FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
Auftrag von Christian Wilhelm bat der Bürgermeister um die Zusage, dass der Administrator sein Bistum und die Stadt ihre Freiheit behalten könne. Doch darauf ließ sich Tilly nicht ein. Das Bistum sollte wieder katholisch werden und Magdeburg unter der Oberhoheit des Kaisers bleiben. Nur unter diesen Bedingungen wäre eine Einigung möglich. Schließlich zogen der Bürgermeister und der Trompeter unverrichteter Dinge wieder zur Stadt zurück.
In der Zwischenzeit hatten die Kaiserlichen in der Neustadt und der Sudenburg begonnen, mit Schießscharten versehene Stege, sogenannte Gallerien, über den Stadtgraben zu bauen. Außerdem errichteten sie vor den Mauern mit Gräben und Palisaden versehene Brustwehren. Sie wurden dabei zwar von etwa fünfzig Granaten beschossen, aber das konnte sie nicht aufhalten.
Nachdem der Trompeter und der Bürgermeister abgezogen waren, entwarfen Tilly und seine Offiziere die Schlachtpläne. An vier Orten der Stadt sollte der Sturm beginnen. Pappenheim sollte das Neue Werk an der Neustadt zuerst angreifen.
»Ein harter Brocken«, warf Kapitän Ackermann ein, obwohl er nicht nach seiner Meinung gefragt worden war. »Den dort stehenden Wehrturm – sie nennen ihn Walsgetürm, Kampfturm – konnte Moritz von Sachsen vor achtzig Jahren jedenfalls nicht erstürmen. Seine Männer haben sich nur blutige Nasen geholt. Das haben mir Gefangene erzählt.«
Pappenheim machte jedoch eine wegwerfende Handbewegung.
»Der wird uns morgen nicht aufhalten. Und das machen Sie bitte auch Ihren Männern klar, Kapitän!«
Georg Ackermann nickte knapp und sagte: »Wir werden die Verteidiger überrennen, keine Frage, Herr Feldmarschall.«
Doch insgeheim dachte er: »Du hast gut reden. Stehst in sicherer Entfernung und schaust zu, während wir unsere Köpfe hinhalten müssen. Möchte mal sehen, ob du noch so siegessicher bist, wenn rechts und links von dir die Kameraden mit zerschmetterten Schädeln von den Sturmleitern stürzen.«
Doch dann riss er sich zusammen und hörte wieder den Absprachen der Obristen zu.
Herzog Adolf von Holstein sollte gegen das Hornwerk am Krökentor vorgehen, Graf Wolfgang von Mansfeld den Heydeck am Sudenburger Tor nehmen, und schließlich sollten drei kaiserliche Regimenter das neue Werk auf der Stadtmarsch attackieren. Die Magdeburger würden damit keine Zeit finden, Verstärkung zu den einzelnen Brennpunkten der Stadt zu schicken.
Noch am selben Abend gingen die Regimenter und Kompanien vor der Stadtmauer in Stellung. In der Nacht unternahmen die Magdeburger jedoch mehrere Ausfälle gegen sie. Dabei konnten sie die Kaiserlichen wieder aus den Gräben vertreiben. Doch schließlich wurde es ruhig rund um die Stadt.
Dietrich von Falkenberg war der Überzeugung, dass am nächsten Morgen wieder Tillys Parlamentär kommen würde, um die Antwort der Magdeburger zu hören. Deshalb rechnete niemand mit einem Sturm auf die Stadt.
Der Stadtkommandant ließ schließlich sogar die Hälfte der Bürger nach Hause gehen, damit sie sich nach den harten Kämpfen einmal ausschlafen konnten. Nachdem er selbst einige Stunden Wache auf der Stadtmauer gehalten hatte, ritt Falkenberg schließlich zum Rathaus, um mit den Verantwortlichen der Stadt zu beraten, welche Antwort sie Tilly nun geben sollten. Doch die Ratsherren meinten, es gäbe keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Es wäre besser, sie würden alle schlafen gehen.
Die Tür zum ehemaligen Eiskeller der Brauerei flog auf und Benno stürzte mit dem Schwert in der Hand in den Raum. Ehe Kuno Lederer reagieren konnte, presste Benno ihm die Spitze der Klinge ins Genick.
»Lass das Messer fallen!«, befahl er in einem Ton, der seine Entschlossenheit zeigte. »Eine falsche Bewegung, und deine Rübe ist ab!«
Der Schlaksige erstarrte. Blut lief ihm den Nacken hinunter.
»Nur die Ruhe, Mann«, sagte er. »Ich wollte gerade das Mädchen hier losschneiden. Wahrscheinlich hat der verrückte Kaufmann Emmerich sie festgebunden. Ich wollte nur helfen.«
Der Mann hatte beide Hände langsam in Schulterhöhe gehoben. In der Rechten hielt er einen blank geschliffenen Dolch.
»Du lügst«, antwortete ihm Benno. »Mit dem Emmerich steckst du nämlich unter einer Decke.«
»Warum glaubt Ihr mir nicht?«
»Keine Diskussion, Mann! Lass den Dolch fallen!«
Plötzlich beugte sich Kuno Lederer leicht nach vorn und wirbelte blitzschnell herum, wobei sein linker Arm Bennos Schwert zur Seite fegte. Die Klinge des Dolches schnitt hörbar durch die Luft und
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