Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
und reichte ihr die Hand.
Nach dem Händedruck sah Rebecca ihm nach, als er sich gemächlichen Schrittes entfernte. Er verschwand aus ihrem Blickfeld ohne sich umgedreht zu haben.
Rebecca zuckte die Schultern und ging in den Park. Das Wetter war schön, die Luft schmeckte köstlich, und sie war zum ersten Mal in Deutschland.
3 8. Rebecca war recht klein, aber sie kompensierte das nicht mit langen Absätzen, die Stöckelschuhe betonten nur ihre langen schmalen Beine. Die Designerjeans, die Seidenbluse und das kurze Lederjackett waren eng und ließen ihr Figürchen noch quirliger wirken. Sie bewegte sich schnell und ein ganz kleines Bisschen chaotisch, als ob sie überall zugleich sein wollte. Dabei musterten ihre großen dunklen Augen unentwegt die Umgebung. Das erzeugte einen scharfen Kontrast zu ihren kurzen Haaren und dem leichten, aber beständigen Lächeln auf ihren Lippen, das sie ein wenige wie ein kleines Mädchen wirken ließ.
Nach dem Gespräch fand Kepler, dass sie nicht nur eine gutaussehende, sondern auch eine sehr intelligente Frau war. Dass sie nicht auf Staatskosten in der Botschaft wohnte, gefiel ihm. Dass sie sich nicht im teuersten Hotel der Stadt einquartiert hatte, obwohl sie sich das problemlos leisten konnte, imponierte ihm noch mehr.
E r übernachtete in einem Etaphotel in Ost-Marzahn unweit des Stadtzentrums und brauchte etwas Zeit, bis er in Schöneberg-Wilmersdorf war. Rebeccas Hotel lag relativ zentral in diesem Stadtteil. Freie Parkplätze gab es dort keine, aber das Hotel hatte eine Tiefgarage, in der Kepler seinen Wagen abstellte. Er war zwar noch nicht richtig ein Bodyguard, aber bald, und als ein solcher hatte er auf seine Schutzbefohlene nicht in der Lobby zu warten.
Rebeccas Zimmer lag am Ende des Flurs des dritten Stocks. An der Tür hob Kepler die Hand, um anzuklopfen, dann verharrte er in der Bewegung. Er hörte zwei aufgeregte Stimmen hinter der Tür, eine davon war männlich. Kepler konnte erst nichts verstehen, aber dann wurden die Stimmen lauter.
" Rühr mich nicht an!", schrie Rebecca plötzlich wütend auf. "Verschwinde!"
Keplers Inneres verkrampfte sich und er trat die Tür auf. Rebecca und ein ju nger Schwarzer standen im Flur. Rebeccas Gesichtszüge waren erstarrt. Der Mann blickte überrascht auf die aufgeflogene Tür, seine Hand verharrte nur wenige Zentimeter vor Rebeccas Brust.
Es war nicht ganz so wie damals auf der Lichtung, als Sobi sich entschloss, Katrin mitzunehmen. Aber auch nicht viel anders. Kepler schlug die Tür mit der Ferse zu, griff nach der Hand des Mannes. Er brach ihm einen Finger, als er seinen Arm so schwang, dass die Bewegung den Mann umdrehte. Kepler drehte ihm den Arm auf den Rücken, mit der anderen Hand drückte er den Kopf des Mannes an die Wand. Der stöhnte und drehte den Kopf, damit seine Nase nicht zerquetscht wurde. Kepler sah über die Schulter.
" Ruf die Polizei", befahl er.
Rebecca atmete tief durch. Sie sammelte sich und sah den Mann an, der sie zu Tode erschrocken mit aufgerissenen Augen flehend anblickte.
" Nein", brachte Rebecca heraus. "Das ist mein Ex."
"Und jetzt?", fragte Kepler.
"Schmeiß ihn raus", befahl Rebecca zwar erbost, aber jetzt wieder ruhig.
Kepler sah sie unwillig an. Dann blickte er den Mann an. Dessen Blick auf ihn war mittlerweile nicht mehr nur ängstlich, sondern auch hasserfüllt. Kepler würde ihn so wie Bacis Sohn sofort töten, aber das konnte er jetzt nicht. Er drückte den Kopf des Mannes stärker gegen die Wand und schob seinen verdrehten Arm noch höher. Der Mann kniff vor Schmerz die Augen zu und fing an zu zittern.
"Ich bin ihr Bodyguard", sagte Kepler. "Wenn ich dich töte, kann die Polizei mir nichts." Er wusste nicht, ob dem wirklich so war, ob Südafrika und Deutschland ihn akkreditiert hatten, aber das war im Moment egal. "Sie lässt dich laufen, weil sie ein guter Mensch ist", fuhr er fort. "Kannst dir vorstellen, was so einer wie ich für so jemanden wie sie tun würde?" Er lächelte kalt. "Belästigst du sie noch einmal, werde ich nicht mehr auf sie hören. War das deutlich genug, oder soll ich dir noch die andere Hand brechen?"
"Nein", stotterte der Mann , ihn ängstlich und entsetzt anblickend.
Kepler versetzte ihm einen Kinnhaken, der ihn zu Boden gehen ließ.
" Komm ihr nie wieder zu nah", riet er drohend. "Verschwinde."
Der Kerl kämpfte sich hoch und hastete mit einem gehetzten Gesichtsausdruck hinaus. Kepler sah ihm nach, bis er verschwunden war. Er machte die Tür
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