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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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drei oder vier Kugeln in den Topf, die richtige wird angewärmt, und dann
     kann’s losgehen. In Italien haben wir sogar die Lottoziehung manipuliert, da kannst du dir denken, wieviel Mühe es macht,
     die Auslosung der Schiedsrichter zu türken.«
    »Das heißt, alles wird schon vorher festgelegt.«
    »Ich nenne dir nur ein paar Statistiken, ohne zu werten: Rebuffos Mannschaft hat in dieser Saison zwölf Elfmeter zugesprochen
     bekommen, die jeweiligen Gegner insgesamt zwei, die ohne Einfluß auf das Ergebnis blieben. Das Team begeht die meisten Fouls,
     mehr als die Abstiegskandidaten, kassiert aber die wenigsten Gelben und Roten Karten. Den besten Schiedsrichter Italiens,
     vielleicht sogar weltweit – einer, der sich nicht beeinflussen läßt –, den haben sie ein einziges Spiel von Rebuffos Team
     pfeifen lassen. Oft passiert es den Gegnern, daß ihnen, gerade bevor sie gegen diese Mannschaft antreten müssen, ein oder
     zwei Schlüsselspieler gesperrt werden. Ihnen dagegen passiert das vor wichtigen Begegnungen nie. Und hier sind nicht einmal
     die kleinen Zwischenfälle berücksichtigt, die Strafstöße, Abseitstore, die am Ende über den Ausgang einer Partie entscheiden.«
    Baffigo trank auch den zweiten Whiskey aus. Wer weiß, ob er ihn überhaupt noch schmeckt, dachte der Kommissar.
    »Und kennen sich Colnago und Rebuffo?«
    »Seit langem. Schon seit der Zeit, als Rebuffo noch eine Zweit-Liga-Mannschaft managte, sind die zwei die besten Freunde.
     Colnago pfiff damals eine Reihe von Spielen, die |87| für ziemlichen Wirbel sorgten. Und Colnago hatte übrigens auch ein sehr enges Verhältnis zu Ferretti, und – wie man hört –
     war oder ist er ein enger Freund seiner Gattin.«
    Er sprach dieses »enger Freund« mit einem Unterton aus, der kaum mißzuverstehen war. Der Kommissar machte sich innerlich eine
     Notiz zu diesem Detail, dann orderte er eine neue Runde Lemonsoda.
    »Gibt es noch etwas, was ich über dieses idyllische Ambiente wissen müßte?«
    »Oh … Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Spiele, die zu Gunsten illegaler Wetten beeinflußt werden. Jedes Jahr gibt es,
     vor allem am Ende der Saison, reihenweise abgekartete Punkteteilungen. Alle sind sich dessen bewußt, tun aber so, als wüßten
     sie von nichts. Ein Spieler wurde sogar – das mußt du dir mal vorstellen! – mit der Fernsehkamera eingefangen, wie er bei
     einem Eckstoß zu seinem Mitspieler sagt: ›Laß ihn das Tor machen.‹ Und tatsächlich hat der Stürmer einen Augenblick später
     getroffen. Zeter und Mordio, hitzige Diskussionen, Untersuchungsberichte und am Ende: alles wie gehabt.
    Dann wird überall auf Teufel komm raus gedopt. In den Trainingslagern geht es zu wie im Krankenhaus, da sind mehr Ärzte und
     Apotheker als Spieler im Umlauf, mehr Spritzen als Fußbälle. Der einzige, der gewagt hat, das offen anzuprangern, trainiert
     jetzt in Angola.«
    Sie schwiegen eine Weile. Marco Luciani hing Gedanken nach, die ihn mindestens fünfzehn Jahre in die Vergangenheit zurückführten.
     »Wie schaffst du es nur, dich immer noch für einen solchen Saustall zu erwärmen?«
    »Ach, ich weiß es nicht. Auf der einen Seite widert es mich an, jedes Jahr schwöre ich mir zum Saisonende, daß ich künftig
     nur noch über Eisstockschießen und Badminton schreibe. Aber dann erwischt es mich wieder, bei jedem Saisonauftakt lecke ich
     Blut, ich denke über technische und |88| taktische Fragen nach, ich schau mir die Spiele an und meine manchmal sogar, sie seien authentisch. Ich weiß nicht. Das ist,
     als wärest du mit einer Traumfrau zusammen: Du weißt, daß sie dich betrügt, aber du bringst es nicht fertig, sie zu verlassen.
     Du leidest ihretwegen wie ein Hund, und trotzdem liebst du sie.«
    Das wollte dem Kommissar nicht in den Kopf. Seines Wissens hatte ihn nie eine Frau betrogen, und wenn, wäre seine Liebe sofort
     erloschen, da war er sicher.
    »Du bist aus einem anderen Holz geschnitzt, ich weiß«, lächelte Baffigo, der Lucianis Gedanken zu erraten schien, »du hast
     Kompromisse nie akzeptiert. Ich kann mich noch erinnern, wie du mit den Lehrern aneinandergeraten bist … Und ich weiß auch
     noch, warum du die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hast«, sagte er, während er dem Barkeeper ein Zeichen gab.
    Marco Luciani sah ihn erschrocken an.
    »Nein, nein, mach dir keine Sorgen. Ich habe das nie in die Zeitung gebracht und werde es auch nicht tun.«
    »Schade. Das wäre eine Bombenmeldung für dich, vor

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