Freibeuter der Leidenschaft
im Gegensatz zu dir!“, rief sie aus. Und es fiel ihr schwer zu atmen. Ihre Mutter hatte eine Wunde geöffnet, von der sie geglaubt hatte, sie wäre längst geheilt.
Dulcea sah sie erstaunt an. „Ich dachte, Carre hätte für die Mitgift gesorgt.“
„Nein, das hat Clive getan, auf seine eigenen Kosten.“Von allen Dingen, zu denen ihre Mutter etwas hätte sagen können, hatte sie ausgerechnet die Mitgift gewählt. „Papa hat ihn nie gebeten, mein Vormund zu sein. Das ist noch etwas, das er sich ausgedacht hat. Als du mich zurückgewiesen hast, hat er mich aus reiner Herzensgüte zu seinem Mündel gemacht. Er hat mir eine Mitgift bereitgestellt, als er das nicht tun musste, weil er gelobt hatte, er würde für meine Zukunft sorgen.“ Dulcea hatte nichts davon getan.
Dulcea hob den Kopf. „Hat er dich verführt?“
Amanda trat zurück und schüttelte ablehnend den Kopf, doch sie spürte, wie sie errötete. „Das geht dich nichts an“, brachte sie heraus. „Ich gehe dich nichts an.“ Tränen brannten hinter ihren Lidern. „So etwas Unehrenhaftes würde er nie tun.“
„Er hat dich nicht in sein Bett geholt?“, fragte Dulcea und musterte sie aufmerksam.
„Nein. Ich habe versucht, ihn zu verführen“, sagte Amanda abwehrend. Aber sie fühlte sich unbehaglich. Sie spürte, dass ihre Mutter etwas anderes im Sinn hatte. Es war, als würde eine Lüge auf die andere folgen.
Sie sahen einander an.
„Mein armer Liebling“, sagte Dulcea und nahm ihre Hand.
Amanda zuckte zusammen. Sie zog ihre Hand weg. „Wage es nicht, mich jetzt zu bemitleiden.“
„Ich bin deine Mutter! Du weigerst dich, mir zu glauben, und das kann ich nicht ändern, aber ich weiß, wie es ist, wenn man bis über beide Ohren verliebt ist. Niemand wird dir je einen Vorwurf daraus machen, dich in Clive de Warenne verliebt zu haben. Die Hälfte der Frauen hier im Raum würden fast alles dafür geben, sogar ihren guten Ruf, um seine neueste Geliebte zu werden. Ich verstehe das, Liebling, wirklich.“
Amanda schüttelte den Kopf. „Ich muss gehen.“ Sie begriff, dass nichts geklärt worden war. Sie wünschte sich, Dulcea glauben zu können, aber das konnte sie nicht.
„Warte!“ Dulceas Tonfall klang wie ein Peitschenhieb. „Kürzlich kam ich nach Harmon House, um dich zu sehen. Ich flehte de Warenne an, mir zu erlauben, dich als meine Cousine auszugeben, ihm zu helfen, einen Gemahl für dich zu finden. Ich bat darum, dich bei mir wohnen zu lassen. Nicht nur hat er meine Bitten abgelehnt, er verbot mir auch, dich zu sehen.“
Amanda war entsetzt. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich glaube dir nicht! So etwas würde Clive nie tun! Und wenn er dich wegschickte, dann tat er das aus gutem Grund.“
„Warum sollte ich lügen?“, rief sie. „Frag euren Diener. Ich kam, um dich zu sehen, um an deinem Leben teilzuhaben, aber er verwehrte es mir.“
Eines wusste Amanda: Clive mochte sie nicht so lieben wie sie ihn, aber er würde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um zu tun, was am besten für sie war. „Ich vertraue niemandem mehr als Clive. Wenn er dich fortschickte, dann weil er wusste, dass du lügst. Warum? Warum gibst du dir solche Mühe, mich davon zu überzeugen, dass dir an mir etwas liegt? Was kannst du von mir wollen?“
„Ich sage dir, wie gern ich deine Mutter sein möchte. Ich sage dir, wie sehr ich dich vermisse. Ich wünsche mir, dass du mit mir kommst und bei mir in Belford House wohnst.“
Amanda musste sich am Geländer der Terrasse festhalten, um nicht umzufallen. „Wie bitte?“
„Wir werden sagen, du bist meine Cousine, eine entfernte Cousine, und dass ich dir einen Mann suche. Das ist meine Pflicht.“ Sie lächelte.
Amanda wurde schwindelig. „Ich kehre nach Hause zurück!“, rief sie. „Ich kehre zurück auf die Inseln und werde niemanden heiraten!“
Dulcea war fassungslos. „Was sagst du da? Du kannst unmöglich zurück zu den Piraten gehen. Dein Leben ist jetzt hier bei mir!“
Amanda richtete sich auf. „Ich bin kein Pirat, Mutter, ist dir das nicht aufgefallen? Diese Perlen gehören mir. Dieses Kleid gehört mir. Meine Tanzkarte heute Abend war voll. Tatsächlich hat man mir mehrmals gesagt, was für eine schöne Dame ich bin.“
„Liebling.“ Dulcea nahm ihre Hände. „Ich wollte dich nicht verletzen. Dies ist unsere Chance, einander kennenzulernen, eine Familie zu werden. Wenn du erst einmal verheiratet bist, wird es, fürchte ich, zu spät sein, und ich möchte den richtigen
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