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FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1

FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1

Titel: FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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erträglicher geworden. Jasmin war nun froh, dass sie eine leichte
Baumwolljacke über ihr Kleid gezogen hatte.
Die Straßenbahn wirkte wie ein Relikt aus einem früheren Jahrhundert,
was sie auch war. Quietschend und scheppernd schaukelte das alte Gefährt
die steilen Straßen zum Castelo hinauf. Jasmin saß an einem offenen
Fenster und ließ sich den Abendwind ins Gesicht wehen. Die kurze Fahrt
mit der Straßenbahn war mit Abstand der schönste Moment, den sie
bisher in Lissabon erlebt hatte.
Das Restaurant befand sich in der Nähe des Castelo. Shaw hatte auf der
Terrasse einen Tisch reservieren lassen. Er stand weit genug entfernt von den
anderen Gästen. Daher konnten sie offen miteinander reden.
»Waren Sie zuvor schon einmal in Portugal?«, fragte der Senior Officer.
Jasmin schüttelte den Kopf. Sie saß ihm gegenüber und versuchte,
in seinen Augen zu lesen.
»Ich empfehle Ihnen einen fruchtigen Weißwein aus der Region Bairrada«,
sagte Shaw, während der Kellner die Vorspeisen brachte. Nachdem sie wieder
allein waren, fuhr er fort: »Sie haben heute während des Feuerüberfalls
gut reagiert, Officer Brunner. Die Attacke war nicht vorhersehbar, obwohl man
immer mit so etwas rechnen muss. Allerdings glaube ich, dass es eine Belastung
für Sie war, schießen zu müssen.«
Jasmin beschloss, ehrlich zu sein. Vor allem, nachdem der Kellner wenig später
den von Shaw empfohlenen Wein gebracht hatte. Der Tropfen war ausgezeichnet
und löste ein wenig Jasmins Zunge.
»Ich habe noch niemals zuvor im Dienst von der Schusswaffe Gebrauch machen
müssen, Senior Officer.«
»Ich verstehe. Wie fühlen Sie sich jetzt damit?«
»Der Mann, den ich getroffen habe, wurde von seinen Komplizen fortgeschafft.
Ich wüsste gern, ob ich ihn erschossen habe oder nicht.«
Shaw nickte.
»Wenn ich es richtig gesehen habe, dann trafen Sie ihn in die Brust. Das
ist eine Schussverletzung, die sofort operiert werden muss, und zwar in einem
Hospital. Da niemand mit einer solchen Verwundung in den Lissabonner Spitälern
eingeliefert wurde, können wir davon ausgehen, dass Sie den Mann in Notwehr
erschossen haben.«
Jasmin schwieg und trank ihr Glas aus. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen
sollte.
»Töten ist immer nur der letzte Ausweg«, fuhr Shaw fort. »Trotzdem
muss ich Ihnen offen sagen, dass es bei unserer Gruppe oft recht ungemütlich
zugeht. Das hängt damit zusammen, dass wir es mit extrem gefährlichen
und brutalen Gegnern zu tun haben.«
»Das ist mir heute erst so richtig bewusst geworden«, gestand Jasmin.
»Und es fällt mir offen gestanden schwer zu glauben, dass die Kriminellen
offenbar Polizisten sind. Damit komme ich nicht zurecht.«
»Sie dürfen nicht vergessen, dass Portugal bis 1974 ein faschistisches
Land war. Damals war die Polizei nichts anderes als ein Unterdrückungsinstrument.
Solche Traditionen legt man nicht über Nacht ab.«
Jasmin musste sich eingestehen, dass sie so gut wie nichts über portugiesische
Geschichte wusste. Shaw spürte das anscheinend und gab ihr einen Schnellkurs.
»Der Diktator Salazar war in diesem Land bis 1974 an der Macht. Er hatte
Portugal vom Rest der Welt mehr oder weniger isoliert. Nach seinem Tod gab es
die unblutige Nelken-Revolution, seitdem bemüht sich Portugal, eine ganz
normale europäische Nation zu werden. Aber die Polizisten, die unter der
Diktatur ausgebildet wurden, trauern natürlich noch ihrer alten Machtfülle
nach. Sie kennen ja gewiss das Sprichwort: Einem alten Gaul bringt man keine
neuen Kunststücke mehr bei.«
Trotz des ernsten Themas musste Jasmin schmunzeln.
»Ich habe über die Motive unserer Gegner nachgedacht, Officer Brunner«,
fuhr Shaw fort. »Man könnte an Rassismus denken, aber ich glaube,
das ist nicht der Hauptgrund. Vielleicht spielt eine gewisse Fremdenfeindlichkeit
mit herein. Ich glaube aber, dass diese Todesschwadronen vor allem von Machtausübung
besessen sind.«
»Machtausübung?«
»Ganz genau. Gibt es eine größere Macht als die über Leben
und Tod? In allen Religionen gibt es ein überlegenes Wesen, das über
unser Sein oder Nichtsein entscheidet. Nennen Sie es Gott, Allah, Brahma oder
wie auch immer. Bei den Todesschwadronen ist der Glaube pervertiert, indem sie
sich selbst anmaßen, diese Entscheidung fällen zu können. Sie
machen sich selbst zum Herrgott.«
Jasmin dachte über Shaws Worte nach und konnte ihm nur zustimmen. Aber
ihr kam noch

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