FreeBook Die tote Unschuld - Soko Hamburg Bd 1
vielleicht sagen. Es gibt unglaublich viele Informationen. Aber nichts, was zu unserem aktuellen Fall passt.«
»Zu deinem Fall, Ben. Ich bin raus.«
»Weißt du was, Heike?« Der Hauptkommissar senkte die Stimme. »Ich glaube inzwischen immer stärker, dass ich mich geirrt habe. Und dass du Recht hast. Fast alle berühmten Serienmörder der Geschichte waren ... na ja, sie waren Amateure. Sie mordeten, aber es fehlte diese Präzision wie bei dem Schuss auf Julia Sander. Und vor allem hat keiner von ihnen absichtlich danebengeschossen, wie bei den Anschlägen auf Wilhelm Krone und Marcus Brunner.«
»Dr. Magnussen wird sich nicht darüber freuen, dass du deine Meinung geändert hast«, lästerte Heike. Sie war immer noch bester Laune.
In diesem Moment kam Dr. Magnussen herein. Heike hatte ihn an dem Morgen noch nicht gesehen. Er schaute sie mit einem seltsamen Blick an. So, als ob sie bisher verkleidet gewesen wäre und ihr wahres Ich erst jetzt enthüllt hätte.
Oder habe ich einen Blusenknopf zu viel auf?, dachte Heike und schaute unwillkürlich an sich herunter. Doch sie war mit ihrer beigen Hemdbluse, der Wildlederweste und einer schwarzen Hose mit ausgestellten Beinen korrekt gekleidet.
»Guten Morgen, Herr Dr. Magnussen«, sagte Heike brav.
»Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, dass Sie ab sofort wieder an dem Serienmörder-Fall mitarbeiten«, sagte Dr. Magnussen. Die Augenlider des Kriminaloberrats flatterten. Das hatte Heike noch niemals an ihm bemerkt. Einzig die kalte Tabakspfeife steckte wie angewachsen in seinem Gesicht. Er bewegte sich steif, als ob er im Stehen geschlafen hätte. Man sah ihm an, dass ihm noch eine weitere Bemerkung auf der Zunge lag. Aber er beherrschte sich.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren kehrte er in sein Dienstzimmer zurück.
In diesem Moment tat er Heike beinahe leid. Offenbar hatte der Kriminaloberrat an diesem Morgen telefonisch gewaltig eins auf den Deckel bekommen. Und zwar vom Innensenator höchstpersönlich. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Der Politiker hatte Dr. Magnussen praktisch gezwungen, Heike wieder an den Fall Julia Sander zu setzen.
Die Kriminalistin klappte die Harvestehude-Akte zu. Es gab nur einen Weg, den sie beschreiten konnte. Sie musste sich dieses Vertrauens als würdig erweisen und den Fall lösen ...
8. Kapitel
Auch andere Teile der Hamburger Polizei konnten sich an diesem Morgen über mangelnde Aufregung nicht beklagen.
Die Geduld der Sonderkommission Organisierte Kriminalität wurde endlich belohnt. Der St. Pauli-Drogenkönig Eddie Behrens sollte eine neue Ladung Kokain erhalten. Gleichzeitig ließ er seine Truppen an Kleindealern antanzen, damit sie mit ihm abrechneten und neue Ware in Empfang nahmen.
Eine Gelegenheit, wie sie für die Polizei so schnell nicht wiederkehren würde. Eddie Behrens war immer noch vorsichtig. Deshalb fand der Drogendeal nicht in St. Pauli selbst statt.
Der Dealerkönig empfing seinen Hofstaat in einer stillgelegten Schlosserei in dem ruhigen Stadtteil Hamm. Die Straße hieß Pröbenweg. Eine ruhige Seitenstraße ohne Durchgangsverkehr.
Kein gesetzestreuer Bürger wäre auf die Idee gekommen, dass hier ein Rauschgiftgeschäft im großen Stil ablief. Doch die Polizei war unauffällig vor Ort.
Gleich zwei Trupps des Mobilen Einsatzkommandos warteten auf das Startsignal. Die Beamten trugen blaue Kampfanzüge mit dem weißen Schriftzug POLIZEI auf dem Rücken. Außerdem schusssichere Kevlar-Westen, Gesichtsmasken und Helme. Sie verbargen sich in zwei neutralen Lieferwagen.
Einige Scharfschützen hatten sich mit ihren Zielfernrohr-Präzisionsgewehren auf den umliegenden Dächern postiert. Über Sprechfunk standen sie in Kontakt mit der Einsatzzentrale. Die befand sich in einem der getarnten Lieferwagen.
»An alle Einheiten! In drei Minuten wird die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt!«, sagte der Einsatzleiter über Funk. »Der Zugriff auf die Schlosserei erfolgt exakt um 14.12 Uhr!«
»Ein Mann nähert sich der Schlosserei«, meldete der Scharfschütze, der östlich von dem Zielobjekt auf dem Flachdach eines dreistöckigen Bürogebäudes lag. Er wirkt unverdächtig. Ob er zu Behrens' Leuten gehört, ist fraglich ... Ich korrigiere! Der Mann hat eine Pistole im Gürtelholster. Er hat eben seine Jacke zurückgeschlagen, um in die Hosentasche zu greifen.«
»Wir können nicht riskieren, dass er Behrens warnt!«, zischte der Einsatzleiter. »Zugriff sofort, auf den Mann und auf die
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