Freibeuter der Leidenschaft
mitgebracht. Es waren auch andere Gentlemen da gewesen, an deren Gesichter sie sich nicht erinnerte, ebenso wenig wie an ihre Namen, alle von Adare eingeladen und von seiner Gemahlin, um sie kennenzulernen. Alle wurden sie als potenzielle Ehekandidaten angesehen.
Sie fühlte sich schlecht, weil sie seine Familie hinterging, aber sie konnte niemandem etwas von ihren Plänen sagen. Sie wusste, irgendwer würde direkt zu Clive gehen und ihm sagen, was sie vorhatte. Am Morgen nach dem Ball würde sie es ihm selbst sagen. Das würde schwierig genug werden. Sie wusste, er würde nicht einverstanden sein mit ihren Plänen, aber sie hatte sich entschieden, und dieses eine Mal würde sie sich durchsetzen.
„Wer ist es?“, fragte Amanda und bemühte sich um eine neugierige Miene. Besucher zu empfangen war besser als zu trauern, und andere Pläne hatte sie nicht.
„Ich kenne die Damen nicht, aber sie besuchen Lizzie und sind in unserem Alter.“ Eleanor lächelte. „Du hattest so viel Erfolg, Amanda. Sicher bist du begeistert.“
Amanda lächelte Eleanor an, während sie nach unten gingen. „Mir scheint meine Ankunft in Hosen eine Ewigkeit her zu sein.“
„Ja, so scheint es, aber so lange ist es noch gar nicht her.“
„Ich bin erst seit sechs Wochen in der Stadt“, bemerkte Amanda, und es versetzte ihr einen Stich. Und sechs Wochen hatte sie mit Clive auf seinem Schiff verbracht. Es schien ihr, als würde sie ihn schon ewig kennen und lieben.
Eleanors nächsten Worte erschienen ihr seltsam. „Du weißt, dass du mir wirklich vertrauen kannst, nicht wahr? Ich sehe in dir jetzt eine Schwester.“
Sie empfand noch mehr Schuldbewusstsein. „Du bist mir eine wunderbare Freundin geworden“, sagte sie und meinte das ganz ehrlich. „Erzähle mir etwas über unsere Gäste“, fügte sie hinzu, um das Thema zu wechseln.
„Lady Jane Cochran ist die Tochter der Marchioness of Lidden-Way. Ich habe gehört, dass sie eine reiche Erbin sein soll. Die anderen beiden Ladies verfügen nur über bescheidene Erbschaften.“ Sie waren inzwischen in der großen Halle angekommen, durchquerten sie rasch, und Eleanor fügte hinzu: „Vielleicht werden wir beide neue Freundschaften schließen.“
Amanda wusste, dass Eleanor Irland vermisste und London nur ertrug, weil Harmon House ein Treffpunkt für ihre Familie war. „Vielleicht.“
Eleanor machte wie immer aus ihrer Meinung kein Geheimnis. „Lady Jane scheint etwas eitel zu sein. Hoffentlich ist sie nicht eifersüchtig auf dich.“
Amanda hätte um ein Haar gelacht. „Warum um alles in der Welt sollte sie auf mich eifersüchtig sein?“
„Sie ist recht unscheinbar, Liebes, und du bist eine solche Schönheit. Sie alle sind unverheiratet und auf der Suche nach einem Ehemann. Lady Jane muss sich nicht sorgen, nicht mit ihrem Vermögen, aber ich habe Frauen wie sie schon getroffen, und sie könnte in dir eine Konkurrenz sehen.“
„Eleanor, ich möchte für niemanden eine Konkurrenz sein.“
„Ich weiß, und ich weiß auch warum“, flüsterte Eleanor ihr zu, als sie den Salon betraten.
Amanda begann, sich unbehaglich zu fühlen. Unglücklicherweise schien Eleanor ihre tiefe Liebe zu Clive erraten zu haben. Aber sie wurde gleich darauf abgelenkt, als sie die drei jungen Damen sah, die im Salon versammelt waren, und die sich umdrehten, um sie anzusehen. Sie sah eine große, dünne und recht unscheinbare junge Frau in einem schönen Kleid und Perlen. An ihrer etwas hochnäsigen Haltung erkannte Amanda, dass dies Lady Jane sein musste. Instinktiv mochte Amanda sie nicht. Ihre übergewichtige Freundin war eigentlich recht hübsch und besaß ein angenehmes Lächeln. Die dritte Besucherin war nicht sehr bemerkenswert, weder groß noch klein, nicht dick und nicht dünn, aber ihre Miene war unübersehbar neugierig.
Lizzie trat vor, um die Vorstellung zu übernehmen.„Meine Schwägerin, Mrs. O’Neill haben Sie ja schon kennengelernt. Dies ist das Mündel meines Schwagers, Amanda Carre. Amanda, dies sind Lady Jane Cochran, Lady Honora Deere und Lady Anne Sutherland.“ Lizzie lächelte.
Amanda knickste, während die drei anderen Damen die Köpfe neigten. Sie spürte eine Spannung in dem Salon, die ihr nicht gefiel. Das war nicht gut.
„Wir haben alles über Sie gehört“, sagte Lady Jane heiter. „Und natürlich kennen wir alle Ihren Vormund. Wenn er in der Stadt ist und einen Ball besucht, fallen die Damen reihenweise in Ohnmacht. Es schien uns passend, Sie in der Stadt
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