FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
in Verbindung.«
Jasmin wusste nicht, ob ihr Vorgesetzter noch mehr sagen wollte. In diesem Moment
klopfte es nämlich an der Tür. Sie schaute unwillkürlich zur
Uhr. Es war genau elf.
Ein Ministeriumsangestellter meldete die Ankunft von Colonel Oliveira. Im nächsten
Moment betrat der Offizier den Raum. Oliveira trug eine Uniform. Er war ein
schwerer Mann mit einer Ringerfigur. Sein schwarzes Haar wurde von silbernen
Fäden durchzogen. Die braunen Augen lagen tief in den Höhlen. Sein
ganzes Auftreten hatte etwas Herrisches. Jasmin fand ihn auf Anhieb unsympathisch.
»Wie nett, dass Sie ein paar Minuten Zeit für uns erübrigen konnten«,
sagte Shaw jovial und streckte Oliveira die Hand entgegen. »Ich bin Senior
Officer Angus Shaw von Europol. Das ist meine Kollegin, Officer Jasmin Brunner.«
Der Portugiese ignorierte Jasmin vollständig. Er sagte: »Meinen Namen
kennen Sie ja, Shaw. Und meinen Rang ebenfalls. Ich bin seit über vierzig
Jahren bei der Polizei. Allerdings gibt es selbst jetzt noch Überraschungen
für mich. Zum Beispiel, dass ich mich in meiner eigenen Stadt von Ausländern
verhören lassen muss!«
Shaw lachte, als ob der Colonel einen besonders guten Witz gemacht hätte.
»Verhören? Ein köstlicher Scherz, verehrter Colonel. Ich dachte
mehr an ein informelles Schwätzchen unter Kollegen. Nehmen Sie doch bitte
Platz!«
Oliveira änderte nichts an seiner feindseligen Haltung. Aber immerhin ließ
er sich auf einen der Stühle fallen. Shaw nahm ihm gegenüber Platz,
Jasmin an der Schmalseite des Tisches.
»Wir sind in Ihre schöne Stadt gekommen, um eine Serie unaufgeklärter
Morde zu untersuchen«, sagte Shaw als Einleitung.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Ich spreche von sieben oder acht Tötungsdelikten in den vergangenen
zwei Jahren. Vielleicht ist die Dunkelziffer noch höher, Colonel Oliveira.
Die Opfer sind stets entweder Einwanderer oder Kleinkriminelle. Oder beides.
Wir fragen uns, warum diese Taten noch nicht aufgeklärt sind.«
»Das kann ich Ihnen sagen.« Oliveira lachte hart auf. »Dafür
hätten Sie nicht extra nach Lissabon kommen müssen. Dieses Gesindel
unten am Hafen schlägt sich gegenseitig tot. Natürlich gibt es niemals
Zeugen. Diese Typen sind doch alle illegal in Portugal. Die werden den Teufel
tun und bei der Polizei aussagen.«
»Wenn es niemals Zeugen gibt, wie können Sie dann wissen, dass sich
das Gesindel gegenseitig totschlägt?«
Shaws Antwort kam schnell und aggressiv, wie ein Peitschenschlag. Jasmin kannte
diesen Tonfall bei ihrem Vorgesetzten noch nicht. Sie erschrak unwillkürlich
und hoffte, dass man ihr das nicht anmerkte.
Falls Oliveira beeindruckt war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
Er hob nur die Schultern.
»Diensterfahrung.«
»Kann Ihre Diensterfahrung uns auch verraten, warum drei dieser Opfer mit
Polizeiwaffen hingerichtet wurden, Colonel Oliveira?«
»Polizeiwaffen? Davon weiß ich nichts.«
Der Portugiese schaute Shaw direkt in die Augen. Der Mann aus Den Haag lächelte,
als wäre es ihm selbst unangenehm, dieses Verhör führen zu müssen.
Aber Jasmin spürte, dass es ihm in Wirklichkeit Spaß machte. Und
es war ein Verhör – egal, was Shaw zuvor gesagt hatte.
»Die Patronen stammen sämtlich aus einer Pistole der Marke Walther
PPK 7,65 mm, der offiziellen Dienstwaffe der portugiesischen Polizei.«
Oliveira lachte Shaw aus. Er fühlte sich offenbar stark.
»Nicht jede Walther ist eine Polizeiwaffe! Ich möchte nicht wissen,
wie viele von diesen Schießeisen legal oder illegal in Europa zirkulieren.
– Was ist eigentlich mit Ihnen los, Shaw? Müssen Sie sich hier unbedingt
profilieren? Hat Europol keine bessere Verwendung für Sie? Oder wollte
man Ihre hässliche vernarbte Visage in Den Haag nicht mehr sehen?«
Jasmin hielt den Atem an. Was fiel diesem Oliveira ein, gegen die einfachsten
Regeln der Höflichkeit unter Kollegen zu verstoßen? Was wollte er
damit erreichen? Falls der Colonel Shaw aus der Reserve locken wollte, ging
das jedenfalls gründlich daneben. Der Senior Officer lachte nur. Dann wandte
er sich an Jasmin.
»Officer Brunner, ich hätte zu gern eine Tasse Tee. Es ist jetzt schon
bald Mittag, und ich habe meinen Morgentee noch nicht gehabt. Ich bin ein schrecklicher
Gewohnheitsmensch. Ob Sie mir wohl freundlicherweise eine Tasse besorgen könnten?«
Jasmin stand auf und ging hinaus. Sie hätte ja gerne mitangehört,
was dieser
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