt dringend ans Herz gelegt hatte.
    »Rosa saß da hinten an der Säule, als sie das Phantom das erste Mal entdeckte«, flüsterte Benno Anneliese zu, »vielleicht hat sie ihm letzte Nacht dort wieder aufgelauert.«
    Auf Zehenspitzen gingen sie durch das Kirchenschiff, um die Andacht der Anwesenden nicht zu stören. Anneliese suchte mit ihren Blicken den Fußboden ab.
    »Da, schau, Benno«, sagte sie leise und zeigte auf den Boden neben der Säule, »hier hat jemand mit einer Laterne gesessen und eine Menge billiger Talglichter abgebrannt.«
    Benno nickte: »Das muss Rosa gewesen sein. Offensichtlich hat sie hier einige Stunden gesessen und gewartet.«
    »Sie ist also hier gewesen.«
    »Doch, wo ist sie hin?«, grübelte der junge Mann. »Sie hat von einer Tür gesprochen, die in den Kreuzgang neben dem Dom führt. Dort soll der Kerl verschwunden sein.«
    »Das ist die da hinten.« Anneliese wies auf eine große mit Kupferblech beschlagene Tür im rechten Seitenschiff. »Meistens ist sie verschlossen. Aber der alte Küster vergisst manchmal, sie abzuschließen.«
    Sie gingen zur Tür hinüber. Sie war nicht verschlossen.
    »Da, wieder Spritzer von Talglichtern.« Anneliese wies auf den Boden hinter der Tür. »Rosa ist hier gewesen.«
    Sie blickten beide den Kreuzgang nach rechts und links hinunter.
    »Links oder rechts?«, fragte Anneliese.
    »Lass uns rechtsherum gehen«, schlug Benno vor.
    Sie gingen den Kreuzgang entlang und probierten alle Türen. Die meisten waren verschlossen, nur einige führten in Nebenräume des Doms, in denen sich aber niemand aufhielt. Nachdem sie dreimal nach links abgebogen waren, kamen sie in den Gang, an dessen Anfang Rosa die Treppe zur Krypta gefunden hatte.
    »Hier schließt sich die Wohnung

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