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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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wollte er verschwinden, sich dabei aber auch an ihr für ihre Bosheit rächen. So hat er immer wieder heimlich Geld beiseitegeschafft und versteckt. Als sein Bruder tot war, kam ihm die Idee, wie er seiner Berta noch eins auswischen konnte. Er richtete den Leichnam seines Bruders übel zu und versenkte ihn im Fluss. Dieser Kuno Lederer sollte kurz vor der Belagerung der Stadt den Leichnam ›zufällig‹ finden. Alle hätten dann geglaubt, Klaus Emmerich wäre von Strauchdieben ausgeraubt und erschlagen worden. Durch die Belagerung hätte niemand Zeit und Interesse für eine Untersuchung des Mordfalls gehabt, und Emmerich hätte mit seinem Geld in aller Ruhe untertauchen können. Doch leider hast du, Rosa, seine Pläne durchkreuzt, und den toten Zwillingsbruder zu früh gefunden. Deshalb kam er auf die Idee, durch die Erscheinung des scheinbar Toten seine Frau in Panik zu versetzen.«
    »Dieser Schweinehund!«, ließ sich nun auch Hans Münkoff vernehmen. »Wollte mit den Geistererscheinungen sicherlich seiner Frau auch noch den letzten Heller abknöpfen!«
    »Ja«, sagte Benno, »genau das hatte er vorgehabt. Aber da ist er bei seiner Berta auf Granit gestoßen. Sie hat einfach die Nerven behalten. Doch nun sind beide mausetot und haben nichts von all ihrem sauer Ersparten.«
    Hans Münkoff und Rosa nickten nachdenklich.
    »Übrigens«, fuhr Benno fort zu erzählen, »Klaus Emmerich bekannte auch, dass er zusammen mit Bernhard von Absberg und diesem Kuno Lederer die Tore von Magdeburg in die Luft jagen wollte, um Tilly den Sturm auf die Stadt zu erleichtern. Reinhardt Bake hat darüber nur gelächelt, aber nachdem was du, Rosa, erzählt hast, stimmt das ja tatsächlich! Nur, sie wollten die Tore von unten, durch die alten Tunnel sprengen. Sie müssen also dort Unmengen von Pulverfässern gelagert haben …«
    »… die Klaus Emmerich als Eisenwaren getarnt in die Stadt gebracht hat«, ergänzte Rosa seine Vermutung.
    »Genau! Deshalb brauchte Bernhard von Absberg auch einen Kaufmann, und da hat er sich diesen Außenseiter Emmerich ausgeguckt, ihm Anerkennung und Mitgefühl geheuchelt und dann für seine Pläne weich geklopft.«
    Benno war aufgesprungen.
    »Die Pulverfässer liegen dann bestimmt hier unter dem Tor zur Sudenburg und unter dem Walsgetürm gegenüber der Neustadt, und dann noch irgendwo im Westen der Stadt. Können wir nicht ihren Plan noch vereiteln?«
    In diesem Moment begannen die Kirchturmuhren der Stadt sieben Uhr zu läuten. Eine gewaltige Explosion erschütterte den Norden der Stadt, dann wurde die Luft von heftigem Musketenfeuer und Kampfgeschrei rund um die Stadt erfüllt. Schließlich begannen auch Tillys Kanonen aus allen Rohren zu feuern. Bomben und Feuerkugeln fielen wie Hagel auf die Stadt.
    Erschrocken blickten die drei sich an.
    »Es ist zu spät, Benno«, sagte Rosa schließlich ganz ruhig und legte ihre Hand auf den Arm des jungen Mannes, »es ist zu spät. Wir können nichts mehr machen, außer beten und fliehen.«
    »Ja, lasst uns sofort abhauen«, stimmte Hans Münkoff zu.
    Benno stand wie erstarrt. Doch dann rief er: »Aber wir können nicht … Ich muss doch … Ich …, ich muss Anneliese warnen.«
    Er blickte gequält auf Rosa: »Entschuldige, aber ich kann sie und ihre Familie nicht im Stich lassen. Ich muss sie finden.«
    Abrupt wandte er sich um und lief die Straße hinunter.
    Wie vor den Kopf geschlagen blickte Rosa ihm hinterher. Tränen füllten ihre Augen.
    »Ich dachte, er liebt mich !«, flüsterte sie tonlos.
    Hans Münkoff nahm Rosa sanft in seine Arme und sagte: »Sei nicht traurig, mein Liebes. Benno ist mit den Stetters nur befreundet und will sie deshalb warnen. Hab keine Angst, er wird wiederkommen. Ganz bestimmt. Er wird wiederkommen.«
    »Aber wird er uns auch finden?«
    »Er weiß, wo er uns suchen muss. – Komm, wir müssen uns jetzt beeilen. Lass uns schnell unsere Sachen aus dem Kloster holen und dann verschwinden. Noch haben wir Zeit dazu.«

19.
    Beim siebten Glockenschlag der Kirchturmuhren stürmten Pappenheims Männer mit einem weißen Band um den Arm und mit dem Schlachtruf »Jesus, Maria!« den Wall vor der Stadtmauer zur Neustadt. Innerhalb weniger Minuten trieben sie die verschlafenen Stadtsoldaten auf den oberen Wall zurück. Aber auch dort konnten sich die wenigen Verteidiger nicht lange halten.
    Eine gewaltige Explosion riss eine Bresche in die Mauer des Neuen Werks. Farenbachs Miniere hatten diesmal offensichtlich ganze Arbeit geleistet.

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