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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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sah, dass sie schon vierzig Minuten zu spät war. Endlich verließ er seine Kabine, um nachzusehen, was sie aufgehalten hatte. Clive wollte gerade klopfen, als er sie so leidenschaftlich sprechen hörte, dass er erstarrte. Wer war da bei ihr?
    „Was soll ich tun?“, fragte sie und klang vollkommen verzweifelt. „Ich bin verloren!“ Ihre Stimme wurde leiser und flehend. „Bitte hilf mir!“
    Verwirrt und sogar eifersüchtig schob Clive die Tür ein Stück weit auf. Dabei sah er Amanda mitten in ihrer kleinen Kabine stehen, mit dem Rücken zu ihm. „Papa! Wenn du mir jetzt keinen Rat gibst, wer dann? Ich brauche dich jetzt!“
    Mitleid stieg in ihm auf, zusammen mit Bedauern. Amanda sprach mit ihrem toten Vater? Sah sie einen Geist? Glaubte sie wirklich, er würde ihr antworten? Sprach sie regelmäßig mit Carre? Er hatte angenommen, sie wäre im Begriff, sich von dem Verlust zu erholen, doch offenbar saß ihre Trauer noch genauso tief wie zuvor. Er kam sich wie ein gefühlloser Klotz vor, weil er das nicht früher bemerkt hatte.
    Gerade wollte er sie ansprechen, als sie sagte: „Bestimmt bist du böse mit mir. Ich habe nicht vergessen, dass du wolltest, dass ich de Warennes Mätresse werde, aber er ist ein echter Gentleman, Papa. Ich habe versucht, ihn zu verführen, wirklich.“
    Er fühlte sich, als hätte sie ihm mit dem kleinen Dolch in die Brust gestochen, den sie in ihrem Stiefel bei sich trug. Sie hatte mit ihm gespielt, um eine verrückte Bitte ihres Vaters zu erfüllen? Er verstand sofort, warum Carre gewollt hatte, dass seine mittellose Tochter seine Geliebte wurde, aber das änderte nichts.
    Sie wischte sich die Tränen ab. „Papa, bitte verzeih mir, dass ich versagt habe. Wenigstens bin ich unterwegs zu Mama. Papa? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin so verliebt.“
    Er hatte noch keine Zeit gehabt, sich von dem ersten Schock zu erholen oder sich gar über ihre Worte zu ärgern. Ungläubig und in der Hoffnung, sie falsch verstanden zu haben, öffnete er die Tür ganz.
    Sie schüttelte den Kopf, als hätte es ihr die Sprache verschlagen. „Ich weiß“, flüsterte sie, als hätte ihr Vater zu ihr gesprochen. „Ich weiß, ich bin eine Närrin, ich weiß, er wird mir das Herz brechen – aber einen Mann wie ihn habe ich noch nie zuvor getroffen. Niemand ist so wie de Warenne! Oh weh, ich versuche, mich selbst dazu zu überreden, mich mit seiner Freundschaft zu begnügen, aber es ist so schwer. Ich bin so sehr verliebt. Wenn er mich haben will, würde ich mit Vergnügen seine Geliebte werden, und es wäre mir egal, wenn ich sonst nichts von ihm bekäme.“
    Es war, als hätte man ihm einen Fausthieb versetzt, der ihm den Atem raubte. Wie war das geschehen? Wie zum Teufel hatte sich Amanda Carre, die wilde und ungebundene La Sauvage, so unabhängig, dass sie niemanden brauchte, in ihn verliebt?
    Aber hatte er das nicht schon geahnt? Wie sie ihn ansah, mal mit hoffnungsvollem Glanz in den Augen und dann wieder so verführerisch, das alles hatte sie verraten. Hatte er sie noch mehr getäuscht, als er bisher gedacht hatte? Er wollte sie nur beschützen.
    Er versuchte zu sprechen, doch die Stimme gehorchte ihm nicht.
    „Wenigstens gehe ich nach England, zu Mama, weil du das unbedingt wolltest“, sagte sie plötzlich. Sie zitterte und kämpfte mit den Tränen. „Das konnte ich dir nicht verweigern. Aber Papa? Ich habe Angst.“ Sie wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. „Ich bin wirklich ein Feigling. Jetzt habe ich dich im Stich gelassen, weil ich mich so sehr vor England fürchte und vor Mama. Ich fürchte mich mehr vor Mama als vor den Halsabschneidern, die bei uns an Bord kamen und versuchten, uns zu töten. Ich wünschte, du könntest zurückkommen und mir sagen, dass ich nicht gehen muss.“
    Clive zog sich aus der Kabine zurück. Er schloss die Augen, als unerträgliches Mitleid ihn überkam. Mit den Umständen wurde er fertig, ihre Gefühle für ihn waren etwas anderes.
    Lautlos ging er zurück in seine Kabine.

8. Kapitel
    Er sah zu, wie sie an ihrem Wein nippte. Das Selbstgespräch, das er mit angehört hatte, hatte sich tief in sein Gedächtnis gegraben, selbst wenn sie keine Spuren ihres vorherigen Tränenausbruchs zeigte. Sie sah auf. Ihr Blick war sanft und voller Hoffnung, und er wusste jetzt, was das bedeutete. Beunruhigt wandte er den Blick ab. Aber er hatte jetzt etwas vor, etwas Wichtiges, und er musste es um jeden Preis durchsetzen. Er würde Himmel und Hölle in

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