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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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und Benno Greve Hinweise für seine Ermittlungen liefern. Was sie brauchte, war eine heiße Spur oder etwas, das ein wenig Licht in den Mordfall brachte.
    Warum hatte man Klaus Emmerich nicht einfach nur umgebracht, sondern auch noch gefoltert? Das waren bestimmt keine Strauchdiebe gewesen! Die hätten dem armen Kerl sein Geld abgenommen und vielleicht auch noch die Kehle durchgeschnitten. Sie hätten ihn aber nicht gequält. Nein, entweder hatte man den Kaufmann zu etwas zwingen oder ihn bestrafen wollen.
    Doch zu was hätte man den alten Emmerich schon zwingen können? Sein Wort galt in der Stadt nicht mehr sehr viel. Und bestrafen? Für was? Klaus Emmerich war zwar ein Geizkragen gewesen, aber man konnte ihm sonst nichts nachsagen. Jeden Sonntag hatte er in der Kirche St. Johannis gesessen, wo die mäßig Wohlhabenden den Gottesdienst besuchten, und seiner Frau war er immer treu gewesen. Viele Freunde hatte er zwar nicht gehabt, aber auch keine Feinde. Warum also hatte man ihm so übel mitgespielt?
    Auch hier auf dem Markplatz brodelte die Gerüchteküche. Ein Bänkelsänger trug zu Lautenklängen sogar schon Knittelverse über die Mordtat vor:
    Der Emmerich, der Emmerich,
der war kein böser Wüterich,
er lebte still und fromm
beim Magdeburger Dom.
    Der Sänger wies mit der Hand auf zwei Bilder, die neben der kleinen Bank hingen, auf der er stand. Das eine zeigte eine junge Frau mit langen hellblonden Haaren. Rosa fand, dass es nicht besonders gelungen war. Das andere zeigte das schrecklich zugerichtete Gesicht eines alten Mannes.
    Die holde Maid fand ihn im Fluß.
Er war verwest, von Kopf bis Fuß.
Man bracht ihn einfach um,
und keiner weiß, warum?
    Rosa wollte nicht von den Schaulustigen erkannt werden und ging schnell weiter. Sie spitzte ihre Ohren, während sie Stoffe, Deckchen und Schals in die Hand nahm oder an exotischen Gewürzen und neuen Teesorten roch. Doch nichts von dem, was sie hörte, enthielt brauchbare Informationen.
    Ein schlaksiger Mann in speckigem Lederwams und Pluderhose rempelte sie an, während er sich an ihr vorbeidrängte. Weder drehte er sich um, noch murmelte er ein »Entschuldigung«. Seine dunklen Haare waren ebenso dünn wie sein Bart, und seine Haut war blass und großporig.
    Rosa schüttelte ihren Kopf.
    Ungehobelter Klotz!, dachte sie.
    Ein Ratsherr mit braunem Haar, gestutztem Vollbart und dunkelgrünem Wams blickte den Mann an und machte eine kaum wahrnehmbare Handbewegung, als wollte er sagen: »Wir müssen miteinander reden!«
    Rosa wunderte sich darüber. Was wollte der von solch einem Kerl? Da war doch etwas faul! Gewöhnlich hielten diese piekfeinen Herren deutlich Abstand vom einfachen Volk, geschweige denn von solchen Gestalten.
    Unauffällig folgte Rosa dem Verdächtigen und tat so, als suchte sie etwas Bestimmtes. Kurz darauf trat der Mann an einen Stand mit Hasel- und Walnüssen. Der Verkäufer feilschte lautstark mit einer Bäckermagd um den Preis der Ware und hatte deshalb keine Augen und Ohren für den neuen Kunden.
    Wie Rosa schon vermutet hatte, trat nun auch der Ratsherr neben dem schlaksigen Mann und nahm einige Walnüsse in die Hand, als wollte er deren Qualität prüfen. Rosa schlenderte am Stand vorbei und blickte wie geistesabwesend zu Boden.
    »… und wann?«, hörte sie die leise Stimme des Schlaksigen.
    »Heute Abend, … in der Dom…«
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Schlaksige den Kopf wandte und sie unverwandt anstarrte. Deshalb bog sie in eine andere Budengasse ab und schlenderte gemütlich weiter, um nicht aufzufallen. Sie hatte genug gehört und wollte sich nicht in Gefahr bringen, falls es hier um dunkle Geschäfte ging. Dass dies so war, daran zweifelte sie nun nicht mehr.
    Warum sonst traf sich ein Ratsherr heimlich mit einem solch heruntergekommenen Gesellen?! Was wollten die heute Abend im Dom besprechen? Oder was hatte der Ratsherr dem Schlaksigen zugeraunt? Sie hatte es nicht ganz verstanden. Die Stimmen waren zu leise gewesen.
    Aber wenn die beiden sich irgendwo im Dom treffen wollten, ging es vielleicht um Angelegenheiten der Kirche. Der Schlaksige konnte ja auch ein Handwerker sein, vielleicht ein Mitglied der Bauhütten. Die begrüßten sich sowieso immer mit kaum wahrnehmbaren Handzeichen, um die Geheimnisse der Baukunst vor anderen zu schützen. Wer nicht auf diese bestimmten Handzeichen reagierte, war kein Mitglied ihrer Bauhütte und wollte die Konkurrenz nur ausspionieren. Vielleicht wollte der Ratsherr einen Schaden im

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