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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kommst du, Urd? Wo hast du gelebt, bevor du nach Skattsgard gekommen und ins Haus des Schmiedes eingezogen bist?«
    Urd schwieg. Sie starrte die Tote an. Thor, der hinter ihr stand, konnte ihr Gesicht nicht erkennen, aber er spürte, dass ihre Anspannung noch einmal stieg. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und ihr Atem ging plötzlich langsamer, aber sehr schwer. Die Vorahnung von etwas … Schlimmem schien mit einem Mal in der Luft zu liegen.
    »Das ist eine Frau aus deinem Volk, nicht wahr?«, fragte Sigislind, als klar wurde, dass Urd von sich aus nichts sagen würde.
    »Und wenn?«, fragte Thor herausfordernd. »Was bedeutet das schon?«
    »Dass sie uns nicht die Wahrheit gesagt hat?«, fragte Sverig böse.
    Thor funkelte ihn an, und Sigislind trat mit einem schnellen Schritt zwischen sie.
    »Etwas zu verschweigen und die Unwahrheit zu sagen sind zweierlei Dinge«, gab sie zu bedenken – nicht nur zu Thors Erstaunen. Sie lächelte sogar, wenn auch nur knapp. »Ist sie eine Verwandte von dir?«, fragte sie dann.
    »Nein«, antwortete Urd. »Sie ist … ja, du hast recht, sie ist von meinem Volk. Aber ich habe nichts mit ihr und den anderen zu schaffen!«
    »Welchen anderen?«, schnappte Sverig.
    Urd schwieg, und Sigislind fragte zum wiederholten Mal: »Woher kommst du?«
    Es wurde sehr still. Thor kämpfte weiter gegen das lautlose Zerren und Reißen an seinen Gedanken und den immer stärker werdenden Drang, irgendetwas zu packen und zu zerreißen. Etwas Lebendiges.
    »Utgard«, sagte Urd schließlich. »Der Name unserer Heimat ist Utgard. Ihr werdet es nicht kennen.«
    »Utgard ist eine Legende«, sagte Sverig verächtlich.
    »So wie Midgard?«, fragte Thor kühl.
    Sverig wollte auffahren, doch Sigislind brachte ihn auch jetzt wieder mit einer Geste zum Schweigen.
    »Ich habe davon gehört«, sagte sie. »Dort herrschen die Lichtbringer, nicht wahr? Und jetzt kommt ihr hierher, um auch unser Land zu erobern und die Menschen hier zu versklaven. Haben sie dich vorausgeschickt, um uns auszuspionieren?«
    Urd ignorierte den letzten Teil ihrer Frage. »Nicht wir kommen hierher, sondern sie «, antwortete sie betont. »Das ist ein Unterschied.«
    »So wie der zwischen ihr und dir?« Sverig deutete auf das wächserne Gesicht der Toten und machte zugleich ein verächtliches Geräusch. Diesmal ließ Sigislind ihn gewähren.
    »Ja!«, antwortete Urd. »Es ist ein Unterschied! Ich …« Sie brach ab, ballte die Hände noch einmal und jetzt so heftig zu Fäusten, dass ihre Knöchel wie trockene Zweige knackten, die unter einer Stiefelsohle zerbrachen, und stand dann mit einem so plötzlichen Ruck auf, dass ihr Schemel umfiel.
    »Es ist wahr«, sagte sie. »Die Lichtbringer herrschen seiteinem Jahrhundert über unser Land. Loki ist unser oberster Gott, und die Lichtbringer sind seine Diener.«
    »Und du?«, wollte Sigislind wissen.
    Loki. Dieses Wort berührte etwas in ihm und gab einen einzelnen, misstönenden Laut von sich, ohne dass er ihm wirklich eine Bedeutung zuordnen konnte. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Namen hörte, und er verband keine guten Erinnerungen damit.
    »Ihre Herrschaft wird immer grausamer«, antwortete Urd, »und was sie verlangen, immer unerfüllbarer. Ich habe es nicht mehr ausgehalten und bin mit den Kindern geflohen, und Lasse hat sich unser erbarmt und uns aufgenommen.«
    »Oh, so einfach war das?«, fragte Sverig spöttisch.
    »Ja, so einfach«, zischte Urd. »Und das zehn Jahre lang.«
    »Und sie?« Sigislind deutete auf die Tote.
    »Ich weiß es nicht«, beteuerte Urd. »Ich dachte, wir wären ihnen entkommen. All die Jahre über dachte ich, es wäre vorbei, und dann sind sie auch hier aufgetaucht. Ich weiß nicht, wie sie den Weg hierher gefunden haben, das müsst ihr mir glauben.«
    »Vielleicht so wie du?«, fragte Sverig.
    »Aber es war Lasse, der mich überredet hat, Skattsgard zu verlassen!«, begehrte Urd auf. »Ihr könnt Lif fragen, wenn ihr wollt. Und Elenia. Sie werden es euch bestätigen.«
    »Daran zweifele ich nicht«, schnaubte Sverig. »Deine Kinder sagen gewiss immer die Wahrheit … wo sie doch eine so gute Lehrerin hatten.«
    »Sverig, sei still«, seufzte Sigislind. Sie klang mit einem Mal müde, und die Geste, mit der sie sich mit beiden Händen durch das Gesicht fuhr, wirkte noch erschöpfter. Nach einer Pause und wieder an Urd gewandt, fuhr sie fort: »Warum hast du nicht gleich die Wahrheit gesagt?«
    »Hättet ihr mir denn geglaubt?«, fragte Urd

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