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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er und beschleunigte zugleich seine Schritte. Die Gestalt war noch schneller als er und bereits am unteren Ende der Treppe angelangt, bevor er die erste Stufe erreichte,und trat mit zwei schnellen Schritten zum Kamin, wo sie in dem blassroten Glimmen der heruntergebrannten Glut stehen blieb.
    »Wer bist du?«, fragte er, während er mit langsameren Schritten die Treppe hinunterging. »Was suchst du in unserem Haus?«
    »In eurem –?« Die Fremde sah sich überrascht nach rechts und links um und wirkte einen Moment lang hilflos; wie jemand, der sich in der Tür geirrt hatte, sich aber zugleich in einer Umgebung wiederfand, die ihm viel zu vertraut war, als dass sie ihm wirklich fremd sein konnte.
    »Euer Haus?«, fragte sie dann noch einmal, jetzt mit veränderter und fester Stimme. »Bist du sicher?«
    »Ziemlich«, antwortete Thor. Er blieb stehen, nachdem er am Fuß der Treppe angekommen war, und musterte sein Gegenüber aufmerksam. Es war eine Frau, genau wie er angenommen hatte, ein gutes Stück kleiner als er, aber größer als Urd. Ihr Haar, das sich zu einem einzelnen dicken Zopf geflochten unter ihrer Kapuze hervor ringelte, war von einem tiefen, fast schon blau schimmerndem Schwarz, und sie hatte schmale, aber kräftig wirkende Hände. Im roten Licht der erlöschenden Glut, das ihr Gesicht von unten beleuchtete, war es unmöglich, ihr Alter zu schätzen. Sie trug einen knöchellangen Mantel mit einer pelzgefütterten Kapuze, ebenfalls gefütterte Stiefel und einen aus schmalen silbernen Ringen zusammengesetzten Gürtel. Selbst in der schwachen Wärme des erlöschenden Kamins stieg blasser grauer Dunst von ihrer Kleidung und ihrem Gesicht auf, was bewies, dass sie lange draußen in der Kälte gewesen war. Thor war sicher, sie noch nie zuvor gesehen zu haben.
    »Nachdem wir das geklärt haben, verrätst du mir jetzt, wer du bist und was du hier zu suchen hast?«, fragte er.
    Barfüßige Schritte kamen hinter ihm die Treppe herab, und die Aufmerksamkeit der Unbekannten verlagerte sich für einen einzelnen Augenblick auf Urd. Sie wirkte ein bisschen erstaunt, und als Thor über die Schulter zurücksah, konnte er ihr Staunen verstehen. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sie auf ihn hören und oben im Zimmer bleiben würde, aber sie hattedas Kunststück fertig gebracht, sich in den wenigen Momenten nicht nur anzuziehen, sondern auch ihr Haar zu einem Zopf zusammenzuraffen. Wortlos blieb sie neben ihm stehen und sah die Fremde mit steinernem Gesicht, aber sehr aufmerksam an. Weder er noch sie kannten die dunkelhaarige Frau, und in einem Tal mit weniger als dreihundert Einwohnern, von denen er jeden einzelnen zumindest vom Sehen kannte, bedeutete das nichts anderes, als dass sie von draußen kam.
    Die Fremde sah ihn schweigend an, wandte sich aber an Urd. »Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich gerade einfach so … hereingeplatzt bin«, sagte sie. »Das gehört sich nicht.«
    »Das stimmt«, sagte Urd kühl.
    »Du hast jemand anderen dort oben erwartet«, vermutete Thor.
    »Wo sind Hensvig und Sventje?«, erwiderte sie nickend.
    »Tot«, antwortete Urd. »Thor und ich leben jetzt hier.«
    »Tot?« Die Schwarzhaarige starrte sie aus aufgerissenen Augen an. Selbst in der unwirklichen Beleuchtung konnte er sehen, wie sie blass wurde. »Seit wann …?«
    »Im vergangenen Herbst«, bestätigte Thor. »Seitdem leben Urd und ich hier. Du hast gedacht, du würdest Hensvig und seine Frau hier antreffen.«
    »Ich wollte sie besuchen«, bestätigte sie. »Hensvig und ich sind alte Freunde, und …« Sie sprach nicht weiter, sondern fuhr sich nervös mit dem Handrücken über das Kinn und sah zutiefst erschüttert aus.
    »Und wer seid Ihr?«, fragte Urd. Ihre Stimme klang immer noch feindselig.
    »Mein Name ist Sigislind«, antwortete sie. »Ich bin eine … ich war eine Freundin von Hensvig. Ich wollte sie mit meinem Besuch überraschen, aber … .«
    »Ihr kommt von draußen?«, fragte Urd.
    »Aus Oesengard, ja«, bestätigte Sigislind. »Genau wie Hensvig, bevor er hier bei Euch Zuflucht gesucht hat.«
    »Das heißt, der Götterpfad ist offen?«, fragte Thor.
    »Ja. Aber … aber Sventje und … und ihr Mann. Was ist geschehen? Als ich sie das letzte Mal besucht habe, waren sie gesund, und …« Sie machte eine verwirrte Geste, und Thor sah ihr an, dass sie um ihre Fassung rang. »War es ein Unfall?«
    »Nein«, antwortete Thor. »Sie waren alt, das ist alles.«
    »Alt? Aber sie –«
    »Wenn

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