Freibeuter der Leidenschaft
sie zu ihm aufsah, erkannte sie, dass er noch immer zornig war. „Nicht“, flehte sie entsetzt. „Bitte sprich jetzt nicht von Ehre.“
Er wich zurück. „Habe ich dir noch nicht genug wehgetan? Ich bin nur ein Mann, Amanda, und offenbar nicht stark genug, um deinen Reizen zu widerstehen. Verdammt! Wir sind hier, um deine Mitgift zu inspizieren – die Mitgift für dich und deinen zukünftigen Gemahl! – und ich werde dich nicht zu meiner Geliebten machen! Warum sehnst du dich nicht nach mehr?“, rief er.
Nie zuvor hatte sie ihn so zornig gesehen, und er war böse auf sie! „Aber wenn es mir doch nichts ausmacht“, begann sie.
„Mir macht es etwas aus!“, brüllte er.
Sie zuckte zusammen, dann straffte sie die Schultern. Entschlossen unternahm sie noch einen letzten Versuch, obwohl sie wusste, dass es vergeblich war. Sein Wille war zu stark. „Ich will dich. Und das wird sich niemals ändern. Warum ist das so falsch?“, rief sie. „Du willst mich auch, und du magst mich, das weiß ich. Wir sind Freunde! Gute Freunde!“
„Ich bin dein Vormund!“, rief er. „Es liegt in meiner Verantwortung, einen passenden Ehemann für dich zu finden, nicht, dich zu meiner Geliebten zu machen!“ Er zitterte. Dann hob er die Hand, damit sie schwieg.
„Du bist eine schöne Frau geworden. Warum deine Zukunft auf diese Weise zerstören?“ Er schüttelte den Kopf. „Meine Familie macht sich schon lustig über meine Bemühungen, mich dir gegenüber standhaft zu verhalten. Dies hier hilft da nicht gerade.“
Nachdem sie gerade die höchste Lust mit ihm erlebt hatte, wurde sie jetzt immer verzweifelter. Es war nicht leicht, Würde zu wahren, aber sie versuchte es. „Ich habe etwas zu meiner Verteidigung zu sagen“, flüsterte sie. „Ich liebe dich.“
Er holte tief Luft, noch immer zitternd. „Ich mag dich. Sehr. Und deswegen mache ich dich nicht zu meiner Geliebten“, stieß er hervor. „Wenn ich eine Geliebte brauche, gibt es hunderte von Huren, die dafür zur Verfügung stehen. Ich versuche, dir eine schöne Zukunft zu bereiten, Amanda. Aber das wird mir nicht gelingen, wenn wir miteinander Zeit verbringen, so wie heute.“
Sie zitterte. „Was heißt das?“
„Wir sollten nicht miteinander allein sein. Niemals“, fügte er schroff hinzu.
„Nein!“
Er schüttelte den Kopf, und sie sah an seiner Miene, dass er einen Entschluss gefasst hatte. „Ich werde nicht länger zögern. Du brauchst sofort einen Ehemann.“
Amanda ließ sich gegen die Wand sinken. „Wie kannst du das machen?“
Er schien sie nicht zu hören. „Morgen bringe ich dich zurück nach London. Ich werde Eleanor und meine Stiefmutter bitten, eine neue Liste mit Bewerbern aufzustellen. Ich werde“, er zögerte, „meinen Vater hinzuziehen. Innerhalb der nächsten Monate wirst du heiraten.“
Amanda schrie auf vor Entsetzen.
Aber er wandte sich jetzt gegen sie. „Morgen unternimmt eins meiner Schiffe eine Fahrt nach Holland. Ich werde an Bord sein.“
Amanda war fassungslos.„Clive, bitte! Was ist mit dem Ball bei den Carringtons? Er ist in drei Wochen. Du hast mir den ersten Tanz versprochen!“
Er war unerbittlich. „Ich habe dir mein Wort gegeben. Ich werde für den ersten Walzer dort sein.“
„Geh nicht“, flüsterte sie.
Ihre Blicke begegneten sich. „Dies ist unmöglich“, sagte er. „Mir bleibt keine andere Wahl.“
17. Kapitel
Nie zuvor hatte Amanda Clive mehr vermisst.
Sie wusste jetzt, dass sie einen entsetzlichen Fehler begangen hatte. Seit mehr als einer Woche war er nun schon fort. Sie waren in verschiedenen Wagen nach London zurückgekehrt, Clive reiste nicht mit ihr, sondern mit Ariella und Anahid und sah sie nicht einmal an, als Monsieur Michelle ihr beim Einsteigen in die Kutsche half, die sie miteinander teilen würden. Nach der Ankunft in London war er gegangen, um sich von Alexi zu verabschieden, und Amanda war ihm ins Kinderzimmer gefolgt, sich wohl bewusst, dass er nie zuvor eine so finstere Miene gezeigt hatte. Voll dunkler Vorahnungen hatte sie an der Tür zu Alexis Schlafzimmer gestanden und zugesehen, wie er seinen Sohn umarmte und auch Ned übers Haar strich. Dann hatte er ihnen ein paar Verhaltensmaßregeln gegeben, und Alexi hatte gebettelt, doch mitgenommen zu werden nach Holland, aber Clive hatte abgelehnt. Obwohl er den halben Tag mit Ariella in der Kutsche verbracht hatte, war er dann zu seiner Tochter ins Zimmer gegangen und hatte Amanda nur im Vorbeigehen einen Blick zugeworfen.
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