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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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kennengelernt?“
    „ Mais non !“, sagte Monsieur Michelle und strahlte. Er legte Bücher und Papiere auf dem Tisch ab und ergriff Amandas Hand, ehe sie sich’s versah. Sie erstarrte, als er versuchte, ihre Hand an seine Lippen zu heben, und dabei rief: „ Enchanté, Mademoiselle, je suis véritablement enchanté !“
    Sie kam sich lächerlich vor und warf einen hilflosen Blick zu de Warenne hinüber. Endlich lag in seinem Blick kein Verlangen mehr, nur noch Mitgefühl. Er nickte ihr leicht zu. Sie fühlte sich weiterhin unbeholfen, als sie zuließ, dass der Lehrer ihr die Hand küsste. Dann schob sie die Hand in ihre Tasche und verzog das Gesicht. Michelle schien verwirrt.
    De Warenne legte eine Hand auf die Schulter des Lehrers. „Monsieur, ich beauftrage Sie, Miss Carre Lesen und Schreiben zu lehren – ich bin sicher, das gelingt Ihnen bis zum Ende unserer Reise.“
    Michelle erblasste. „Ich soll mademoiselle das innerhalb von sechs Wochen lehren?“ Ihm stockte der Atem. „ Capitaine, monsieur, c’est impossible !“
    „ C’est très possible, j’en suis sûr “, erwiderte de Warenne schnell. Seine Stimme klang ruhig, sein Tonfall zeigte seine plötzliche gute Laune. „ D’accord ?“
    Monsieur Michelle warf einen Blick auf Amanda. „ Oui “, murmelte er dann und wirkte dabei resigniert.
    Amanda, die auf den Inseln groß geworden war, verstand Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Hebräisch und Holländisch. In jeder dieser Sprachen konnte sie auch ein paar Worte sagen und kam zurecht, wenn sie musste. Sie hatte das gesamte Gespräch verfolgt. „ Monsieur “, sagte sie, „ je veux apprendre à lire et je promets d’étudier beaucoup .“
    Michelles Miene hellte sich auf. „ Parlez-vous français ?“
    „Ein wenig“, sagte sie, dann warf sie einen Blick auf de Warenne, um sich zu überzeugen, ob er beeindruckt war. Als er beifällig nickte, ein Lächeln in seinen Augen und auf seinem Gesicht, schien ihr Herz zu singen und zu tanzen.
    Es war die zweite Wache. Clive stand auf dem Achterdeck, das Holz des Steuerrades fühlte sich glatt und angenehm unter seinen Händen an, das Deck schwankte sanft unter seinen Füßen. Er genoss das Gefühl, eins zu sein mit seinem Schiff und mit Gott, in die Dunkelheit zu segeln, die ihm wie die ewige Unendlichkeit erschien. Der Himmel war dunkel, die Sterne glitzerten, der Wind wehte sanft und mild, der Ozean schimmerte wie schwarzer Satin. Die Zeit zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen war ihm die liebste. Nach dem Essen hatte er zwei Stunden geschlafen, und ehe die Sonne aufging, würde er weitere zwei Stunden ruhen. Bis dahin gestattete er seinen Gedanken, mit dem Schiff zu ziehen, und verlor sich in dem Gefühl von Gelassenheit.
    „Captain?“
    Er war nicht allein auf dem Achterdeck – der wachhabende Offizier lehnte an der Backbord-Reling, und zwei Matrosen standen unten am Hauptmast – aber es war nach Mitternacht, und der letzte Mensch, den er zu sehen erwartete, war Amanda. Er drehte sich um, und sie lächelte ihn vom Deck herauf unsicher an.
    Sie flüsterte: „Erlaubt, heraufzukommen?“
    „Gewährt“, erwiderte er ebenso leise. Die Einsamkeit dieser Stunde war das, was er am liebsten mochte, und seine Männer wussten das. Wenn es keinen Notfall gab, wurde er bei der zweiten Wache niemals gestört. Aber diese Ablenkung war ihm willkommen, und es überraschte ihn, das festzustellen.
    Rasch kam sie herauf und stellte sich neben ihn. Ohne ihn anzusehen, betrachtete sie den Bugspriet und hielt das Gesicht in den sanft liebkosenden Nachtwind. Er starrte sie an, unfähig, den Blick von ihr abzuwenden. Sein Herz schien erst stehenzubleiben und schlug dann schneller, er fühlte, wie seine Muskeln sich anspannten und ihm heiß wurde. Warum wurde er so wahnsinnnig von ihr angezogen? Lag es daran, dass sie von dem Ruf des Meeres ebenso fasziniert war wie er, oder war es nur der primitive Wunsch, eine schöne Frau zu besitzen?
    Aber es hatte so viele schöne Frauen in seinem Leben gegeben, und sie war anders. Nie zuvor hatte er ein so heftiges Verlangen gespürt, oder den überwältigenden Wunsch, sie vor Gefahren und Herzeleid zu schützen. Er ermahnte sich selbst, sittsamen Abstand zu wahren. „Es ist eine schöne Nacht“, sagte er ruhig.
    Sie seufzte und lächelte ihn an. „Ja.“
    „Es ist spät.“
    „Ich konnte nicht schlafen.“
    Im Licht der herabhängenden Laternen betrachtete er ihr Gesicht. Er sah kein Zeichen von Trauer darin.

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