Freibeuter der Liebe
langen Piratenlocken auf. Ein Dreitagebart zierte sein markantes Kinn. „Sie muss dich ein Vermögen gekostet haben.“
Er zuckte die Schultern. „Manchmal geht es nicht um Geld. Und sie ist jeden Cent wert.“
Stella nickte und wandte ihren Blick wieder dem prächtigen Schiff zu. „Warum jetzt?“, fragte sie.
Er zuckte die Schultern. „Dein Vater hat sein ganzes Leben über die Sirena geredet. Und davon, dass er eines Tages Inigos letzte Ruhestätte finden würde. Und dann ist er gestorben, ohne sie je gesehen zu haben.“
Rick spürte ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust aufsteigen und verstummte. Er legte einen Arm um Stellas Schultern und zog sie sanft an sich. „Ich habe immer gedacht, dass Nathan unbesiegbar ist …“
Stella, der sich bei seinen Worten das Herz zusammenzog, schlang einen Arm um seine Hüfte. Das hatte sie auch immer gedacht. Dass ihr Vater eine Art Kapitän Ahab sei und die Sirena sein weißer Wal.
So standen sie beide am Hafenbecken und betrachteten noch eine Weile das sanfte Wippen der Dolphin .
„Seit ich zehn Jahre alt war, habe ich davon geträumt, dieses Boot zu besitzen“, murmelte Rick, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Ich wollte nicht länger warten.“
Stella nickte. Sie spürte eine tiefe Verbundenheit mit Rick, fast wie mit einem Bruder.
Das wollte sie nicht aufs Spiel setzen.
„Außerdem“, er lächelte und drückte sie kurz an sich, bevor er sie losließ, „gehört sie der Firma .“
Stella lachte. „Ach, tatsächlich, das nenne ich kreative Buchhaltung.“
„Kann man so sagen“, meinte er lachend.
„Also gehört sie zur Hälfte mir?“
Rick warf seinen Rucksack an Deck und sprang an Bord. Er streckte die Hand aus. „ Mi casa es su casa “, murmelte er.
Stella stockte der Atem, als sie seine Hand ergriff. Sein Spanisch war perfekt, und mit seiner sonnengebräunten Haut und den unglaublich blauen Augen glich er Vasco bis aufs i-Tüpfelchen.
Als sie an Bord kletterte, inspizierte sie das kleine, motorisierte Dingi, das am Heck über der Wasserlinie befestigt war. Dann fiel ihr Blick auf die Steuerbordseite des Schiffsrumpfes, wo in großen goldenen, schwarz umrahmten Lettern ein neuer Name prangte. Sie geriet ins Stolpern.
„Hoppla“, sagte Rick, als er sie auffing. „Aus dir ist ja eine richtige Landratte geworden.“
Sie starrte ihn einen Moment lang an. „Du hast sie umbenannt?“, fragte sie atemlos.
Er zuckte lächelnd die Schultern. „Hab ich dir doch versprochen.“
Stella versetzte ihm einen Klaps und ignorierte sein theatralisches Zurückweichen. „Da war ich sieben Jahre alt“, rief sie.
Sie stürmte zum Rand und beim Anblick der sechs goldenen Buchstaben füllten sich ihre Augen mit Tränen.
Stella.
„Gefällt es dir nicht?“
Sie blinzelte die Tränen fort, ging auf ihn zu und trommelte gegen seine Brust. „Natürlich gefällt es mir, du Idiot! Das ist das Netteste, was je jemand für mich getan hat.“ Dann warf sie sich in seine Arme.
Nicht einmal ihr Vater hatte je ein Boot nach ihr benannt.
Lachend hob Rick sie hoch und erwiderte die Umarmung, seine Sinne benebelt von ihrem Kokosduft.
„Ich kann nicht fassen, dass du das getan hast“, sagte sie mit zittriger Stimme an seiner Brust. Sie befreite sich aus seinen Armen.
„Ich hab’s dir doch gesagt.“
Stella hatte es vergessen, doch jetzt fiel es ihr wieder ein, als sei es gestern gewesen. Seit jenem Sommer, wo sie die Dolphin zum ersten Mal gesehen hatten, redete Rick unaufhörlich davon, dass er sie kaufen wollte, und sie nahm ihm das Versprechen ab, dass er sie nach ihr umbenennen würde.
„Ich hätte nie gedacht, dass du es tatsächlich tust“, meinte sie ungläubig.
„Für mein Lieblingsmädchen tu ich doch alles“, witzelte er.
„Du hättest Nein sagen sollen. Ich war ein kleines Luder.“
Er nickte. „Ja, das stimmt.“
Sie schlug ihm wieder gegen die Brust, lächelte jedoch. Er erwiderte ihr Lächeln, und einen Moment lang standen sie einfach so da, verbunden durch die gemeinsame Erinnerung an eine schöne Zeit.
„Na, dann komm“, sagte sie kurz darauf. „Führ mich herum.“
Eine Wendeltreppe führte unter Deck, wo es viel schöner war, als Stella sich in ihren wildesten Träumen ausgemalt hatte. Poliertes Holz verleitete sie dazu, mit den Händen darüber zu fahren. In jedem Winkel glänzten Messingbeschläge. Deckenbalken und schwere Brokatvorhänge vor den Bullaugen, orientalische Teppiche und dunkle Ledersessel
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