freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
ihn unfreundlich.
Der Clubmanager war wie vom Donner gerührt. »Ach … |74| verzeihen Sie … ich dachte, daß wir armen Raucher zumindest in einem Kommissariat … wissen Sie, Maigret, diese Atmosphäre
der Kriminalromane …« Er versuchte zu lächeln. Marco Luciani reagierte nicht.
»Ich werde sie draußen im Korridor ausmachen.«
Nach einem Moment kam er wieder herein, in einer Wolke, die nach kubanischer Zigarre roch. Die kosten mindestens zehn Euro
das Stück, dachte Marco Luciani, während er aufstand und demonstrativ das Fenster öffnete. Er konnte Rebuffos selbstgefälliges
Gehabe nicht ertragen, und tat deshalb alles, um ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen.
»Ich bin froh, daß Sie mich vorgeladen haben, Herr Kommissar. Ich habe mehrmals versucht, Sie zu kontaktieren, denn ich glaube,
daß ich Ihnen weiterhelfen kann, und mein Verein legt Wert darauf, Ihnen jede denkbare Unterstützung zukommen zu lassen. Das
Unglück vom Sonntag ist auch für uns ein herber Schlag, Herr Ferretti …«
»Schon gut, schon gut. Ich weiß, daß Sie alle unter Schock stehen und tief betroffen sind. Immerhin haben Sie einen Ihrer
besten Schiedsrichter verloren.«
Der Manager lächelte, als wollte er sagen: Wenn du mich aufs Kreuz legen willst, mußt du früher aufstehen.
» Der Fußball
hat einen seiner besten Schiedsrichter verloren«, stellte er richtig.
Im Vergleich zum ersten Gespräch hatte er sein schmieriges Getue abgelegt; er gab sich entgegenkommend, aber absolut selbstsicher.
Marco Luciani dachte, daß der Konfrontationskurs unterm Strich nichts brachte.
»Aber sicher, genau das meinte ich. Ich habe Sie hergebeten, weil Sie mir vielleicht ein paar unklare Punkte erhellen können.
Wissen Sie, ich kenne mich in der Branche überhaupt nicht aus … und es gibt Gepflogenheiten, Besonderheiten, die nur ein Fachmann
kennt.«
»Nur heraus mit der Sprache.«
|75| Der Kommissar redete eine Weile um den heißen Brei herum, ließ sich dieses oder jenes Detail erläutern, die eine oder andere
Hintergrundinformation liefern, ein paar Anekdoten erzählen; er tat sogar, als würden ihn die Lebensgewohnheiten der Spieler
interessieren, ihre Einkünfte, ihre Affären mit den Starlets aus dem Fernsehen. Nach einigen Minuten lenkte er das Gespräch
auf die wirklich interessante Frage.
»… und hören Sie, was den Schiedsrichter betrifft … sobald er das Stadion betreten hat, darf niemand mehr zu ihm, oder?«
»Richtig. Abgesehen von seinen Assistenten, natürlich.«
»Und der Schiedsrichter, hat man mir gesagt, darf nicht nach draußen kommunizieren. Deshalb habe ich in seiner Umkleide auch
kein Handy gefunden.«
Rebuffo zeigte sich überrascht. »Ehrlich gesagt, Herr Kommissar, gibt es kein Reglement, das den Kontakt nach draußen verbieten
würde.«
»Ach, tatsächlich? Da muß man mich falsch unterrichtet haben … Man hatte mir gesagt, daß es in den vergangenen Jahren viel
Ärger gegeben hatte, weil die Schiedsrichter während der Fußballspiele telefonierten.«
»Sehen Sie, Herr Kommissar, über die Frage der Kontakte nach draußen sind in der Vergangenheit reichlich Märchen erzählt worden,
und ich will nicht ausschließen, daß Herr Ferretti als der Ehrenmann, der er nun einmal war, kein Handy mitgenommen hatte,
um über jeden Verdacht erhaben zu sein.«
»Verzeihung, das verstehe ich jetzt nicht.«
»Aber ja doch, sehen Sie, die schwachen Mannschaften finden immer einen Grund, sich zu beklagen. Sie ziehen sich an allem
hoch, um ihre Fehler in Taktik und Management zu kaschieren, und auf wen gehen sie los, wenn sie sich vor ihren Fans reinwaschen
wollen? Auf den Schiedsrichter, das |76| liegt doch auf der Hand! Dann denken sie sich diese Verschwörungstheorien aus, wonach die gegnerische Mannschaft in der Halbzeitpause
den Schiedsrichter anruft, um ihn zu instruieren: Stell X vom Platz, gib Y eine Gelbe Karte, pfeif einen Elfer für uns. Lachhaft,
verstehen Sie?«
Marco Luciani gab sich skeptisch.
»Hmmm … ja, das scheint lachhaft zu sein. Aber theoretisch könnten sie ihn anrufen, um ihm zu sagen, ob er mit irgendeiner
Entscheidung falsch gelegen hat. Was weiß ich, einem nicht sanktionierten Strafstoß, einem Tor, das eigentlich Abseits war.«
Rebuffo korrigierte seine Sitzposition. »Nun, das wäre äußerst grausam, meinen Sie nicht? Ein Fehler, der einmal begangen
wurde, läßt sich nicht wieder ausbügeln.«
Der Kommissar legte allmählich seinen
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