Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Der seufzte bitter und bat Kepler, sich auszuziehen, damit er ihn vermessen konnte.
" Ach ja, ich werde eine kugelsichere Weste unter dem Sakko tragen", fügte Kepler boshaft hinzu. "Manchmal."
Dann hatte er Mitleid mit dem Schneider, der verzweifelt überlegte, wie er diese Anforderung in das Jackett integrieren konnte. Kepler schlug vor, die Anzüge als Zweireiher anzufertigen. Matis nickte den Vorschlag ab.
Drei Stunden später, nachdem der Schneider und seine Assistenten penibel die Maße genommen hatten, hatte Kepler kein Mitleid mehr. Er hatte nichts gegen Perfektionisten, aber man konnte alles übertreiben.
"Zu den Krawatten", sagte er, als der Schneider sich schon in Sicherheit vor weiteren Eskapaden wähnte. "Nähen Sie an jede Krawatte innen eine Schlaufe an, damit ich darin Messer tragen und sie schnell in die Hand nehmen kann."
"Wir sind hier in Südafrika, Mister Kepler", stöhnte der Schneider und rollte verzweifelt die Augen zum Himmel, "nicht im Kongo."
"Desw egen will ich auch kein Schwert dort unterbringen."
"Lassen Sie mir eins dieser Messer hier, ich überlege, wie ich es umsetze", gab der leidgeprüfte Mann kraftlos nach.
"Ich habe keins dabei", rächte Kepler sich. "Aber ich zeichne eins auf."
Solange er das tat, wandte der Schneider sich zu Matis.
" Welche Farbe?"
" Schwarz und dunkelblau."
Kepler nickte und zeichnete weiter.
"Vier Anzüge fürs Erste?", bat der Schneider klagend. "In zwei Wochen?"
"Ja, Sir", entgegnete Matis. "Danke sehr, auch im Namen von Mister Gal ema."
"Und die Krawatten ...", ächzte der Schneider etwas weniger bedrückt.
"Dunkel", meldete Kepler sich.
"Sir...", setzte Matis bedauernd, aber kompromisslos an.
Kepler hatte keine Kraft mehr für so etwas. Er winkte ab, verabschiedete sich vom Schneider und ging hinaus. Zwei Häuser weiter gab es ein Café, dort regenerierte er sich mit zwei Kaffee, während Matis den verstörten Schneider tröstete und die Farbe der Krawatten festlegte.
Der Butler verließ die Schneiderei eine halbe Stunde später. Kepler stand schon draußen. Matis bedachte ihn mit einem verurteilenden Blick und ging wortlos zum Auto.
Zurück auf der Ranch, teilte Kepler seine Männer in einen rotierenden Dienst ein, jeder musste für zwei Tage nach Kapstadt und auf Rebecca aufpassen.
4 6. Bis zu Galemas Rückkehr wollte Kepler nicht nur einsatzbereit sein, in seiner peniblen Art wollte er sich auf möglichst viele Eventualitäten vorbereiten.
Zuerst studierte er den Terminkalender seines Chefs. Galema hatte noch einige Geschäftsreisen vor sich, bevor er kein Unternehmer mehr war. Danach war noch nichts verbindlich geplant.
Zumindest ansatzweise bekam Kepler eine Ahnung davon, wie er Galemas Schutz bewerkstelligen sollte und könnte. Er ließ Matis die gleichen Übungsgeräte beschaffen, wie er sie in Bremen gehabt hatte.
Ab dem Tag nach dem Besuch des Schneiders liefen er und seine Männer, frühstückten, danach gingen sie in die Sporthalle.
Die Geräte wollte Kepler für sich haben, seinen Männern zeigte er keine Kung-Fu-Übungen, sondern Krav Maga. Das israelische Selbstverteidigungssystem war kein Sport, zumindest die militärische Variante nicht, sondern eine Reihe recht einfacher, aber wirkungsvoller Nahkampftechniken, mit denen man einem Angriff ausweichen und ihn abwehren, oder einen Gegner schnell und wirkungsvoll außer Gefecht setzen konnte. Neben Kraft- und Ausdauertraining ließ Kepler seine Männer diese Übungen immer und immer wieder wiederholen.
Nach dem Mittagessen schossen sie hinter der Halle. Kepler aber nur maximal eine Stunde lang, danach kümmerte er sich um weitere Belange.
E r wusste noch, wie die Straßen in Kenia waren, und wollte einen anständigen SUV haben, er wollte vom Asphalt unabhängig sein. Und wenn man in Eile war, konnte man einen Menschen viel einfacher in einen Geländewagen hinein werfen als in eine Limousine, geschweige denn in ein Coupé.
Kepler hätte gern einen Toyota Land Cruiser J7 gekauft. Als er von Matis das Geld dafür haben wollte, wehrte der Butler sich vehement allein gegen die Vorstellung, Galema würde mit einem Auto durch die Gegend fahren, das nicht britisch war. Kepler vergewisserte sich über das Internet, dass es auch in Kenia möglich war, einen Range Rover warten und reparieren zu lassen, und schlug diesen Wagen vor. Der moderne L322 hatte außer dem Namen und dem Prinzip, nach dem er gebaut wurde, nicht mehr viel mit dem Urvater aller SUV gemeinsam, war aber
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