Freibeuter der Liebe
wachte auf. Er streckte sich, dann richtete er seinen Sitz auf und sah zu Stella, die eifrig tippte. Sie schien so in ihre Arbeit vertieft, dass er lächeln musste.
„Ich dachte, du hast eine Schreibblockade.“
Stella blickte von ihren Notizen auf. „Ich hatte eine Idee“, gab sie zu.
„Ha!“, triumphierte er. „Ich habe dir doch gesagt, alles, was du brauchst, ist eine Schatzsuche.“
„Na ja, vorläufig ist es nur eine Idee. Bleibt abzuwarten, ob daraus tatsächlich etwas wird.“
In Wahrheit nahm die Geschichte von Lucinda und Inigo immer deutlichere Züge an.
„Wie ist das so? Eine Schreibblockade?“, fragte er.
Sie zuckte die Schultern. „Ich starre den ganzen Tag auf eine leere Seite und habe Angst, dass ich nicht gut genug bin, eine Eintagsfliege. Ich versuche, die Worte zu erzwingen, und wenn ich an einem guten Tag tatsächlich etwas zustande bringe, ist es Mist, und ich lösche alles wieder.“
Rick nickte nachdenklich. „Vielleicht musst du dich an den Gedanken gewöhnen, dass nicht alles immer gleich perfekt ist“, empfahl er. „Schreib einfach weiter, trotz aller Mängel und Fehler. Stell die Lektorin in dir ab.“
Stella beäugte ihn misstrauisch. „Hat Diana das gesagt?“
Rick lachte leise. „Nein.“
„Tja, das ist leichter gesagt als getan.“ Sie seufzte. „Ich glaube, wenn ich vor Piratenherz die Erfahrung gemacht hätte, dass ein Buch auch mal abgelehnt wird, könnte ich mit dem Druck jetzt besser umgehen. Aber der schnelle Erfolg hat mir keine Zeit gelassen, mich als Schriftsteller zu finden.“
Rick nickte. „Also“, begann er und versuchte, über ihre Schulter zu spähen, „erzählst du mir, wovon das Buch handelt?“
Stella klappte den Laptop zu. „Keine Chance.“
„Entschuldigen Sie, Miss Mills?“
Stella blickte in das Gesicht der Stewardess, die ihr vorhin ein Wasser gebracht hatte. „Ja?“
„Verzeihung, ich hoffe, ich störe nicht … Ich habe ihren Namen auf der Passagierliste gesehen, und ich habe gerade Piratenherz zu Ende gelesen.“ Sie hielt ein Exemplar des Buches hoch. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, es zu signieren?“
Stella errötete. „Gern“, murmelte sie, während sie die Hand nach dem Buch und einem Stift ausstreckte. „Wie heißen Sie denn?“
„Andrea.“ Die Stewardess lächelte.
Stella schrieb eine Widmung für Andrea, unterzeichnete schwungvoll und gab Buch und Stift zurück.
„Haben Sie vielen Dank“, sagte Andrea. „Das bedeutet mir sehr viel.“
„Ich danke Ihnen “, erwiderte Stella. „Es ist immer schön, Menschen zu treffen, denen gefällt, was ich schreibe.“
Andrea nickte. „Ich gehe dann mal lieber und verteile das Abendessen, sonst werden meine Passagiere ungehalten.“
Stella und Rick sahen ihr nach.
„Wow, du bist ja richtig berühmt“, bemerkte er.
Stella lachte leise. „Fühlst du dich in deiner Männlichkeit bedroht?“ Bei Dale war das definitiv der Fall gewesen.
„Um Himmels willen, nein.“ Er lächelte vielsagend. „Ehrlich gesagt, turnt es mich ein bisschen an.“
Stella schüttelte den Kopf. „Wenn du an einen flotten Dreier denkst, vergiss es.“
Rick lachte. „Tja, jetzt schon.“
3. KAPITEL
Stella war sieben gewesen und Rick zehn, als sie die Dolphin im Hafen von St. Kitts zum ersten Mal sahen. Mit offenen Mündern standen beide an Deck der Persephone und bestaunten die Holzjacht. Teak, Eiche, Zypresse und die ursprünglichen Messingbeschläge verliehen ihr den altmodischen Charme einer Zeit, in der Handwerkskunst noch zählte und die Dinge für die Ewigkeit gemacht wurden.
Stella erinnerte sich an Ricks ehrfurchtsvolles Flüstern. „Eines Tages wird sie mir gehören.“
Als sie nun am Kai standen, das Messing funkelnd in der australischen Mittagssonne, das Holzdeck warm und einladend, wirkte das Schiff ebenso beeindruckend und majestätisch wie damals.
Lucinda seufzte in ihrem Kopf.
„Mensch, Rick“, hauchte Stella, dasselbe Prickeln verspürend wie immer, wenn eine steife Meeresbrise ihr um die Nase wehte. „Sie ist noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte.“
Rick sah auf sie herab, das Haar vom Wind zerzaust, die rosa Lippen leicht geöffnet. Sie hatte sich ein ärmelloses Top und abgeschnittene Jeans angezogen und wirkte so klein, dass er den unerwarteten Drang verspürte, schützend den Arm um sie zu legen.
„Ja, das stimmt“, murmelte er, den Blick wieder auf sein Schmuckstück gerichtet.
Stella sah zu ihm auf. Die Meeresbrise wirbelte seine
Weitere Kostenlose Bücher