FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
sich als komplette
Stümperin. Das Feuergefecht am Vortag hatte sie nur überstanden, weil
ihr Überlebenswille so stark war und sie sich auf ihre antrainierten Reflexe
verlassen konnte. Das war jedenfalls ihre eigene Meinung dazu.
Und jetzt? Sollte sie Shaw unter die Augen treten und gestehen, dass sie mit
ihrem Auftrag schon nach wenigen Minuten gescheitert war? Jasmin war sicher,
dass der Senior Officer ihr keine Standpauke halten würde. Wahrscheinlich
bekäme sie von ihm nur eine geistreiche Bemerkung zu hören, und er
würde als echter Gentleman das Gespräch auf ein unverfängliches
Thema lenken, um die Situation für Jasmin weniger peinlich zu machen.
Während die junge Europol-Beamtin sich über ihr Scheitern den Kopf
zerbrach, erblickte sie Rebelo von neuem. Jedenfalls war sie sicher, ihn wieder
erkannt zu haben. Er huschte aus einer Bar, ungefähr 15 Meter vor Jasmin.
Die Polizistin nahm die Beine in die Hand. Sie rannte zwischen den zahlreichen
Passanten hindurch und musste sich gelegentlich mit dem Ellenbogen Platz verschaffen.
Schmähungen erklangen hinter ihr, die sie nicht beachtete. Noch hatte Rebelo
nicht bemerkt, dass seine Beschatterin wieder aktiv war.
Jasmin verlangsamte ihre Schritte etwas, denn Rebelo blieb vor einer für
Fußgänger roten Ampel stehen. Er kehrte ihr immer noch den Rücken
zu. Nichts deutete darauf hin, dass er Jasmin hinter sich vermutete.
Die Polizistin blieb an der Bordsteinkante stehen, ungefähr drei Meter
hinter dem zu beschattenden Mann. Wenn er sich nun unbeobachtet fühlte,
würde er vielleicht einen Fehler machen, dachte sie sich.
Ein dunkler Van kam neben ihr zum Stehen. Die Warnblinkanlage wurde eingeschaltet.
Jasmin drehte leicht den Kopf. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie selbst
wie eine Anfängerin in die Falle getappt war. Aber es war zu spät.
Die Hecktüren des Vans wurden aufgestoßen. Schwarz gekleidete Männer
mit Motorradmasken sprangen heraus. Und sie hatte es ganz eindeutig auf Jasmin
abgesehen. Die Polizistin griff nach ihrer Waffe. Doch bevor sie das Kilo tödlichen
Stahls aus dem Gürtelholster reißen konnte, hatten die Kerle sie
zu Boden gerissen. Die Typen trugen Lederhandschuhe. Einer von ihnen schlug
ihr ohne Vorwarnung ins Gesicht. Als ihr Kopf zur Seite flog, presste er einen
Streifen Klebeband auf ihren Mund. Die anderen Männer rissen ihr die Arme
auf den Rücken. Die Handschellen klickten.
Jasmin wurde ins Innere des Vans geworfen. Die Männer sprangen ebenfalls
hinein und rammten die Türen zu. Die ganze Aktion konnte nicht länger
als eine halbe Minute gedauert haben. Die Polizistin erkannte, dass sie sich
in einer ziemlich miesen Lage befand. Sie war von den Verbrechern gekidnappt
worden, wegen denen sie überhaupt im dienstlichen Auftrag nach Lissabon
gekommen war.
Von der Todesschwadron.
6. Kapitel
Die Vermummten sprachen nicht miteinander, während der Lieferwagen sich
seinen Weg durch das Verkehrschaos der portugiesischen Hauptstadt bahnte. Daher
blieb Jasmin viel Zeit, um über die Situation nachzudenken.
Sie hatte nun überhaupt keinen Zweifel mehr, dass diese Kerle Polizisten
waren. Die Art, wie sie die Europol-Beamtin überwältigt hatten, ließ
auf eine knallharte Nahkampfausbildung schließen. Außerdem war ihr
Zusammenspiel untereinander perfekt gewesen. Jeder hatte gewusst, was zu tun
war. So handelten keine Ganoven, die sich zufällig für ein krummes
Ding zusammenfanden. Die Handschellen, mit denen sie Jasmin gefesselt hatten,
bildeten sozusagen nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
Der Verdacht gegen Teile der Ordnungskräfte von Lissabon bestand also zu
Recht. Doch an diesem Gedanken konnte die Europol-Beamtin in diesem Moment nichts
Beruhigendes finden. Ganz im Gegenteil. Rebelo war offenbar ein Lockvogel gewesen.
Und Jasmins Kidnapper hatten keine Hemmungen gehabt, sie am helllichten Tag
mitten auf einem viel befahrenen Boulevard vor Dutzenden von Zeugen zu verschleppen.
Diese Kerle konnten sich ja traumhaft sicher fühlen, weil sie selbst Polizisten
waren. Denn was würde geschehen, wenn aufgeregte Zeugen die Polizei riefen?
Die Beamten würden anrücken – und dann alle Spuren im Sand verlaufen
lassen ...
Selbst falls nicht die gesamte Lissabonner Polizei von den Männern der
Todesschwadron durchsetzt war – Jasmin wusste durch ihre Ausbildung, welchen
Schaden selbst wenige Dunkelmänner innerhalb der
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