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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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allem jetzt.«
    Sein Gegenüber lächelte: »Vor ein paar Jahren hätte ich es vielleicht gebracht, aber mit der Zeit habe ich kapiert, daß man
     mit den Bomben nur Leute hochgehen lassen sollte, die es auch verdienen. Sonst wenden sich die Sensationsmeldungen am Ende
     nur gegen den, der schreibt.«
    Der Kommissar senkte den Blick. Er spürte, daß er Baffigo zu Dank verpflichtet war, und sagte: »Ich werde versuchen dir einen
     anderen Knaller zu liefern, am Ende dieser Geschichte. Vielleicht ein Exklusivinterview mit dem Mörder.«
    Der Journalist hob das Glas. »Soviel erwarte ich gar nicht. Ich will nur, daß du mir, wenn alles vorbei ist, eine Frage beantwortest.«
     
    |89| Als der Kommissar nach Hause kam, fand er auf der Briefkastenzeile einen dicken braunen Umschlag, auf dem mit schwarzem Filzer
     sein Name, aber kein Absender geschrieben stand. Er nahm ihn in die Hand und spürte durch den Umschlag einen rechteckigen,
     relativ leichten Gegenstand. Es waren weder Drähte noch sonst etwas Verdächtiges auszumachen. Während Luciani seine Wohnung
     betrat, öffnete er vorsichtig die Sendung. Sie enthielt eine Videokassette mit einem Kärtchen, auf dem stand: »Lieber Herr
     Kommissar, Sie haben mich heute gebeten, Beweise für den Selbstmord zu liefern. Dies ist der Videomitschnitt des Spiels vom
     Sonntag. Falls Sie es noch nicht getan haben, dann schauen Sie ihn sich an, er wird Sie interessieren. Was in der 21. Spielminute
     passiert, wird einen eurer Hauptzweifel ausräumen, und was anschließend geschieht, hätte auch weniger labile Menschen, als
     Ferretti es war, aus der Bahn geworfen. Die Wahrheit ist immer einfacher, als man glaubt.« Darunter die Unterschrift Alfredo
     Rebuffos.
    Dieser Idiot gefällt sich jetzt auch noch in Ratespielen, dachte Marco Luciani. Hätte er nicht einfach sagen können, worauf
     er hinauswill? Allerdings mußte der Kommissar ein Versäumnis einräumen: Er hätte sich längst die Aufzeichnung des Spiels anschauen
     müssen. Er zog Jacke, Hemd und Hose aus, schlüpfte in T-Shirt und Bermuda-Shorts und ging in die Küche, wo er sich einen Tee
     mit viel Zucker bereitete. Dann schob er die Kassette in den Videorekorder, streckte sich auf dem Sofa aus und betrachtete
     die Partie so, wie er es noch nie getan hatte, indem er sich nämlich nur auf den Schiedsrichter und dessen merkwürdiges Spiel
     im Spiel konzentrierte. Bis zur zehnten Minute geschah nichts Besonderes, doch dann griff Ferretti ein: mit einer Gelben Karte
     für einen Spieler der Heimmannschaft. Luciani bemerkte, daß der Referee mit der linken Hand schrieb. Ein kleiner Zweifel war
     also schon ausgeräumt, |90| und zwar im gewünschten Sinne. Einige Minuten später verwarnte der Schiedsrichter einen weiteren Spieler, ebenfalls aus der
     gastgebenden Mannschaft; dann revidierte er eine Freistoßentscheidung, anschließend pfiff er eine klare Torgelegenheit ab,
     weil er den Stürmer fälschlicherweise im Abseits gesehen haben wollte: Die Fernsehkamera fing einen Moment lang Adelchi ein,
     der unbeeindruckt alle Proteste schluckte. Die meisten Entscheidungen begünstigten Rebuffos Team; nichts Eklatantes, aber
     doch genug, um das Spiel in die gewünschte Richtung zu lenken. Um die 20. Spielminute herum geriet Ferretti plötzlich in die
     Flugbahn eines verunglückten Schusses; der Ball traf ihn aus drei Meter Entfernung am Kopf. Er ging in die Knie, sank auf
     alle viere, war aber geistesgegenwärtig genug, um das Spiel abzupfeifen. Er verlangte eine kurze Pause, während der Spieler,
     der ihn getroffen hatte, sich bei ihm entschuldigte. Auch die anderen eilten zu Hilfe. Ein Masseur drückte ihm einen nassen
     Schwamm an die rechte Schläfe, und einige Minuten später war der Schiedsrichter in der Lage, das Spiel fortzusetzen. Die Kamera
     zoomte auf ihn, während er das Spiel wieder anpfiff.
    Marco Luciani griff sofort zum Telefon und wählte Vassallos Handynummer. Hoffentlich hat er es noch nicht abgeschaltet, dachte
     er. Er ließ es klingeln, bis eine etwas mürrische Stimme fragte:
    »Ja bitte?«
    »Entschuldigen Sie die späte Störung, Herr Doktor. Hier ist Luciani. Ich schaue mir gerade die Aufzeichnung des Spiels an
     und wollte schnell eine Frage loswerden.«
    »Fragen Sie.«
    »Dieses Mal an Ferrettis Schläfe … Kann das von einem harten Schuß mit dem Ball herrühren?«
    Vassallo schwieg einen Moment. Er schien überrascht. »Nun … theoretisch schon. Aber von einem ziemlich |91| strammen

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