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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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anderes denken – und auch nicht im Haus Ihrer Familie.“
    Er sah sie nur an, voller Schmerz um ihretwillen. „Sie sind kein Abschaum. Sie sind hundert Mal stärker, tapferer und schöner als alle, die mit bösen Zungen reden. Und Sie irren sich, was meine Familie betrifft – wenn Sie mit mir zusammen ankommen, wird man Sie freundlich aufnehmen – und alle werden Sie mögen, wenn sie Sie besser kennenlernen. Aber in einem haben sie recht. Niemand in Belford House wird entzückt sein über Ihre Offenherzigkeit oder Ihren Umgang mit dem Säbel. Wir müssen Ihr Erscheinen bei Ihrer Mutter sorgfältig planen. Amanda, ich habe lange darüber nachgedacht. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, aber wir haben einen Monat. Sie müssen die wichtigsten gesellschaftlichen Regeln kennenlernen – wie man geht, redet, speist. Und natürlich müssen Sie tanzen lernen.“
    Sie war den Tränen nahe. „Ich kann gehen und sprechen – aber so wie ich es mache, genügt es nicht, oder?“ Er schwieg. „Ich will nicht mit dem Adel speisen, de Warenne. Ich will nicht nach England. Ich will meine Mutter nicht treffen, nicht so, aber ich habe es Papa versprochen!“ Sie stand so abrupt auf, dass der Stuhl umfiel. Sie erbleichte und bückte sich, um ihn wieder hinzustellen.
    Er sprang auf und ging um den Tisch herum, nahm ihr den umgekippten Stuhl aus der Hand. „Ist schon gut“, sagte er und stellte ihn wieder hin.
    Mutlos schüttelte sie den Kopf. „Es ist nicht gut. Ich kann nicht einmal richtig vom Tisch aufstehen, und das wissen Sie.“
    Er nahm ihre Hand. „Ich habe Sie beim Nachahmen gehört, und darin sind Sie ziemlich gut.“
    Sie erstarrte, offensichtlich interessiert. „Sie meinen, wenn ich irgendeinen Narren nachmache?“
    Beinahe lächelte er. „Ja, genau das meine ich. Sie können den Tonfall der Oberklasse exakt nachahmen – das habe ich mehr als einmal von Ihnen gehört. Es wird nicht so schwer, wie Sie glauben.“
    Sie sah ihn an und zog dann ihre Hand weg. „Ich kann jede elegante Bewegung nachahmen, aber das wird niemanden täuschen. Ich will keine Lady sein. Ich will nur segeln.“
    Sein Herz schien zu schmelzen. Er überlegte, was er sagen sollte – und wie er es sagen sollte. „Unglücklicherweise ist Carre tot. Sie haben kein Geld, was ebenfalls ein Unglück ist. Ihre Mutter wird Sie unterstützen. Sie werden sich irgendwie anpassen müssen.“
    „Ich habe Sie“, flüsterte sie, und aus tränenverhangenen Augen sah sie ihn an.
    Sein Herz schlug schneller. „Was?“
    Sie verschränkte die Arme fest vor der Brust. „Ich könnte hier bleiben – bei Ihnen. Bestimmt würde das Papa gefallen.“
    Ungläubig sah er sie an, aber jeder Moment, den sie auf seiner Fregatte verbracht hatten, kam ihm wieder in Erinnerung.
    „Ich bin gut im Segeln!“, rief sie. „Ich wette, es gibt auf diesem Schiff keinen Burschen, der so schnell auf die Rahe des Royalsegels klettern kann wie ich.“
    Er erbleichte. „Den Teufel werden Sie tun, da hinaufzuklettern.“ Das war der höchste Mast auf dem Schiff.
    „Und ich kann Kanonen so schnell nachladen wie der beste Kanonier. Außerdem bin ich gut mit der Pistole, und Sie haben gesehen, dass ich mit dem Degen umgehen kann. Bitte“, fügte sie verzweifelt hinzu, „lassen Sie mich mit Ihnen segeln.“
    „Sie wollen mit mir segeln“, wiederholte er, und sein Herz schlug in einer Weise, die er nur allzu gut kannte. Sie wollte auf dem Schiff bleiben und mit ihm zur See fahren. Erschüttert wandte er sich ab, und seine Lenden schmerzten vor unterdrücktem Verlangen.
    „Ich werde es schaffen, ich schwöre es! Und ich esse nicht viel. Ich kann unten schlafen mit der Mannschaft“, bettelte sie.
    Er sah sie an und schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Ich werde in England scheitern“, flüsterte sie. „Sie wissen das auch.“
    Sie sahen einander an, ihr Gesicht war voller Furcht und Zorn, so aufgewühlt, dass er den seltsamen Wunsch verspürte, ihrer Bitte Folge zu leisten. Aber das war vollkommener Unsinn. „Sie werden nicht scheitern. Ich werde Ihnen helfen, ein paar notwendige Regeln zu lernen, genau wie Ariella und Anahid.“
    Sie setzte sich aufs Bett und sah ihn an. „Was ist, wenn Mama mich nicht haben will?“
    Das war auch seine größte Furcht. Seine Züge wurden weicher, er ging zu ihr, doch er dachte daran, sie nicht zu berühren, nicht jetzt. Er durfte sie nicht trösten. „Ich werfe Ihnen nicht vor, dass Sie Angst haben. Ich bitte Sie aber, mir zu

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