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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinter Urd durch die Tür trat, stellte er fest, dass sie aus einem einzigen Raum bestand, der so niedrig war, dass er nicht einmal ganz aufrecht darin stehen konnte, und praktisch leer. Es gab den Kamin, von dem sie ihm erzählt hatte, und auch einen Vorrat an Brennholz sowie eine einfache Schlafstelle auf dem Boden, aber das war auch fast schon alles.
    »Ja, Gastfreundschaft scheint bei den Leuten hier wirklich groß geschrieben zu werden«, sagte er spöttisch.
    »Es ist nur für den Übergang«, sagte Urd. Sie schien tatsächlich das Bedürfnis zu verspüren, diese erbärmliche Hütte zu verteidigen. »Wenn wir uns entscheiden hierzubleiben, bekommen wir eine andere Unterkunft.«
    Ihre Stimme hatte jetzt noch sehr viel mehr den Tonfall einer Rechtfertigung, und Thor konnte sie nun auch verstehen. Das hier war wenig mehr als ein Stall, und auch er fühlte sich unangenehm berührt, fast schon angewidert.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte Urd in diesem Moment wortwörtlich: »Du bist Besseres gewohnt, habe ich recht?«
    Vermutlich ja, wenn er sich nur daran erinnern könnte. »Und du?«, fragte er.
    »Das hier ist deine Unterkunft, Gott des Donners«, sagte Urd spöttisch. »Die Kinder und ich sind bei einer freundlichen Familie untergekommen.«
    »Meine Unterkunft«, wiederholte er verdutzt.
    »Du bist nicht mein Mann«, erinnerte sie, jetzt mit mehr alsnur sanftem Spott in der Stimme. »Es geziemt sich nicht, wenn wir das Schlafgemach teilen.«
    »Das … ist wahr.« Natürlich war es wahr. Er hatte nicht einmal daran gedacht . Dennoch war er enttäuscht. Dieses Loch war nicht viel geräumiger als der Kerker, in dem er die letzten Tage zugebracht hatte – nur deutlich zugiger und kälter.
    »Bist du hungrig?«, fragte sie plötzlich.
    Thor sah sich demonstrativ um. Er sah keine Kochstelle, und im Kamin brannte nicht einmal ein Feuer.
    »Der Schmied hat uns aufgenommen«, fuhr Urd fort. »Ich nehme an, Sverig fand das irgendwie witzig. Sie haben eine warme Mahlzeit vorbereitet. Wenn du also essen möchtest …?«
    Eigentlich war er nicht hungrig, aber er litt immer noch unter den Nachwirkungen des Weins, den er heruntergestürzt hatte. Er war zwar weit davon entfernt, betrunken zu sein, verspürte aber ein leises Schwindelgefühl, das nicht sein sollte. Wie so vieles hier.
    »Was hast du?«, fragte Urd.
    Wieder war es, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Anscheinend hatte er sich nicht einmal halb so gut in der Gewalt, wie er selbst glaubte.
    »Nichts«, antwortete er. »Ich habe nur manchmal das Gefühl, das alles hier wäre …« Er suchte nach dem richtigen Wort, rettete sich in ein hilfloses Schulterzucken und sagte schließlich: »Falsch.«
    Alles änderte sich. Die Schatten wurden dunkler und schienen Substanz zu gewinnen, und er spürte die Wärme eines Feuers auf dem Gesicht, das gar nicht da war. Da waren Geräusche und Stimmen und das Klirren von Metall, das aufeinanderprallte, und dann war die Vision auch schon wieder vorbei, so schnell, wie sie gekommnen war, und selbst die Erinnerung daran verblasste.
    Zurück blieben ein Gefühl der Leere und eine vage Trauer, die umso schlimmer war, als er nicht einmal wusste, warum er sie empfand.
    »Thor?«, fragte Urd beunruhigt.
    »Nichts«, murmelte er. Seine Stimme klang flach, und selbst in seinen eigenen Ohren wie die eines Fremden.
    »Thor?«, fragte sie noch einmal, und er antwortete noch einmal: »Nichts«, trat rückwärts wieder aus der Hütte heraus und drehte sich mit einer demonstrativen Bewegung um. Vielleicht kehrten seine Erinnerungen noch einmal für eine einzige Sekunde zurück, vielleicht spielten ihm seine Nerven auch einen Streich – alles um ihn herum war vollkommen falsch und vertraut zugleich.
    Er hörte Schreie. Irgendwo tobte ein Feuer. Ein Horn rief zum Kampf, und die Erde bebte unter dem Zusammenprall von Gewalten, die selbst die Götter fürchteten.
    »Was ist mit dir?«, fragte Urd besorgt. »Du zitterst.«
    Und er konnte sogar selbst spüren, wie blass er geworden war. Sein Herz klopfte, und da war plötzlich etwas Anderes in ihm, das hinauswollte.
    Dann war es vorbei, und jetzt endgültig. Die Welt hörte auf, sich immer schneller um ihn zu drehen.
    »Du –«, begann Urd, und er unterbrach sie:
    »– hattest etwas von einem Essen gesagt. Ich glaube, ich bin doch hungrig.«
    Urd sah ihn nur forschend an, aber er spürte, dass sie sich von ihm zurückgestoßen fühlte.
    »Ja«, murmelte sie. »Sicher, komm

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