FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
genommen!«
Der Läufer hob abwehrend die Hand.
»Nein, meine Herren, das ist es nicht – nicht ganz. Der Graf ist äußerst ungehalten darüber, dass seine Männer die Schanze Trutz Pappenheim noch nicht eingenommen haben. Die Bomben haben beim Feind keinen Schaden angerichtet, weil die Lunten im Morast und Sumpf des Geländes ausgegangen sind. Danach hat er den Sturm befohlen, doch der Angriff wurde blutig zurückgeschlagen. Hundert seiner Söldner sind schon gefallen.«
»Hundert Tote?« Georg Ackermann blickte seinen Leutnant vielsagend an. »Denken Sie auch, was ich denke?«
Münzhofer nickte: »Der Feldmarschall ist ziemlich sauer, weil er schon letztes Jahr an dieser Schanze gescheitert ist. Das wirft kein gutes Licht auf ihn. Da ist unser leichter Sieg Salz in seinen Wunden. Kein Wunder, dass er sich gewaltig ärgert.«
»Genauso ist es. Was hat er über die Gefangenen gesagt? Wie sollen wir mit ihnen verfahren?«
»›Massakriert sie!‹, hat er geschrien, ›Schlagt ihnen allen die Köpfe ab!‹«, sagte der Läufer mit schmalen Lippen.
»Was? Wir sollen sie über die Klinge springen lassen?« Georg Ackermann spürte, wie Entsetzen und Zorn in ihm emporstiegen. »Wir sind doch keine Mörder oder Henker! Wir sind christliche Soldaten, wir stehen im Dienst des Kaisers!«
»Unverständlich!«, nickte auch Leutnant Münzhofer kopfschüttelnd. »Das können wir doch nicht machen!«
Sie schickten den Läufer mit der strikten Anweisung fort, kein Wort über den Befehl des Feldmarschalls zu verlieren.
»Was nun?«, fragte Ackermann seinen Leutnant. »Ganz im Vertrauen, ich stimme Ihnen zu, dass wir dies nicht tun können.«
»Sollen wir also den Befehl des Generals verweigern?«, fragte Münzhofer. »Das wird böse Konsequenzen haben.«
Ein Gedanke blitzte plötzlich in Georg Ackermanns Kopf auf.
»Wir lassen die Magdeburger fliehen«, erklärte er seinem Offizier.
»Wie bitte?«
»Ja, wir werden durch irgendetwas abgelenkt. Das nutzen die Gefangenen und hauen ab. Wir verfolgen sie natürlich, aber sie sind schneller, weil sie ja keine Waffen tragen.«
Leutnant Münzhofers Augen leuchteten auf.
»Ein verwegener Plan, Kapitän, ein verwegener Plan! Aber werden unsere Männer mitspielen?«
»Sie dürfen nicht eingeweiht werden, sonst verplappern sie sich irgendwann.«
»Wie wäre es, wenn wir die Leute eine Salve schießen lassen«, schlug Münzhofer vor, »dann können sie nicht auf die Fliehenden schießen.«
»Gute Idee, Leutnant! Und einen Großteil des Trupps schicken wir zusammen mit Ihnen und dem Feldwebel schon mal zur Verstärkung zur Schanze Trutz Pappenheim. Dagegen wird der Graf nichts einzuwenden haben.«
Georg Ackermann ließ seine Truppe antreten und kommandierte die meisten der Söldner ab, um Feldmarschall Pappenheim zu unterstützen. Nur hundert Bewacher und ein Gemeinwebel blieben mit ihm zurück.
Nachdem die Söldner abmarschiert waren, fühlte er, wie die Spannung in ihm wuchs. Nur jetzt keinen Fehler machen! Und keinen falschen Eindruck bei seinen Männern wecken! Das konnte ihm später den Kopf kosten.
»Ich muss mal in die Büsche«, sagte er zum Gemeinwebel, »Sie passen auf die Gefangenen auf.«
Der Unteroffizier nickte.
Betont lässig schritt Ackermann an Kapitän Böse vorbei, der an einem Pfahl lehnte, während die anderen Gefangenen im Gras saßen.
»Fliehen Sie, sobald ich Signal gebe!«, flüsterte er dem Offizier zu. »Man will sie alle umbringen.«
Der Mann blickte nur ausdruckslos an ihm vorbei. Offensichtlich hatte er gelernt, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Nur ein kurzer Lidschlag zeigte, dass er verstanden hatte.
Guter Soldat!, dachte Ackermann. Schade, dass er nicht zu meiner Kompanie gehört. Solche Männer könnte ich gebrauchen.
Nachdem er aus dem Wald zurückgekehrt war, warf er dem Offizier einen verstohlen Blick zu. Kapitän Böse lächelte nur kurz zurück und nickte.
Alles klar! Die Magdeburger wussten Bescheid und würden sofort losstürmen, sobald die Wachmannschaft abgelenkt war.
»Männer!«, rief Georg Ackermann seinen Söldnern zu. »Heute Abend feiern wir, dass sich Tische und Bänke biegen.«
Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit.
»Schießen wir einen dreifachen Salut, um unseren Kameraden an den anderen Schanzen zu zeigen, dass wir einen großartigen Sieg errungen haben.«
Der Gemeinwebel ließ die Söldner antreten.
»Das Leben ist nur kurz«, fuhr Georg Ackermann fort, »und ob wir morgen Abend einen weiteren Sieg
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