FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
allmählich für die Observierung von Senhor Rebelo bereitmachen.
Unser Freund machte doch einen sehr nervösen Eindruck. Es ist gut möglich,
dass er heute früher seinen Arbeitsplatz verlässt.«
»Selbstverständlich, Sir«, murmelte Jasmin. Shaw nickte ihr aufmunternd
zu. Sie verließ die Bibliothek, um sich unten auf dem Parkplatz im Mietwagen
auf die Lauer zu legen. Erst auf der Treppe fiel ihr ein, dass Shaw ihre Frage
nicht beantwortet hatte. Jedenfalls nicht direkt.
5. Kapitel
Jasmin schob sich eine Sonnenbrille auf die Nase. Natürlich wusste sie,
dass dieser Gegenstand als Tarnung völlig wertlos war. Nur in drittklassigen
Agentenfilmen verwendeten Ermittler Sonnenbrillen, um dadurch nicht erkannt
zu werden.
Die Europol-Beamtin benötigte die Brille für ihren ursprünglichen
Zweck, um nämlich ihre Augen vor dem gleißenden Sonnenlicht zu schützen.
Lissabon trug völlig zu Recht den Beinamen die weiße Stadt .
Die hellen Mauerflächen reflektierten das Sonnenlicht, was den Blendeffekt
noch erhöhte.
Immerhin, die dunklen Gläser taten Jasmins Augen wirklich gut. Hingegen
gab es kein Mittel, um zu verhindern, dass die Polizistin in dem Leihwagen bei
lebendigem Leib gekocht wurde. Das Fahrzeug stand in der prallen Sonne. Anders
konnte man den Hauptausgang des Innenministeriums nicht im Auge behalten. Und
für einen Leihwagen mit Klimaanlage reichte das Budget von Europol offenbar
nicht aus ...
Jasmin hatte ihre Kleidung inklusive Unterwäsche bereits durchgeschwitzt,
als Senhor Rebelo das Gebäude verließ. Er schaute sich nach allen
Seiten um. Die Beamtin rutschte instinktiv auf ihrem Fahrersitz ein Stück
hinunter. Nun zahlte sich ihre geringe Körpergröße endlich einmal
aus. Rebelo hätte schon Augen wie ein Luchs haben müssen, um den weiblichen
Europol-Officer zu bemerken.
Rebelo stieg in einen nicht mehr ganz neuen Pontiac und fuhr damit vom bewachten
Parkplatz des Innenministeriums. Jasmin folgte ihm mit gebührendem Abstand,
wie sie es bei der Polizeiausbildung gelernt hatte. Dabei philosophierte sie
darüber, dass es wohl eine echte Männer-Entscheidung war, in einer
Stadt wie Lissabon, die sich durch enge und steile Gassen auszeichnete, unbedingt
einen amerikanischen Wagen fahren zu müssen. Das ideale Auto für die
portugiesische Hauptstadt wäre ein Smart gewesen.
Immerhin ließ sich der Pontiac leicht verfolgen, weil er mehr als einmal
die Ursache für einen Stau oder eine Stockung war. Man konnte ihn gut im
Auge behalten.
Jasmin fragte sich, worin die Ursache für Rebelos Nervosität bestand.
Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten.
Entweder hatte er Angst vor den Todesschwadronen, weil er als neuer Verbindungsmann
zur Europol in ihr Fadenkreuz geraten war.
Oder Rebelo fürchtete sich vor Shaw und Jasmin, weil er als Komplize der
kriminellen portugiesischen Polizisten etwas mit deren Machenschaften zu tun
hatte.
Bevor die deutsche Polizistin weiter darüber philosophieren konnte, geschah
etwas Unerwartetes. Rebelos Amischlitten steckte im Stau. Das Auto befand sich
mitten auf einer Kreuzung, als der Staatssekretär plötzlich die Fahrertür
aufriss und sich zu Fuß aus dem Staub machte!
Jasmin biss sich auf die Unterlippe. Hatte Rebelo etwas von der Beschattung
bemerkt? Sollte sie Shaw anrufen und fragen, was nun zu tun sei? Das wäre
ihr am liebsten gewesen. Doch was sollte der Senior Officer von einer Beamtin
halten, die wegen jeder Kleinigkeit ihren Vorgesetzten kontaktierte? Die Fähigkeit
zu selbstständigem Handeln war ganz eindeutig Teil des Anforderungsprofils
gewesen, das die Europol für Jasmins jetzige Planstelle ausgearbeitet hatte.
Kurz entschlossen lenkte sie den Mietwagen in eine der wenigen Parklücken.
Jasmin verzichtete darauf, sich durch einen Anruf bei Shaw abzusichern. Ihre
Mission lautete schließlich, Rebelo auf den Fersen zu bleiben. Und sie
wollte nicht gleich bei der kleinsten Schwierigkeit versagen.
Jasmin sprang aus dem Auto und rannte in eine der schmalen Gassen. Dort war
Rebelo vor wenigen Augenblicken verschwunden. Wenn die Polizistin den Stadtplan
Lissabons richtig im Kopf hatte, befand sie sich im Bairro Alto, der so genannten
Oberstadt. Die Straßen waren hier nicht nur mittelalterlich schmal, sondern
auch äußerst steil. Das bekam Jasmin in den Oberschenkelmuskeln zu
spüren, als sie an Fischläden und Bars vorbei bergauf lief. Sie
Weitere Kostenlose Bücher