Freibeuter der Leidenschaft
starrte ihn nur an und antwortete nicht.
„Er schlug Sie erst kürzlich? Er schlug eine Frau?“ Clive war so entsetzt, dass er es kaum ertragen konnte.
„Was geht Sie das an?“, fragte sie schroff. Sie zitterte. „Papa liebte mich. Es war seine Art dafür zu sorgen, dass ich ihm gehorchte. Er war so wütend, als ich ihm sagte, ich wäre bei Gouverneur Woods gewesen.“
Clive ließ sie los und rieb sich das Gesicht. Es war ein Glück, dass Carre schon tot war, sonst hätte er ihn mit bloßen Händen umgebracht. Dann sah er sie finster an. „Es war also nicht seine Idee, dass Sie seinetwegen zum Gouverneur gingen?“
Sie schüttelte den Kopf.„Als ich zwölf war, sagte mir Papa, dass meine Jungfräulichkeit für meinen Ehemann vorbehalten sei und für sonst niemanden.“
Er schwieg. Trotz seines Entsetzens merkte er, wie ihre Bekenntnis ihn erregte. Sie hatte noch nie das Bett mit einem anderen Mann geteilt. Sein Instinkt hatte ihn an ihre Unschuld glauben lassen, aber die Vernunft hatte ihm gesagt, dass das unwahrscheinlich war. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr – und er musste noch mehr Sicherheitsabstand zwischen sie bringen.
Langsam sagte sie: „Sie schlagen oder peitschen Ihre Kinder nicht, oder?“
„Nein, das tue ich nicht.“
Sie biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf.
Er streckte den Arm nach ihr aus. „Ich würde nie ein Kind oder eine Frau schlagen. Amanda, Sie können glauben, was Sie wollen, aber ich kann nicht hinnehmen, dass Ihr Vater Sie mit den Fäusten erzogen hat.“
„Er hat mich geliebt“, wiederholte sie beharrlich und sah auf. In ihren Augen schimmerten Tränen.
Er hasste sich selbst. „Ja, das hat er. Das war nicht zu übersehen.“ Erschüttert drehte er sich ein wenig von ihr weg. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es ihr gelungen war, ihre Unschuld und das Vertrauen in ihren Vater zu bewahren, aber er würde ihr keines von beidem wegnehmen. Selbst wenn es es ihm noch so schwerfiel. Er presste die Lippen zusammen, damit er ihr nicht sagte, wie er wirklich über Carre dachte. Und er würde sie nicht an seine Brust ziehen und ihr übers Haar streichen. In seinen Lenden pochte es, er wusste, wozu eine solche Nähe führen würde.
„Missachtet Ariella jemals Ihre Anweisungen?“, fragte sie mit unsicherer Stimme.
Er holte tief Luft. Jetzt befanden sie sich auf sichererem Terrain. „Ehrlich gesagt tut sie es nicht. Ich wünschte, sie würde das manchmal tun.“
„Wirklich?“
Er lächelte sie an und war froh über das harmlose Thema. „Ich mache mir Sorgen um sie. Selbst wenn sie nicht meiner Ansicht ist, tut sie, als wäre sie es doch, um mir einen Gefallen zu tun. Ich würde gern erleben, dass sie sich für etwas einsetzt, an dem ihr etwas liegt.“
„Sie wollen, dass sie Ihnen widerspricht?“, fragte Amanda, offensichtlich verblüfft.
„Alexi widersetzt sich mir ständig.“
„Und Sie schlagen ihn nicht?“
„Er wird bestraft, aber nicht mit der Faust oder der Peitsche.“
Sie wandte sich ab.
Er empfand tiefes Mitleid mit ihr und wünschte unsinnigerweise, dass ihr eine solche Kindheit erspart geblieben wäre. Er beschloss, das Thema zu wechseln. „Ich bin froh, dass Sie sich mit Ariella angefreundet haben.“
Sie sah ihn an. „Sie hat mir heute bei meinen Sätzen geholfen. Sie ist sehr klug.“
„Ich befürchte, dass sie klüger ist, als es ihr guttut. Eines Tages, wenn sie mir nicht eine Liebesheirat anbietet, mit der ich einverstanden sein kann, werde ich ihr einen Ehemann suchen müssen. Ihre Klugheit wird es sehr erschweren, eine passende Verbindung zu finden. Die meisten Männer würden vor so einer Frau mit eingezogenem Schwanz davonrennen.“
Amanda lachte. „Männer mögen keine klugen Frauen“, stimmte sie zu.
„Manche Männer schon“, murmelte er. Er lächelte sie an und dachte daran, dass auch sie sehr klug war. Rasch beherrschte er seine Gedanken. „Ich weiß, das klingt voreilig, aber ich mache mir viele Gedanken über Ariellas Zukunft. Sie wird eine reiche Erbin sein, das wird helfen. Aber ich werde die Mitgiftjäger entmutigen müssen.“
„Sie wird eine reiche Erbin sein“, wiederholte Amanda, und ihr Lächeln verblasste.
Schlagartig erkannte er seinen Fehler. Carre hatte seiner Tochter nichts hinterlassen, keinen einzigen Cent, und er verfluchte den Mann dafür. Seine Bemerkung war taktlos gewesen, und innerlich versetzte er sich selbst einen Tritt. „Es tut mir leid, Amanda. Sie waren an der Reihe, mir Fragen
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