freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
dem Kamin und verließ das Zimmer.
Als er die Tür hinter sich zuwarf, sah Thor, dass draußen auf dem Gang mindestens noch zwei weitere Männer standen. Bedachte er, dass Bjorns gesamte Armee gerade einmal aus etwa zwei Dutzend Kriegern bestand, war das wohl schon wieder ein Grund zur Sorge.
»Sverig eben«, seufzte Bjorn.
»Sverig«, sagte Thor betont, »tut nichts, was du ihm nicht erlaubt hast.«
»Jedenfalls nicht viel«, fügte Sigislind hinzu.
Thor ignorierte sie. Stattdessen wandte er sich in scharfem Ton an Hrothger und seinen Schwiegersohn, die der bizarren Szene bisher vollkommen schweigend, aber auch sehr aufmerksam gefolgt waren.
»Täusche ich mich, oder haben wir das alles euch zu verdanken?«
»Nein«, antwortete Sigislind, bevor Hrothger oder sein Schwiegersohn etwas sagen konnten. »Im Gegenteil. Hrothger hat sich für dich eingesetzt, Thor.«
»Für mich?«, wiederholte Thor überrascht. »Wieso?«
»Weil ich … einen Fehler gemacht habe«, antwortete der Bauer unbehaglich. »Ich habe … an jenem Abend etwas zu Sverig gesagt, was dumm war. Und falsch. Es tut mir leid.«
»Aha«, sagte Thor. »Und was?«
»Ich dachte, ich hätte dich erkannt«, erwiderte Hrothger, dem es immer schwerer fiel, Thors Blick standzuhalten.
»Mich erkannt? «
Etwas wie ein rascher, aber eisiger Schauer raste über Thors Rücken, explodierte zu einer wilden Hoffnung und zerplatzte wieder, als Hrothger antwortete:
»Nein. Ich dachte, ich hätte jemanden in dir erkannt. Aber das war ein Irrtum. Ich war nervös. Ich war erschöpft und hatte Angst. Ich habe mich getäuscht.«
»Und Urd?«
Hrothger schwieg, und da war es wieder, das Zupfen und Tasten in seinen Gedanken, nicht annähernd so boshaft und aggressiv wie vor zwei Tagen draußen auf der Ebene, aber … präsenter . Er konnte dem Impuls widerstehen, sich nervös umzusehen oder gar zum Fenster zu blicken, aber zumindest Sigislindmusste irgendetwas bemerkt haben, denn sie sah ihn plötzlich ihrerseits stirnrunzelnd und sehr nachdenklich an. Möglicherweise hätte sie sogar eine entsprechende Frage gestellt, doch in diesem Moment ging die Tür wieder auf, und alle wandten sich in der Erwartung um; Sverig zu sehen, der zurückkam.
Es war Nele, Bjorns Frau. Sie hatte die Tür mit dem Fuß aufgestoßen und drehte sich nun in der gleichen Bewegung herum, um sie mit der Hüfte ganz zu öffnen, weil sie keine Hand mehr frei hatte. In den Händen balancierte sie ein gewaltiges Tablett mit Brot, getrocknetem Obst und Gemüse und dampfendem Fleisch, dessen Duft den Raum sofort erfüllte und ihn von einer Verhörzelle wieder ein bisschen mehr zu einem Ort werden ließ, an dem man sich wohl fühlen konnte.
Was dann noch fehlte, das fügte Neles strahlendes Lächeln hinzu, als sie ihre Drehung beendete und mit ihrer Last zum Tisch balanciert kam; und das auf ihre übergewichtige Art so elegant und schnell, dass die Reaktion der beiden Männer an der Tür viel zu spät kam, ihr helfen zu wollen. Grender rettete die Situation wenigstens für sich, indem er die Tür hinter ihr schloss, und Tjerg glotzte einfach nur.
»Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, begann Nele, »aber –«, brach zuerst mitten im Satz und dann im Schritt ab und sah stirnrunzelnd von einem zum anderen. Natürlich war es Bjorn, auf dem ihr Blick schließlich zur Ruhe kam. »Was hat das zu bedeuten?«
»Nichts, was dich etwas anginge, Weib«, erwiderte Bjorn. »Stell das Essen hin und geh wieder.«
Das war eindeutig der falsche Ton.
Nele sah ihn einen halben Atemzug lang mit einem noch tieferen Stirnrunzeln an und nickte dann, als hätte sie in seinem Gesicht genau das gelesen, was sie erwartet – aber nicht unbedingt erhofft – hatte. Ohne ein Wort und als wäre gar nichts geschehen, setzte sie ihren Weg fort, lud ihre Last mit einer fast schwerelos anmutenden Bewegung auf dem Tisch ab und drehte sich dann betont langsam zu Bjorn um,
»Du wirst mir das jetzt erklären, vermute ich«, sagte sie.
»Da vermutest du falsch, Weib«, antwortete Bjorn … was eindeutig der noch falschere Ton war, denn nun zogen in Neles Augen wetterleuchtende Gewitterwolken auf.
»Bjorn Hagel Svenderssohn«, sagte sie betont. »Das hier ist unser Heim. Mein Haus, in dem wir unsere Freunde empfangen und Frieden genießen, keine Folterkammer und kein Verhörzimmer. Was fällt dir ein, hier –«
»Es ist meine Schuld, Nele«, unterbrach sie Sigislind. Sie stand auf, und selbst an dieser
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