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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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und zwar nicht nur, damit ihre Mutter sie liebte. Ihr ganzes Leben lang war sie eine Ausgestoßene und Außenseiterin gewesen, hatte vor schönen Häusern gestanden und durch ein Fenster in elegante Salons und Geschäfte geblickt, hatte gewusst, dass sie anders war, und gewünscht, es nicht zu sein.
    De Warenne hatte ihr die Chance gegeben, all das zu ändern.
    Amanda zitterte. Sie hatte so getan, als läge ihr nichts daran, sich zu ändern, aber tatsächlich lag ihr sehr wohl etwas daran, denn sonst hätte sie sich nicht so sehr bemüht. Und das galt noch immer. Sonst würde sie jetzt nicht weinen.
    Ihr Zuhause gab es nicht mehr, die Behörden hatten es Papa weggenommen. Sie wollte nicht zurückkehren auf die Inseln, wo sie lügen, stehlen und betteln müsste, um zu überleben. Sie wollte nicht mehr das wilde Kind sein.
    Amanda wischte sich die Augen.
    Natürlich wollte de Warenne sie nicht heiraten, nie hatte sie von ihm erwartet, dass er sie zur Frau nehmen wollte. Sie war dumm genug gewesen, sich in ihn zu verlieben, und sie hatte sich danach gesehnt, seine Geliebte zu werden, wenigstens für eine Weile. Aber er war ein Ehrenmann, ein Mann von der Art, von der sie nicht geglaubt hatte, dass es sie gab, bis sie ihn getroffen hatte. Auch jetzt verhielt er sich wie ein Gentleman. Auf der Insel hatte er ihr angeboten, ihr Beschützer zu werden, und jetzt hatte er beschlossen, ihr Vormund zu sein, obwohl er ihr nichts schuldig war. Er hätte sie hinauswerfen können, stattdessen versah er sie mit einer großzügigen Mitgift, damit sie eine vorteilhafte Ehe schließen konnte.
    Es tat weh, aber sie war ihm auch dankbar. Sie dachte wieder an die Szene, die sie sich kürzlich vorgestellt hatte, doch diesmal war das Bild leicht verändert. Jetzt sah sie sich selbst, in einem schönen Kleid, elegant und sittsam, mit Clive de Warenne in einem Rosengarten sitzen. Liebevoll lächelte er sie an. Aber sie waren nur gute Freunde – denn sie war die Frau eines anderen.
    „Sieh dir diesen hier in Elfenbein und Koralle an“, sagte Eleanor und hielt einen gemusterten Stoff hoch. „Bei deinem Haar und mit deinen Augen wird das ganz reizend aussehen.“
    Amanda erschrak und sah, wie Eleanor sie voller Sorge und Mitgefühl beobachtete. Auf dem Bett waren lauter Stoffmuster ausgebreitet. Sie blinzelte. Nie zuvor hatte sie so viel Seide, Satin, Chiffon und Baumwolle gesehen. Clive hatte sie in seinem Haus aufgenommen, gab ihr eine Mitgift und stattete sie mit einer Garderobe aus, die einer Prinzessin angemessen war. „Diese Stoffe sind doch nicht für mich?“
    „Du wirst alle bekommen, die dir gefallen“, sagte Eleanor lächelnd. „Clive ist sehr wohlhabend, und wir sollten ihm so viel abnehmen, wie wir nur können. Er kann so ein gefühlloses Ungeheuer sein!“
    „Er ist ein großartiger Mann“, flüsterte Amanda und sah Eleanor in die Augen.
    Eleanor reichte der Schneiderin das Stoffmuster zurück. Dann berührte sie Amandas Hand. „Du bist schrecklich verliebt in ihn, nicht wahr?“
    Amanda schreckte aus ihren Gedanken auf und errötete. „Natürlich nicht! Ich bin ihm so dankbar für alles, was er getan hat, dass er mir erlaubt, hier in diesem Haus zu sein, mir so viele Möglichkeiten gibt, mich zu verbessern.“ Sie meinte es ernst. Sie könnte jetzt nicht zurück. Selbst wenn das bedeutete, sein Mündel zu werden, jemand anderen zu heiraten und sich mit seiner Freundschaft zu begnügen – sie wollte eine Dame werden, zumindest, was ihre Erscheinung anging, wenn es nur irgendwie möglich war.
    „Mein Bruder“, sagte Eleanor langsam, „hat einen gewissen Ruf. Er ist nicht von der Sorte, die heiratet …“
    „Ich weiß!“ Amanda brachte ein Lächeln zustande. „Ich habe ihn jahrelang an Deck seiner Schiffe gesehen, oder an Deck derer, die er aufgebracht hatte. Ich habe ihn in den Straßen von Kingston gesehen, und ich konnte beobachten, wie richtige Damen sich zum Narren machten in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Jeder auf den Inseln kennt Clive de Warenne.“ Noch als sie sprach wurde ihr klar, dass sie nicht die erste Frau war, die sich in Clive de Warenne verliebte und zurückgewiesen wurde. Vermutlich hatte er auf der ganzen Welt gebrochene Herzen zurückgelassen. Jetzt würde auch sie lernen, nicht auf ihr Herz zu achten.
    „Er ist sehr gut aussehend, sehr charmant und sehr reich. Ich kann mir vorstellen, wie leicht sich Frauen in ihn verlieben. Aber du musst wissen, ich habe ihn so noch nicht

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