FreeBook Sklavin in Gefahr
nach wenigen Augenblicken lag sie nackt in der Duschwanne. Mit der Kette des Halsbands am Abfluss fixiert, konnte Victoria den Kopf gerade mal einen halben Meter anheben. Tylor hatte ihr zudem Handschellen angelegt und diese mit dem untersten Glied der Kette verbunden, ebenfalls knapp über dem Abfluss.
«Ich bin so großzügig und gebe dir genug Zeit, darüber nachzudenken, was du gerade gesagt hast.» Geringschätzig schaute er auf sie herab. «Du tust gut daran, dir genau zu überlegen, was du mir morgen Früh antworten wirst, wenn ich dich nach Clara frage.» Mit diesen Worten verließ er das Badezimmer und schloss die Tür.
Nun lag Victoria in der Dunkelheit. Kalt war es nicht im Bad. Sie zitterte trotzdem. Tylor würde sie in dieser gekrümmten Position liegen lassen, die ganze Nacht hindurch. Dieser Bastard!
Aber war er das wirklich? Wenn er tatsächlich ein kaltblütiger Killer wäre, hätte er sie doch längst umgebracht. Alles lief auf eine Frage hinaus: Trug er Schuld an Claras Tod? Die Antwort darauf würde auch die Frage nach Vickys Schicksal beantworten.
Sie spulte leise sämtliche Flüche ab, die sie kannte. Irgendwann legte sie sich auf die Seite und zog die Beine an: Fötusstellung. Die Ketten rasselten. Dann war es totenstill. Saß Tylor auf dem Sofa? War er ins Bett gegangen? Sie wunderte sich, dass er nicht einmal gefragt hatte, warum sie geflüchtet war. Eigentlich musste er doch davon ausgehen, dass seine Sklavin emotional und körperlich überfordert war. Ein guter Meister würde sie in den Armen wiegen, zumindest mit ihr reden. Meistens war Master Ty auch verständnisvoll und erkannte den Punkt, den er nicht überschreiten durfte, um sie nicht zu brechen. Meistens.
Doch Tylor hatte ihr das Schlimmste angetan, was er ihr antun konnte. Er hatte sie ihren paranoiden Gedanken überlassen. Und er wusste darum!
Vor einigen Wochen hatte er Vicky in die Truhe ihrer Großmutter eingeschlossen. «Keine Sorge, du kriegst genug Luft.» Seine Stimme hatte dumpf und weit entfernt geklungen, als sie in dem schrecklich finsteren Kasten lag, der sie an einen Sarg erinnerte. Aber schon wenige Minuten später wünschte sie sich, seine Stimme überhaupt zu hören.
«Master Ty, sind Sie da? Hören Sie mich?», rief sie immer wieder und spürte langsam die Panik, die in ihr wuchs. «Bitte antworten Sie mir! Ich flehe Sie an.»
Er schwieg.
Zu viele Visionen suchten sie heim. Der Tod ihres Großvaters. Sie hatte ihn als Kind aufgebahrt gesehen. Kurz vor der Beerdigung. Blass war seine Haut gewesen und trocken. Sie erinnerte sich an ihre Mutter, von der sie fortgerissen wurde, kurz vor der Blinddarm-Operation. Gerade fünf war sie geworden, damals. Einsam und festgeschnallt hatte sie auf dem OP-Tisch gelegen. Und bitterlich geweint. Nun war sie vierundzwanzig Jahre alt, in einer Kiste gefangen und wieder liefen ihr dicke Tränen die Wangen hinab.
«Master Ty, ich bitte Sie von ganzem Herzen, holen Sie mich hier raus!» So jammerte Vicky und bettelte, aber ihr Herr ließ sie warten. Sie fühlte sich unendlich einsam, alleine gelassen von ihrem Herrn, ihrem Meister, der sich doch um sie kümmern sollte. Hörte er ihr Schluchzen nicht? War er einfach weggegangen? Oder stand er vor der Truhe und geilte sich an ihrer Verzweiflung auf?
Mit einem Mal kehrte Ruhe in ihrem Inneren ein. So musste sich eine Trance anfühlen: losgelöst, ein wenig matt, aber frei von allem Körperlichen. Der Körper ruhte und nach einer Weile endlich auch der Geist. Ein seltenes Phänomen in diesem hektischen Zeitalter.
Dann öffnete Master Ty die Truhe, hob Vicky mit seinen starken Armen heraus und setzte sich in einen Sessel, mit ihr auf dem Schoß. Wie ein Baby hatte er sie geschaukelt. Victoria war, als könne sie jetzt noch seinen Kuss auf ihrer Stirn spüren, seine Hände in ihrem Haar, unendlich zärtlich, fürsorglich und väterlich.
«Vertrau mir», hatte er gesäuselt, «ich bin dein Herr. Ich gebe Acht auf dich ...»
Nun, einige Wochen später, kauerte sie in der Dusche. Auch diesmal war es ihr Meister, der sie gefesselt und ihren Visionen überlassen hatte. Diesmal würde er bestimmt erst am Morgen kommen, frühestens bei Sonnenaufgang. Und dann konnte sie auch nicht mit Liebkosungen rechnen. Sein «Vertrau mir» aus der Erinnerung klang nun wie Hohn. Sie war jetzt sein Opfer, nicht mehr seine Sklavin.
Aber Tylor war immer für eine Überraschung gut.
Unruhig wechselte sie die Stellung. Sie legte sich mal auf die
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