FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
entsorgt, da er seine Aufgabe erledigt hatte.“
„Und – wer wird nun erpresst?“
Hanni Polterer rauchte ihre Zigarette und dachte nach. „Kleene, du solltest bei der Kripo anfangen. Darüber haben wir noch nicht nachgedacht.“
Aus dem Wohnzimmer drangen leise die Stimmen von Melanies Eltern.
Die Hamburgerin sprach noch ein Weilchen mit Melanie über alle möglichen Dinge, bis es endlich an der Tür klingelte. Hanni Polterer sprang vom Barhocker und lief zur Tür. „Kommen Sie rein junger Mann. – Da geht’s zur Küche.“ Sie bemerkte den erstaunten Blick des Mannes auf die Waffe an Hanni Polterers Hüfte. „Keine Angst, in diesem Haus sind alle bewaffnet.“ Die Polizeimarke in ihrer Hand beruhigte den Pizzafahrer. „Dass du nicht irgendwelchen Blödsinn verbreitest. – Was bekommst du?“
Anschließend bereiteten die beiden Frauen das Abendessen vor und brachten es ins Wohnzimmer.
Melanie hätte fast das große, runde Brettchen mit den Pizzaecken fallengelassen. Mutter und Vater standen neben dem Tisch, fest umschlungen!
„Ich muss jetzt los, Toni“, meinte Gutmeyer und winkte dem Keeper des Stragayte zu. „Zahlen, Klaus.“
„Zusammen, Hansi?“
„Ja.“
Ein paar Minuten später verließen Engler und Gutmeyer die Saunalandschaft.
„Bist du mal wieder hier, Toni?“
„Vielleicht. Weiß noch nicht.“
„Hier, meine Visitenkarte. Du erreichst mich im Amt, gib mir Bescheid, wenn du mal wieder hier bist. Und erzähl keinem von mir. Bitte.“
Engler packte die Visitenkarte weg. „Versprochen. Tschüss, dann“, und ging zu seinem Golf. Er spürte, dass Gutmeyers Blicke an ihm klebten.
„Tschüss, Toni.“
Engler stieg in den Golf ein und wartete einen Moment. Im Rückspiegel sah er, dass Gutmeyer seinen Wagen öffnete und sofort startete.
Einige Zeit später folgte ihm Englers Golf. Er hielt einen gebührenden Abstand. Die Straßen waren leer, nur hin und wieder huschten Lichter über den Asphalt.
Der Assistent war verwirrt. Er hatte seit ewigen Zeiten keinen Sex gehabt. Und nun gleich zwei Mal hintereinander, einmal mit einer Frau und einmal ...
„Es war ein Fehler, dass ich in meinem Leben nie aufgeräumt habe, er wusste, dass alles nur eine Lüge war“, hatte Gutmeyer gesagt.
Und Engler hatte gefragt: „Du meinst deinen früheren Freund, den Emanuel?“
Gutmeyer zuckte bei dem Wort früheren zusammen. Sein Gesicht war sehr ernst. „Er wollte eine Partnerschaft, die auf Freundschaft und Achtung aufbaut. In seinen Augen war mein Leben, die Ehe mit meiner Frau, alles nur Selbstbetrug und Lüge. Und damit hat Emanuel Recht.“
„Und du hast keine Ahnung, wo er hin ist?“
„Ich habe versucht, ihn zu erpressen, dass er zurück kommt, wollte seinen feinen Charakter ausnutzen. Und nun ist es vorbei. Für immer.“ Gutmeyer hatte damit begonnen, seinen Beschatter sanft zu streicheln, der das folgende Liebesspiel einfach mit geschlossenen Augen über sich ergehen ließ. Engler wollte auf keinen Fall auffliegen.
Dr. Hansi Gutmeyer fuhr nicht auf direktem Weg nach Hause. Sein Wagen folgte zunächst dem Ring, dann bog er Richtung Norden ab, hielt sich am Chaussehaus rechts. Im Stadtteil Eutritzsch ging es nach links. Als Gutmeyer langsamer wurde, hielt Engler an, versteckte seinen Golf hinter einem abgestellten Sattelauflieger. Der Wagen von Gutmeyer fuhr durch die Baustraße einer Investruine, zuvor schaltete der Fahrer das Licht aus. Dann verschwand der Wagen aus Englers Blickwinkel.
Der Kriminalassistent überlegte kurz, ob er jemanden anrufen sollte. Zu spät! Schon huschte er aus seinem Golf, lief dicht an einer Mauer entlang. Weit und breit stand keine Straßenlaterne. Engler beeilte sich, lief auf das Baustellengelände, zwischen zwei im Rohbau stehenden Hallen hindurch. Nur der Halbmond am Himmel reflektierte ein leichtes Licht, so dass Toni Engler die Umrisse von Gutmeyers Wagen erkennen konnte, der am Ende der Baustraße, hinter einem Stapel leerer Paletten stand.
Der Atem des Assistenten ging schwer. In gebückter Haltung lief er zu den Paletten, zwängte sich zwischen zwei Stapeln hindurch und konnte nun das Auto Gutmeyers aus nächster Nähe sehen. Es war leer. Ein kurzes, metallenes Geräusch – ganz in der Nähe – ließ Engler aufschrecken, er kroch zwischen Wildwuchs hindurch in die Richtung, aus der er das Geräusch kam. Zerbrochene Glasscherben knirschten unter seinen Schuhsohlen, er hielt sofort inne und lauschte. Vor ihm tauchte ein leerer
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