Freibeuter der Leidenschaft
umdrehen ließ, wenn er die Straße hinunterging.“
„Er hat nie aufgehört, dich zu lieben“, hörte Amanda sich sagen. „Aber du hast Belford geheiratet.“ Es war ein Vorwurf.
„Ich hatte außerordentliches Glück, Belford zu heiraten!“, sagte Dulcea leise. „Amanda, dein Vater und ich, wir kannten einander drei Wochen, dann musste er fortsegeln. Als ich merkte, dass ich schwanger war, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich war so jung, und Mutter begann gerade, mich Gentlemen wie Belford vorzustellen, Männern mit kleinen Vermögen, aber alten Familien und wichtigen Titeln. Soweit ich zurückdenken kann, wusste ich, dass ich eines Tages so heiraten würde. Eine Ehe hat nichts mit Liebe zu tun. Ich habe Glück, dass ich Belford so schätzen gelernt habe.“ Sie hielt inne. „Amanda, wir waren beide so jung. Es war keine Liebe, es war Leidenschaft.“ Sie zögerte und fügte hinzu: „Es war dasselbe, was du für de Warenne fühlst.“
Amanda schüttelte den Kopf. „Ich habe noch nie jemanden so bewundert, wie ich Clive bewundere. Ich gebe gern zu, wie ich für ihn empfinde. Er ist mein Held, mein Beschützer, und ich werde ihn lieben bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.“
Dulcea sah sie aus großen Augen an.
„Und Papa liebte dich auf diese Weise, oder jedenfalls beinahe“, rief sie. „Er zog mich auf mit Geschichten über deine Schönheit, deine Anmut, Eleganz und Freundlichkeit. Er hatte dich auf ein Podest gestellt. Er sorgte dafür, dass auch ich zu der Erinnerung an dich aufblickte. Mein Gott, wie tut er mir leid!“
„Ich wusste nicht, dass Carre so empfand. Woher sollte ich?“, gab Dulcea zurück. „Er hat es mir nie gesagt! Amanda, ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu streiten.“
Überrascht sah Amanda sie an. Warum hatte Papa ihr nicht die Wahrheit gesagt?
Dulcea lächelte kurz. „Ich bin weder herzlos noch kalt, Amanda. Ich bin eine Frau aus Fleisch und Blut, mit einem Herzen, einem Zuhause, einem Ehemann und zwei Kindern. Ich vermutete, Carre hätte mich vergessen. Wie hätte ich etwas anderes denken sollen?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Amanda langsam. Sie sagte sich, sie dürfte Dulcea gegenüber nicht weich werden, denn sie konnte ihr nicht vertrauen. Sie durfte ihr nicht vertrauen. „Du sagtest, dir läge etwas an mir, aber das stimmt nicht.“ Es kann nicht stimmen, dachte sie.
„Es stimmt! Wie sollte mir nichts an meiner eigenen Tochter liegen? Aber du wurdest mir weggenommen in dem Moment, da du geboren wurdest. Ich war siebzehn und hatte keine andere Wahl.“
Amanda wollte ihr nicht glauben. „Versuch nicht einmal, mir zu erzählen, du hättest mich behalten, wenn du die Möglichkeit dazu gehabt hättest.“
„Ich habe tagelang geweint, nachdem du mir fortgenommen wurdest“, rief Dulcea und wischte sich die Augen. „Doch meine Mutter wollte für mich eine vorteilhafte Heirat erreichen, und ich hatte nicht vor, sie zu enttäuschen. Doch, Amanda, ich habe immer wieder an dich gedacht und mir Sorgen gemacht, vor allem, als ich hörte, dass Carre Pirat geworden war.“
Amanda fühlte sich verwirrt. Dulcea wirkte so ernsthaft. Doch sie hatte ihr auch nicht geantwortet. Sie hatte nicht gesagt, dass sie eine Zukunft mit einem Titel aufgegeben hätte, um ihre Tochter aufzuziehen.
„Papa liebte mich, und ich liebte ihn. Er war ein guter Vater. Du hättest dich nicht sorgen müssen.“ Sie würde ihren Vater immer verteidigen, vor allem gegenüber Dulcea. „Wenn du so besorgt warst, warum hast du nicht geschrieben?“, wollte sie wissen.
„Hätte Belford davon erfahren, er hätte mich hinausgeworfen. Ich musste Anstand wahren. Das verstehst du doch gewiss? Meine Liebe, du hast ein so anderes Leben!“, sagte Dulcea. „Es tut mir so leid! Ich wünschte, es wäre anders gewesen, Amanda. Wirklich.“
Plötzlich wurde Amanda wütend. „Du hattest die Möglichkeit, etwas zu ändern, als ich vor zwei Monaten in die Stadt kam. Aber du wolltest mich nicht. Daher kannst du mir immer und immer wieder sagen, welche Sorgen du dir machtest, ich werde dir nicht glauben.“
„Captain de Warenne schockierte mich, als er in meinem Haus auftauchte und erklärte, du bist in der Stadt!“
„Er ist derjenige, dem ich das alles verdanke. Er rettete mich, beschützte mich, sorgte großzügig für mich, alles nur wegen seines Ehrgefühls. Er nahm mich mit in sein Zuhause! Er verschaffte mir eine Mitgift. Seine Familie hat mich mit offenen Armen willkommen geheißen –
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