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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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des Küsters an«, sagte Anneliese und wies auf eine Tür auf der rechten Seite.
    »Vielleicht steckt ja das Emmerich-Phantom mit dem Küster unter einer Decke. Vielleicht haben die beiden Rosa beim Spionieren entdeckt und sie in einen Karzer gesperrt«, dachte Benno laut.
    »Nein, das glaub ich nicht.« Anneliese schüttelte ihren Kopf. »Unser Küster ist ein herzensguter Mensch, wenn auch schon ein wenig zerstreut und vergesslich. Der würde bei solch einem bösen Spiel nicht mitmachen.«
    »Vielleicht aber doch. Wenn er nicht mehr alles richtig mitbekommt, lässt er sich leicht um den Finger wickeln«, gab Benno zu bedenken.
    »Nein, nein, vergiss das mal ganz schnell.«
    »Schau mal, was da vorne ist.«
    Benno zeigte zum Ende des Kreuzganges.
    »Ist da etwa ein Loch im Fußboden?«, fragte Anneliese mit gekräuselter Stirn.
    Sie gingen auf die dunkle Stelle zu.
    »Ein Geheimgang.« Benno pfiff durch die Zähne und blickte in das Loch. »Ziemlich finster da unten.«
    »Irgendwie unheimlich«, bestätigte Anneliese. »Ohne Lampe können wir da nicht runter. Komm, wir holen eine Laterne und ein paar Kerzen von zu Hause.«
    Zehn Minuten später waren sie wieder zurück im Dom. Anneliese hatte zwei Laternen mit Bienenwachskerzen bestückt und sie sofort angezündet. Sie würden lange genug brennen, um die Gewölbe abzusuchen. Nun stiegen sie mit ein wenig Beklemmung durch das Loch die Treppe hinunter.
    »Was ist, wenn inzwischen der Küster kommt und die Geheimtür schließt?«, fiel es Anneliese ein.
    »Dann sitzen wir in der Mausefalle und verfaulen da unten«, nickte Benno. Er wandte sich zurück, untersuchte die Mechanik der kippbaren Steinplatte und entdeckte den Metallriegel.
    »Keine Sorge, Anneliese. Wir können die Geheimtür von unten öffnen.«
    Er überlegte kurz.
    »Am besten, ich verschließe sie sogar. Dann erleben wir keine unliebsame Überraschung. Sicherlich weiß keiner, dass es hier unterirdische Gewölbe gibt.«
    Anneliese nickte zustimmend: »Ja, das ist besser. Hauptsache, du kannst den Riegel nachher wieder öffnen.«
    »Das ist kein Problem, Anneliese.«
    Gebückt auf der Treppe liegend kippte Benno die Steinplatte in die waagerechte Position und schob den Riegel nach vorne.
    »So, der Eingang ist wieder zu«, sagte er.
    »Mist!«, hörte Anneliese ihn kurz darauf fluchen. »Der Riegel klemmt. Ich kann ihn nicht mehr zurückschieben.«
    »Was?!«, rief Anneliese entsetzt. »Wir sind jetzt eingesperrt? Benno, was sollen wir tun?«
    »Uns häuslich einrichten, bis jemand kommt und uns hört.«
    »Mach keine bösen Scherze!«
    Benno grinste sie an, wandte sich wieder um, und drei Sekunden später öffnete sich die Steinplatte wieder.
    »Mann, das machst du nicht noch mal mit mir«, rief Anneliese halblaut und schlug Benno auf den Oberarm. »Versprich mir das!«
    »Großes Ehrenwort!«, sagte Benno halbernst, doch dann prusteten beide los.
    »Nicht so laut, sonst bemerkt uns der Küster noch.« Anneliese versuchte sich zu beherrschen.
    »Ach, der ist doch halb taub«, erwiderte Benno und lachte wieder los. Doch dann fasste er sich. »Los, wir müssen schauen, ob wir Rosa finden. Vielleicht hat sie sich verletzt und braucht dringend Hilfe. Ich mache mir nun ehrlich Sorgen.«
    Anneliese streichelte wieder aufmunternd seinen Arm. »Wir werden sie finden, Benno, wir werden sie finden.«
    Sie stiegen die Treppe weiter hinunter.
    »Schau mal, Benno«, sagte Anneliese, »hier sind wieder frische Talgkleckse. Wir sind auf der richtigen Spur.«
    »Du hast recht, Anneliese. Rosa war hier.«
    Sie bogen um die Ecke des Ganges, und Benno pfiff wieder durch die Zähne, als sie in die Krypta traten.
    »Es gibt hier also tatsächlich Gewölbe und unterirdische Gänge!«
    »Vielleicht sind das die Überreste der ersten Kathedrale, die Otto I. gebaut hat«, meinte Anneliese, »möglich wäre es. Mann, davon weiß doch keiner mehr etwas in der ganzen Stadt.«
    »Bis auf Rosa«, warf Benno ein, »und das Emmerich-Phantom.«
    Sorgfältig suchten sie Raum für Raum ab, entdeckten Fußspuren von großen und kleinen Schuhen im Staub und Reste von Talglichtern, von denen sie aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen konnten, ob sie tatsächlich von Rosa und dem Emmerich stammten oder von anderen Personen.
    Schließlich blieben sie ratlos stehen.
    »Nichts«, sagte Benno ein wenig deprimiert, »vielleicht ist Rosa hier gewesen, vielleicht aber auch nicht.«
    »Und was ist mit den Spritzern und Klecksen von Unschlittkerzen

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