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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dann wäre es mir auch kaum gelungen, mich nahe genug an dich heranzuschleichen, um dich zu erschlagen. Ich frage mich, was Bjorn wohl sagen wird, wenn ich ihm davon erzähle.«
    »Wären wir jetzt wirklich schon im Krieg«, antwortete Thor und wog seinen Hammer in der Hand, »dann würde Bjorn nichts davon erfahren. Ein Feind wäre nicht so nahe an mich herangekommen.«
    Sverigs Hände schlossen sich fester um den Axtstiel. Sein Blick wurde fragend und noch tückischer als sonst. »Und woher wusstest du, dass ich es bin und kein Feind, der sich an dich anschleicht, um dich hinterrücks zu erschlagen?«
    »Du bist auf der dritten Stufe gestolpert«, antwortete Thor. »Und zwei Stufen, bevor du auf das Dach herausgetreten bist, hast du gezögert und die Axt von der Schulter genommen. Du trägst sie auf der rechten Seite. Deshalb trittst du mit dem rechten Fuß etwas schwerer auf. Und als du unten durch die Tür getreten bist, ist die Klinge an der Wand entlanggeschrammt.«
    Sverig starrte ihn an. Für die Dauer eines halben Atemzugesblitzte Wut in seinen Augen auf, aber schon im nächsten Moment mischte sich Verwirrung in diesen Ausdruck und etwas, worüber Thor lieber gar nicht erst nachdenken wollte. Er sparte es sich auch, Sverig darauf aufmerksam zu machen, dass er die bloße Nähe jedweden Angreifers schon spüren würde, bevor dieser auch nur auf Pfeilschussweite heran wäre.
    »Du hast wirklich gute Ohren«, sagte Sverig schließlich. Er wirkte unschlüssig, verwirrt, trat einen Moment lang von einem Bein auf das andere und lehnte seine Axt dann mit einem hörbaren Scharren direkt neben sich gegen die Wand. Unbehaglich sah er sich um, zog den Mantel enger um die Schultern und kauerte sich dann neben ihm in den kümmerlichen Windschatten der zerbröckelnden Mauer. Thor überlegte, zur Seite zu rutschen und ihm so seine eigene, besser geschützte Position zu überlassen, entschied sich aber dagegen. Sverig würde ihm nicht danken, sondern die Geste nur als weitere Erniedrigung ansehen. Menschen waren kompliziert – und Menschen wie Sverig erst recht.
    »Meine Wache hat schon vor einer ganzen Weile angefangen«, sagte Sverig, nachdem sie eine geraume Zeit in Schweigen nebeneinander gesessen hatten. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Aber dazu hätte ich meinen Posten verlassen müssen«, antwortete Thor, »und darauf steht doch der Tod, oder?«
    Sverig warf ihm einen schrägen Blick zu. » Wenn wir im Krieg wären, ja«, sagte er.
    »Sind wir es denn?«, fragte Thor.
    »Ich wüsste nicht, mit wem«, erwiderte Sverig. Jetzt war es Thor, der ihn seltsam musterte, und nach einer kurzen Weile fuhr Sverig fort: »Was nichts daran ändert, dass wir es vielleicht trotzdem sind.«
    »Aha«, sagte Thor.
    Sverig verkroch sich noch tiefer in seinen Mantel. Er zitterte bereits vor Kälte, obwohl er doch erst seit wenigen Augenblicken hier oben war. »Bjorn will es nicht wahrhaben«, fuhr er fort, »aber wir sind es. Und nicht erst seit jetzt. Wir sind es, solange ich mich erinnern kann, Thor. Und wahrscheinlich schon viel länger.«
    Die Frage mit wem verbiss sich Thor. Die ungewohnte Weite verfehlte ihre Wirkung offensichtlich auch auf Sverig nicht. Er wirkte verändert, auch wenn Thor noch nicht genau sagen konnte, worin diese Veränderung bestand. Seine spröde Unnahbarkeit hatte Risse bekommen.
    »Du glaubst, ich mag dich nicht, Thor«, fuhr Sverig nach einem weiteren langen Schweigen fort. »Du glaubst, dass ich dir nicht traue und dass ich dich hasse.«
    »Ist es denn nicht so?«
    »Dass ich dich hasse?« Sverig grub die Hände unter dem Mantel aus und faltete sie vor dem Mund zusammen, um sie mit seinem eigenen Atem anzuwärmen. »Ich kenne dich nicht. Ich weiß nichts über dich. Wieso also könnte ich dich hassen? Aber ich traue dir nicht, das ist wahr. Und ich mag dich nicht.«
    »Warum?«
    »Ich traue niemandem«, antwortete Sverig. »Und ich glaube, ich mag auch niemanden. Das geht nicht gegen dich.« Er versuchte zu lächeln, was aber von seinen vor Kälte halb erstarrten Zügen vereitelt wurde. »Vielleicht mag ich nicht einmal mich.«
    »Und ich dachte immer, wir hätten rein gar nichts gemeinsam«, sagte Thor.
    Sverig überraschte ihn abermals, indem er mit einem knappen, aber ehrlich wirkenden Lächeln auf diese Bemerkung reagierte. Unmittelbar danach wurde er aber nur umso ernster.
    »Vielleicht traue ich nicht einmal mir selbst«, sagte er. »Und das ist gut so. Es ist meine Aufgabe, über die

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