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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und das mit solcher Kraft, dass er ihr vermutlich wehtat.
    »Was tust du?«, fragte Urd, eher verwirrt als verletzt. Sie versuchte sich loszumachen, aber er hielt sowohl ihre Hand als auch ihren Blick fest.
    »Nicht«, sagte er.
    »Ich bin nicht krank, Thor«, erinnerte sie. »Ich bekomme dein Kind – und auch das erst in etlichen Monaten.« Sie versuchte noch einmal, sich loszumachen, und jetzt mit solchem Nachdruck, dass er ihr wirklich wehgetan hätte, hätte er ihren Arm weiter festgehalten. »Oder begehrst du mich nicht mehr, jetzt, wo ich –«
    »Unsinn«, fiel ihr Thor ins Wort. »Red nicht so!«
    »Was ist es dann?«
    »Es sind nicht nur Träume, Urd«, wiederholte Thor ernst. »Vielleicht sollten wir gehen.«
    »Gehen? Jetzt?« Im ersten Moment gelang es ihr tatsächlich, so zu tun, als hätte sie gar nicht verstanden, wovon er sprach. »Und wohin?«
    »Diese Leute hier waren gut zu uns, Urd«, fuhr er fort. »Sie haben uns aufgenommen und uns Essen und ein Dach über dem Kopf gegeben, obwohl sie uns nicht trauen.«
    »Die meisten schon.«
    »Ich möchte es ihnen nicht vergelten, indem ich ihnen Unglück bringe.«
    »Unglück?« Urd rückte an kleines Stück von ihm weg, gerade weit genug, um den Kopf auf die Seite zu legen und seinGesicht mit einem langen, schwer zu deutenden Blick zu mustern. »Ich glaube, du schläfst immer noch und redest Unsinn«, sagte sie dann. »Oder ich verstehe deine Sprache wirklich nicht, Fremder.«
    Fremder. »Vielleicht bin ich nicht der, wofür ihr mich alle haltet.«
    Es war schwer zu sagen, worüber sie einen Moment angestrengt nachdachte: Seine Worte an sich oder das ihr , das sie selbst einschloss. Wenn man es genau nahm, dann sogar ihn.
    »Ein Dummkopf?«, fragte sie schließlich, hob die Schultern und richtete sich dann mit einer Bewegung auf, die die Decke wie zufällig von ihren Schultern rutschen ließ. In dem wenigen blassen Licht, das durch das schmale Dachfenster hereinfiel, schimmerte ihre Haut wie rauer Samt. »So etwas auszuschlagen?«
    Thor lächelte fast gegen seinen Willen. Aber sein Blick blieb ernst, und das Scharren und Kratzen an seinen Gedanken war wieder da, dringender denn je. Da war etwas, das erwachen wollte. Etwas Fremdes, das doch so sehr zu ihm gehörte wie ein finsterer Zwilling, der Zeit seines Lebens in ihm gewesen war und nun mit Macht danach drängte, zu erwachen.
    »Manchmal frage ich mich, ob wir den Menschen hier nicht den Tod bringen«, sagte er.
    »Den Tod.« Urd gab sich Mühe, dem Wort einen möglichst dramatischen Klang zu verleihen, aber ihre Augen funkelten schon wieder spöttisch. »Also, ich kann mich täuschen«, fuhr sie in gespielt verwirrtem Ton fort, »aber etlichen von ihnen hast du das Leben gerettet, oder? Und mir hast du Leben gebracht.«
    »Leben?«
    Sie nickte heftig. »Und Krämpfe, Übelkeit am Morgen und Appetit auf sonderbare Dinge, von denen ich bisher nicht einmal gewusst habe, dass man sie essen kann.« Ihr Stirnrunzeln wurde noch einmal tiefer. »Auch wenn ich mich nicht mehr genau erinnere, wie du es gemacht hast. Es ist ziemlich lange her.«
    »Vier oder fünf Stunden?«
    »Was ich sage: ziemlich lange. Und ich bin nicht mehr die Jüngste, weißt du? Mein Gedächtnis ist nicht mehr das Allerbeste.« Sie ließ sich zurücksinken und begann sich verführerisch zu räkeln. »Warum zeigst du mir nicht noch einmal, wie du es gemacht hast? Vielleicht erinnere ich mich ja wieder.«
    Thor war … verwirrt. Urd als prüde zu bezeichnen kam der Wahrheit ungefähr so nahe wie die Behauptung, Sverig wäre ein vertrauensseliger Mann, aber das … war nicht ihre Art. Sie wusste ihren Willen auf andere und sehr viel subtilere Weise zu erreichen, und für einen Moment fühlte er sich zwar gewiss nicht abgestoßen von ihrem Benehmen, aber doch … verstört.
    Dann begriff er. »Du willst nicht darüber sprechen.«
    »Ich will überhaupt nicht sprechen, Dummkopf«, antwortete sie. »Was muss ich denn noch tun, damit du das begreifst?«
    »Urd, ich meine es ernst«, sagte Thor.
    »Ich auch.«
    »Etwas geschieht mit mir«, fuhr er unbeirrt fort. »Urd, bitte! Ich meine es ernst.«
    »Ich wollte, es wäre so«, seufzte Urd. Immerhin stemmte sie sich wieder auf beide Ellbogen hoch und sah ihn zwar immer noch aus spöttisch funkelnden Augen, aber auch ein wenig nachdenklich an. »Du hattest einen Traum, Thor«, sagte sie. »Einen schlimmen Traum und vielleicht sogar mehr. Aber du wirst dieses Rätsel nicht lösen, wenn du

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