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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dass –«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Bjorn. »Frauen in diesem Zustand sind manchmal launisch. Du gewöhnst dich besser daran. Ich fürchte, es wird noch schlimmer.«
    »Ja«, seufzte Thor. »Das fürchte ich auch.«
    Schließlich verging doch noch ein halber Tag, bevor sie aufbrachen: Sverig, Thor selbst und zwei weitere Männer, die er nur von seinem allerersten Besuch in der Festung her kannte und die ihm mit einer Mischung aus Misstrauen und widerwilligem Respekt begegneten. Thor versuchte ein einziges Mal, ein Gespräch mit den beiden in Gang zu bringen und erfuhr immerhin ihre Namen, mehr aber auch nicht. Thor war es nur recht. Grender und Tjerg gehörten zweifellos zu Sverigs Freunden – sofern Sverig wirklich Freunde hatte –, und er konnte sich lebhaft vorstellen, was dieser den beiden über ihn erzählt hatte.
    Sie übernachteten in dem aufgegebenen Turm nahe der Felswand, und Thor erbot sich freiwillig, die ungeliebte zweite Wache zu übernehmen; nicht nur weil er noch immer weniger Schlaf brauchte als die meisten anderen, sondern vor allem, weil ihm nicht nach Gesellschaft war. Er würde die zweite Wache übernehmen und Sverig, der sich für die dritte gemeldet hatte, einfach schlafen lassen, bis es Zeit war, weiterzureiten.
    Er tat sogar noch ein Übriges. Nach einer ebenso kärglichenwie lustlos eingenommenen Mahlzeit rollte er sich in seinen Mantel und schlief weniger als zwei Stunden, bevor er nach oben ging, um Grender abzulösen.
    Der grauhaarige Krieger war auf seinem Posten eingeschlafen und schrak hoch, als Thor hinter ihm auf die verfallene Plattform trat und der Schnee unter seinen Stiefeln knirschte. Thor tat so, als hätte er es nicht bemerkt, und Grender nahm sein Angebot, den Rest seiner Wache zu übernehmen, mit einem dankbaren Nicken an und ging ohne ein weiteres Wort.
    Thor blieb noch so lange stehen, bis die Schritte des Mannes auf der vereisten Treppe verklungen waren, dann suchte er sich einen geeigneten Aussichtspunkt, von dem aus er einen möglichst großen Teil der Ebene im Auge behalten konnte, ohne dem schneidenden Wind übermäßig ausgesetzt zu sein.
    Es wäre wahrscheinlich nicht einmal mehr nötig gewesen. Thor wusste, dass er jede Gefahr, die sich ihnen näherte, einfach spüren würde, lange bevor sie auch nur in Sichtweite war, ob bei Tag oder Nacht, in einem Schneesturm oder bei freier Sicht. Jetzt, wo sie das Tal verlassen hatten, bemerkte er eine sonderbare Klarheit, die von seinen Sinnen Besitz ergriffen hatte und immer nur noch mehr zuzunehmen schien. Auf dem Weg hierher war es ihm nicht einmal wirklich aufgefallen, nun, da er langsam zur Ruhe kam, dafür aber umso mehr. Trotz des anstrengenden Rittes hier heraus, trotz der Kälte, der Müdigkeit und der eher unangenehmen Erinnerungen, die er mit seinem letzten Besuch hier draußen verband, begann er sich doch mit jedem Moment besser zu fühlen. Es war, als erwache er langsam aus einem tiefen, traumlosen Schlaf, vielleicht auch nur einem Dämmerzustand, in dem er nur gemeint hatte, wach zu sein, sich in Wahrheit aber wie ein Schlafwandler bewegte, während seine Sinne mehr und mehr abstumpften. Sie waren noch lange nicht wirklich wieder so scharf, wie sie sein sollten, aber sie begannen zu erwachen, und ganz plötzlich wurde ihm klar, wie eingesperrt und beengt er sich in den letzten Monaten gefühlt hatte und wie schwer ihm das Atmen zwischen den erdrückenden Mauern des Gebirges gefallen war.
    Lange Zeit saß er einfach so da und wog den Kriegshammer, den er als einzige Waffe auf ihren Ritt mitgenommen hatte, in der Faust. So schwer der Hammer war, spürte er doch das Gewicht kaum, so vollkommen ausgewogen waren Griff und Hammerkopf. Es war als hätte dieser Hammer schon immer ihm gehört, und wenn nicht er, dann ein anderer, der genauso war wie er, so voller Kraft und erfüllt von einem eigenen Leben. Er konnte es spüren, auch wenn es zurzeit schlief. Tief in seinem Innern sang es zu ihm, ein dunkles Lied, ein Lied der Macht …
    Dann sagte eine Stimme hinter ihm:
    »Wären wir jetzt wirklich schon im Krieg, dann hättest du dein Leben verwirkt, Thor. Ein Soldat, der auf seiner Wache einschläft, wird gehenkt.«
    Thor drehte sich betont langsam herum und sah in Sverigs Gesicht hoch. Der bärtige Krieger spielte lächelnd mit seiner Axt und presste die Lippen zu einem dünnen, überheblichen Grinsen zusammen, bevor er fortfuhr: »Und wärst du wirklich der unbesiegbare Krieger, für den dich alle halten,

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