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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Widerstand gebrochen hatte, in den
     Arm und wiegte ihn. Er ist federleicht, dachte sie.

|253| Donnerstag
    Er wachte kurz nach fünf Uhr auf, schrieb Sofia Lanni einen Zettel und fuhr mit dem Auto hinunter an den Porto Antico. Von
     dort fuhr er weiter Richtung Wohnung, durch die fast menschenleeren Gassen. Das war die schönste Tageszeit, wenn die Morgensonne
     mit ihren ersten Strahlen die Schatten der Häuser schraffierte und sich in der kalten Nachtluft langsam die laue, fast schon
     sommerliche Atmosphäre des Wonnemonats Mai ausbreitete. Er kaufte die Zeitung und fünfzig Gramm einer dünnen heißen Focaccia.
     Er ging hinauf in die Wohnung, stellte die Kaffeekanne auf, legte eine Klaviersonate von Ludovico Einaudi ein, bis auch in
     seinem Hirn, ganz allmählich, das Licht die Schatten vertrieb.
     
    Rechts auf dem Titelblatt war der von Alessandro Baffigo gezeichnete Artikel. Die Überschrift lautete: »Auf seiten der Wahrheit«.
     Punkt für Punkt wies er die Behauptungen zurück, die
m.t.
am Vortag aufgestellt hatte. »Der Profifußball ist, falls er es jemals war, keine Insel der Glückseligen mehr, auf die die
     gemeine Staatsanwaltschaft ihren Fuß nicht setzen kann oder darf. Der Profifußball ist einer der größten Wirtschaftszweige
     des Landes, in dem Milliarden Euro umgesetzt, Tausende Arbeitsplätze geschaffen oder vernichtet werden. Die Clubpräsidenten
     sind die wichtigsten Unternehmer, Manager und Politiker des Landes, zahlreiche Vereine sind an der Börse notiert, und an der
     Börse wird nach klaren Regeln operiert. Wenn jemand einen Fehler begangen hat, muß er bestraft werden. Wenn jemand die |254| Regeln verletzt hat, muß er verfolgt werden. Das, und nur das, wollen Staatsanwalt Michele Delrio und Kommissar Marco Luciani
     herausbekommen. Wir haben es hier mit einer verzwickten, komplexen Affäre zu tun, und da gewaltige Interessen auf dem Spiel
     stehen, bekommen viele Leute den Mund nicht auf, was die Arbeit der Ermittler enorm erschwert. Eins steht fest: Es wird einige
     Zeit dauern, bis geklärt ist, ob Schiedsrichter Ferretti sich umgebracht hat oder umgebracht wurde. Aber hier geht es nicht
     mehr allein um die von uns allen ersehnte Wahrheit in einem tragischen Todesfall, sondern um das wahre Gesicht einer Branche,
     die Tag für Tag mit einem gewinnenden Lächeln an unsere Haustür klopft. Wir wollen wissen, ob dieses Lächeln aufgesetzt oder
     ehrlich ist, ob wir die Haustür (und unsere Herzen, unsere Geldbeutel) aufschließen sollen für ein Milieu, das Spiel und Spaß
     verspricht, ob immer noch der Wahlspruch gilt: ›Der Bessere möge gewinnen‹, ob der sportliche Wettkampf, den wir sehen, echt
     oder manipuliert ist, ob es sich um eine abgesprochene Show handelt, deren Ergebnis von vornherein festgelegt ist. Wir haben
     es satt, daß Mannschaften auf- und absteigen, weil es am Runden Tisch beschlossen wurde, daß man eine Auslosung der Schiedsrichter
     fingiert, daß der Transfermarkt nur dazu mißbraucht wird, die Bilanzen zu manipulieren; wir haben es satt, daß sich in den
     Umkleidekabinen Visagen zeigen, die besser in amerikanische Gangsterfilme passen würden. Und wir haben genug von dieser neuen
     Machtzentrale des Fußballs, die ihre Tentakel in die Finanzwelt, in die Politik und in die Justiz ausgestreckt hat. Wer sich
     nach ein bißchen Sauberkeit sehnt, der kann nur voller Hoffnung und Bewunderung auf die laufenden Ermittlungen schauen. Und
     er kann sich glücklich preisen, daß ein Kommissar ermittelt, den selbst seine Verleumder als absolut integer bezeichnen. Denn
     im Augenblick ist Kommissar Marco Luciani die beste Garantie |255| dafür, daß der Dreck, falls es ihn gibt, nicht unter den Teppich gekehrt wird.«
    Die Lobeshymne wurde langsam peinlich. Dieser Artikel würde dem Kommissar noch ein paar neue Feinde und neue Probleme bescheren.
     Aber seinem Herzen hatte die Lektüre trotzdem gutgetan. Der Artikel steckte voller Rhetorik und Entrüstung, wie man sie derzeit
     selten zu lesen kriegte. Gefragt waren im Moment nämlich die zynischen, abgebrühten Kommentatoren, die sich als Männer von
     Welt geben wollten, indem sie paradoxe Lösungen erfanden, statt schlichtweg auf Einhaltung der Regeln zu pochen.
    Er schaltete sein Aufnahmegerät ein und faßte noch einmal die wesentlichen Neuigkeiten in dem Fall zusammen. »Ferrettis Handy
     wurde von uns sichergestellt. Es war in seinem Wagen. Die Gattin behauptet, sie habe es dort gefunden, als sie den

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