Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
erwartet heute Abend keinen Besuch«, antwortete der Mann mit unbewegter Miene. »Ich muss Euch bitten, ein andermal wiederzukommen. Wenn Ihr eine Einladung habt«, setzte er betont hinzu.
Er war nur halb so groß wie Joe, doch er schüchterte sie auf eine Weise ein, wie ihr Maat es noch nie getan hatte. Vielleicht, weil dieser Mann eine Welt repräsentierte, die
nicht mehr die ihre war und in die sie nie mehr zurückkehren konnte, sosehr sie es sich auch wünschte. Das hatte sie gewusst, als sie Sam Steele wurde. Sie schluckte ihr Bedauern hinunter, nahm allen Mut zusammen, blickte ihrem Gegenüber geradewegs in die Augen und sagte mit verschwörerisch gesenkter Stimme: »Bitte richtet Eurer Herrin aus, dass Luke Bradley mich schickt.«
Die Augen des Mannes verengten sich, und er schaute über ihre Schulter. Sam drehte sich um, erwartete, Luke dort stehen zu sehen. Es war niemand da, und doch hatte sie nach wie vor das Gefühl, beobachtet zu werden.
»Ich werde es ausrichten«, sagte der Diener und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
»Sehr freundlich«, grollte Sam.
Kalte Finger schienen ihren Nacken zu berühren, als das Gefühl, beobachtet zu werden, stärker wurde. Sam drehte sich wieder um - es war nie klug, einer Bedrohung den Rücken zuzuwenden, ob sichtbar oder unsichtbar - und drückte sich an die Tür. Die Zufahrt lag friedlich und menschenleer vor ihr. Palmwedel wippten leise im Wind, Hibiskussträucher blühten verschwenderisch zu ihren Füßen. Ein zarter Dunst schwebte über dem Boden. Der von den Nachwehen des Unwetters noch dunkle Himmel gab der Szenerie etwas Unheimliches. Sam schluckte trocken, hoffte inständig, dass der Diener bald zurückkam.
Als die Tür sich öffnete, stolperte Sam rückwärts in die Eingangshalle. Tödlich verlegen fing sie sich und strich mit zitternden Händen ihr Kleid glatt. Die Augen, in die sie
blickte, als sie hochschaute, waren von dem gleichen Grün wie Lukes Auge.
Die Lady lächelte freundlich, wenn auch ein wenig zögernd. Sie trat ins Freie, spähte nach links und rechts, kam zurück und schloss die Tür.
Dann forderte sie Sam mit einer einladenden Geste auf, ihr zu folgen. Der Saum ihres dunkelblauen Kleides streifte leise rauschend den glänzenden Marmorfußboden. Das ebenholzschwarze Haar war gelockt und modisch aufgesteckt. Abgesehen von der Augenfarbe hatte sie keine Ähnlichkeit mit Luke, und doch war Sam sicher, dass die beiden verwandt waren.
Der Salon, in den die Hausherrin sie führte, war mit brokatbezogenen Sitzmöbeln, gewachsten Tischen und schweren Samtvorhängen ausgestattet, die dankenswerterweise bereits zugezogen waren. Wer immer da draußen lauerte, konnte sie jetzt nicht mehr sehen.
»Pritchard sagte mir, Luke Bradley habe Euch geschickt«, begann die Lady die Konversation.
Sam nahm die Tasse entgegen, die ihr gereicht wurde, und atmete das frische Zitronenaroma des Tees ein. Dann trank sie einen Schluck.
»So ist es«, antwortete sie. »Er meinte, Ihr könntet Euch hierum kümmern.«
Sam stellte die Tasse auf die Untertasse zurück, streckte ihren Arm aus und zuckte vor Schmerz zusammen, denn der Stoff hatte an der Wunde geklebt.
»Ihr seid verletzt!«, rief die Gastgeberin erschrocken.
Sie stellte sofort ihre Tasse weg, ergriff mit der einen Hand sanft Sams Arm und krempelte mit der anderen vorsichtig den Ärmel hoch.
Nachdem sie sich die Bescherung angesehen hatte, sagte sie: »Der Schnitt ist tief, aber er hat die Schlagader verfehlt. Ihr hattet Glück.«
Sam zog die Brauen hoch. »Als es passierte, hatte ich nicht das Gefühl, Glück zu haben.«
»Natürlich nicht! Wie unbedacht von mir. Verzeiht.« Sam wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte. Wenn die Frau eine Verwandte war, wusste sie bestimmt, dass Luke ein Pirat war, und Sam konnte sich nicht vorstellen, dass eine Lady von Stand Kontakt mit einem Gesetzlosen pflegte. Aber vielleicht waren sie ja doch nicht verwandt, sondern es verband sie eine romantische Beziehung. Aber wäre sie dann nicht eifersüchtig, wenn Luke ihr eine andere Frau ins Haus schickte?
»Wann ist das denn passiert?« »Schon gestern. Wir wollten eigentlich früher hier sein, doch dann kam das Unwetter.«
»Und wie ist es zu der Verletzung gekommen, wenn ich fragen darf?«
»Jacqueline, Liebling - ich freue mich, dich zu sehen.«
Die Lady und Sam fuhren so erschrocken herum, dass ihre Röcke flogen.
»Luke«, flüsterte die Hausherrin. »Was macht du hier?« Sie lief zur Tür
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