FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
stimmt – theoretisch. Aber Lissabon ist aufgeteilt, kapierst
du? Jede Gang hat ihren eigenen Bezirk. Manchmal gibt es Ärger, wenn sich
jemand auf fremdes Territorium verirrt. So wie es Jussuf heute passiert ist.
Aber das wird ihm eine Lehre sein.«
»Ich kann mich durchsetzen«, knurrte Khaled und schlug mit seiner
geballten rechten Faust in seine linke Handfläche.
»Das glaube ich dir«, sagte der Verbrecher und klopfte ihm beschwichtigend
auf die Schulter. »Aber selbst der stärkste Mann der Welt ist wehrlos
gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt. Ich würde auch gern die ganze Stadt
beherrschen, glaube mir. Aber die Ghanaer, die Senegalesen und die Algerier
wollen auch ein Stück vom Kuchen haben. Außerdem sind da noch die
Bullen.«
Isabel horchte auf, schnaubte aber verächtlich.
»Ich habe gehört, mit den portugiesischen Bullen soll nicht viel los
sein.«
»Das stimmt auch«, nickte der Bandenchef. »Es kommt nur alle
Jubeljahre mal vor, dass sie einen von uns einbuchten. Und selbst dann wird
er schnell wieder freigelassen. Ich schätze, dass die Gesetze ziemlich
lasch sind. Und das stinkt einigen Bullen. Sie machen nachts Jagd auf uns. Wenn
sie dich erwischen, schleppen sie dich nicht erst auf die Wache. Stattdessen
...«
Der Araber führte den linken Zeigefinger vor seiner Kehle von links nach
rechts. Eine Geste, die man nicht missverstehen konnte.
»Woher wisst ihr denn, dass diese Killer Bullen sind?«, fragte Khaled
so beiläufig wie möglich. »Tragen sie Uniformen?«
Der Boss schüttelte den Kopf.
»Das nicht. Aber einer von den Typen aus Schwarzafrika konnte einmal so
ein Killerkommando belauschen, bevor sie losgezogen sind. Die Bullen trugen
schwarzes Leder und waren maskiert, kapierst du? Aber sie haben sich mit Namen
angeredet. Einer von ihnen wurde Colonel Oliveira genannt. Der ist ein ganz
großes Tier bei den Lissabonner Bullen.«
»Ich verstehe«, sagte Khaled. »Und dieser Afrikaner hat euch
die Neuigkeiten gleich gesteckt? Ich dachte, diese Typen wären nicht gerade
eure Freunde.«
»Sind sie auch nicht. Aber du weißt ja, wie es ist. Schlechte Nachrichten
verbreiten sich schnell. Also, vor diesen verkleideten Bullen müsst ihr
euch in Acht nehmen. – Wenn ich euch in die Gang aufnehme, dann werdet
ihr auch problemlos Abnehmer für die Sachen finden, die ihr auftreiben
könnt. Ich kenne die besten Hehler der Stadt, die machen euch einen guten
Preis.«
Khaled lachte.
»Also gut. Wir sind fremd in der Stadt, wissen nicht, was hier läuft.
Da ist es besser, sich unterzuordnen.«
»Du bist ein kluger Mann«, schmeichelte der Bandenboss. »Ihr
werdet es nicht bereuen, für mich zu arbeiten.«
Die beiden Undercover-Officer grinsten den Verbrecher an. Sie konnten es kaum
erwarten, ihre Informationen an Shaw weiterzugeben.
*
Jasmin war am nächsten Morgen nicht besonders fit, obwohl sie am Abend
zuvor nicht allzu viel Wein getrunken hatte. Shaw hingegen steckte bereits wieder
voller Tatendrang. Nach dem Frühstück verfrachtete er seine Mitarbeiterin
in den Leihwagen und brachte sie während der Fahrt auf den neuesten Stand.
»Ich habe einen vorläufigen Bericht der Lissabonner Polizei zu dem
gestrigen Feuerüberfall erhalten, Officer Brunner. Es ist bisher nicht
gelungen, die beiden übrigen Attentäter zu identifizieren. Es gibt
Zeugen, doch die haben lediglich Männer in schwarzer Lederkleidung und
mit Gesichtsmasken gesehen. Kein besonders hilfreicher Hinweis, wenn ich das
so sagen darf. Zwei Männer – ob verletzt oder tot, wissen wir nicht
– wurden von Komplizen fortgeschafft. Diese Helfer waren ähnlich gekleidet.
Sie fuhren einen Mitsubishi Transporter, das Fahrzeug war selbstverständlich
gestohlen. Unser Kontaktmann Senhor Borges ist übrigens noch am Tatort
verstorben, seine beiden Bodyguards sind schwer verletzt.«
»Das war kein besonders guter Einstand für uns«, murmelte Jasmin.
»Wie man es nimmt«, meinte Shaw. »Ich habe Ihnen noch nicht alles
erzählt. Officer da Silva und Officer Khaled konnten in Erfahrung bringen,
dass möglicherweise ein hochrangiger Polizeibeamter in die illegalen Tötungen
verwickelt ist. Sein Name ist Colonel Oliveira. Beweise konnten sie allerdings
noch nicht sammeln.«
»Dann muss dieser Colonel Oliveira also weiterhin als unschuldig gelten?«,
vergewisserte sich Jasmin.
»Durchaus. Aber ich habe mir erlaubt, ihn zu einem kollegialen Austausch
ins
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