Freibeuter der Leidenschaft
Männer im Raum, und sein Haar glänzte unter dem Licht der drei Kronleuchter. Er tanzte mit Honora Deere, die krebsrot im Gesicht war und starr ins Leere blickte. Amanda lächelte, sie verstand die junge Lady nur zu gut. Obwohl Honora an jenem Tag mit Jane Cochran zusammen gewesen war, freute sie sich, dass Clive einmal mit ihr tanzte.
„Miss Carre?“ Garret MacLachlan erschien und verneigte sich.
Sie lächelte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er auch auf dem Ball war. Erstaunt sah sie ihn an. Er war wie ein Highlander gekleidet, in einer leuchtendblauen Jacke und einem Kilt in Blau, Schwarz und Rot, mit nackten Knien und blauen Strümpfen. Er trug auch ein Barrett und einen Schmuckdegen. Nie hatte er besser ausgesehen, und Amanda knickste, doch zu ihrer Überraschung hielt er sie am Ellenbogen fest und hinderte sie daran. Stattdessen half er ihr, sich aufzurichten. „Mylord.“
Sein Lächeln erschien ihr seltsam. „Ich bewundere Sie schon die ganze Zeit, Mädchen. Sie sind die Schönste hier im Raum.“
Sie spürte, wie sie errötete. „Und Sie, Sir, sind ein schamloser Schmeichler.“
Aber er lächelte nicht. „Ich sage die Wahrheit, Amanda“, erwiderte er, und sie erschrak, denn sie nannten einander nicht beim Vornamen. „Ich bin gekommen, mich zu verabschieden.“
Sie sah ihn aus großen Augen an. „Sie reisen ab?“
„Ja, ich wurde nach Hause gerufen. Werden Sie mich vermissen?“
Sie zögerte. „Natürlich“, begann sie, doch sie wollte ihn nicht täuschen.
Sein Blick wurde ernster, und er musterte sie. „Sie lieben Ihren Vormund“,sagte er schließlich.„Ich habe Sie beim Tanzen beobachtet, Amanda. Ich habe Ihre Augen gesehen.“
Amanda wusste nicht, was sie sagen sollte. Dann dachte sie daran, mit welcher Haltung und welchem Edelmut Garret die Wahrheit über ihre Herkunft akzeptiert hatte, wie er, statt sie zu verspotten, sie für ihre Fortschritte gelobt hatte, und sie berührte seinen Arm. „Ja, das stimmt.“
Langsam schüttelte er den Kopf. „Dann wünsche ich Ihnen das Beste, Mädchen.“
„Sie verstehen nicht.“
„Oh doch, das tue ich.“
„Nein, es ist nicht so, wie Sie denken. Ich liebe Clive, und ich werde ihn immer lieben, aber er erwidert meine Gefühle nicht. Ich kehre nach Hause zurück, Garret, auf die Inseln, und ich werde niemals heiraten.“
Wieder lächelte er so seltsam. „Ich glaube nicht, dass Sie weit kommen werden“, sagte er.
Sie erschrak und verstand nicht, was er meinte.
Dann nahm er ihre Hand und küsste sie zu ihrem Erstaunen. „Auf Wiedersehen, Mädchen“, sagte er, verneigte sich kurz und ging davon.
Amanda sah ihm nach, so wie jede andere Frau, an der er vorbeikam. Seufzend dachte sie daran, dass sie ihn vermissen würde, denn er war ihr ein Freund geworden. Allerdings glaubte sie nicht, dass sie ihm das Herz gebrochen hatte, denn er hatte ihr niemals seine Liebe erklärt, und sie hielt ihn für so etwas wie einen Frauenhelden. Sie hoffte sehr, dass er irgendwann eine Frau fand, die ihn so liebte, wie er es verdiente.
„Amanda?“, hörte sie eine Frauenstimme hinter sich.
Amanda erkannte die Stimme der Frau nicht. Diese persönliche Form der Anrede war sehr unkorrekt. Ein wenig verärgert drehte sie sich um. Und erstarrte.
Eine sehr elegante und schöne blonde Frau stand da, gekleidet in herrlichen rosa Satin, mit funkelnden Diamanten. Amanda holte tief Luft. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt.
Die Frau war blond, hatte grüne Augen, war sehr schön und schien ihr seltsam vertraut. Ihr war, als erblickte sie sich selbst in ein oder zwei Jahrzehnten.
Amanda stand reglos da.
„Du weißt, wer ich bin“, sagte Dulcea. Ihre Stimme klang angespannt, ihr Blick war unverwandt auf Amanda gerichtet.
„Ich weiß es. Du bist Dulcea Belford“, sagte Amanda tonlos.
Dulcea zögerte. „Ich bin deine Mutter, Liebes“, sagte sie.
19. Kapitel
Amanda starrte sie an und versuchte, ruhig zu atmen. Dies war ihre Mutter – die Frau, die ihr den letzten Hieb versetzt hatte. Der Zorn, den Dulcea in ihr ausgelöst hatte, von dem Amanda geglaubt hatte, sie hätte ihn erfolgreich bezwungen, kehrte mit Macht zurück und schien sie für einen Moment zu lähmen. Sie hatte diese Begegnung erwartet, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie an diesem Tag stattfinden würde.
„Ich bin deine Mutter“, wiederholte Dulcea leise. Ihr Blick war eindringlich.
„Nein“, sagte Amanda schließlich
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