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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Psychologe nach einer Weile. " Ihm ist nicht mehr viel heilig, aber für dieses Wenige würde er alles tun. Für ihn gelten elementare Werte. Er sieht die Welt so und er wird nicht davon abrücken."
    "Ich dachte zuerst, er würde androhen zu verschwi nden."
    " Er läuft nicht davon. Er hat etwas so Widerlichem in den Schlund gesehen, dass er keine Angst mehr hat." Winker seufzte. "Er hat einen Sinn für Gerechtigkeit, anders als wir beide, aber er steht dazu. Wenn nötig, mit seinem Leben."
    " Du hattest völlig Recht", sagte Valentin widerwillig und gleichzeitig anerkennend. "Dabei kanntest du ihn gar nicht, nur seine Akte. Ich dagegen hatte schon mit ihm gesprochen, und ich habe mich getäuscht."
    "Ha st du nicht", widersprach Winker. "Du hast nur so geschlussfolgert, wie du und ich und jeder andere es getan hätte."
    " Was wirst du", Valentin betonte die Anrede, "dem Staatsanwalt empfehlen?"
    "Dass er sich daran halten sollte, was du ihm geraten hast, dass er Kepler in Ruhe lässt", antwortete Winker und sah ihn an. "Er hat die Typen fürchterlich zugerichtet, aber er konnte wirklich nicht anders, als sie völlig und komplett lahm zu legen." Er überlegte. "Es war eigentlich echte Notwehr und die Brutalität könnte man auf die posttraumatische Belastungsstörung eines Frontsoldaten schieben, denke ich. Und wahrscheinlich muss er auch nicht aussagen, die Kerle haben gestanden. Also braucht man nicht auf jeden Busch klopfen."
    " Ihre Anwälte könnten darauf herumreiten, dass er vorbestraft ist. Und wofür."
    "Zwei ihrer Mandanten sind wegen Sexualdelikte n vorbestraft", erinnerte der Psychologe ihn. "Und ich weiß nicht, was Kepler den Typen gesagt hat, aber sie haben Angst und werden ihr Geständnis nicht zurückziehen. Hast du seine Augen gesehen?", fragte er. "Er hat wirklich nichts mehr zu verlieren."
    " Du hast Recht", stimmte Valentin nach einer Weile zu. "Weißt du", setzte er mit der Andeutung eines reuigen Lächelns fort, "ich habe Psychologie nie ernst genommen, es hatte für mich immer etwas mit Scharlatanerie zu tun."
    "Dabei bist du selbst kein schlechter Psychologe", erlaubte Winker sich den kleinen Seitenhieb, dann wurde er wieder ernst. "Ich war selbst jahrelang fast derselben Meinung, nach einer Erfahrung ganz zu Beginn meiner Kariere." Seine Augen verdunkelten sich in Erinnerung. "Ich war einem Mann begegnet, der Frau und Tochter bei einem Flugzeugabsturz verloren hatte. Damals habe ich zum ersten Mal in den Augen eines Menschen das gesehen, was wir heute bei Kepler sahen. Und das hatte mich für mein ganzes Leben geprägt. Ich habe an diesem verregneten Tag etwas gelernt, was ich lieber nie gewusst hätte."
    Valentin sah ihn an. Winker war jung, etwa so alt wie Kepler, zwanzig Jahre jünger als er. Aber so wie er über den ehemaligen Soldaten gesprochen hatte, und über sich selbst, so konnte es nur jemand tun, der genau wusste, wie das Leben wirklich war.
    " Man holt dich nicht umsonst aus deiner Uni. Wenn nur alle Berater so wären."
    Nicht einmal die Andeutung einer Belustigung war in diesen Worten.

24. Die Vorstellung, wieder zu fliehen, rief in Kepler kein Unbehagen hervor, sondern löste ihn sogar irgendwie. Einzig die Ungewissheit, wohin, hinderte ihn daran, sofort aufzubrechen. Der Gedanke an Australien gefiel ihm sehr, aber dort bekam man nur für ein Jahr ein Visum. Wollte man dahin auswandern, musste man einen Test ablegen, und Kepler bezweifelte, dass die Nullen auf seinem Konto die Einträge in seinem polizeilichen Führungszeugnis aufwiegen würden. Und seltsamerweise war der Gedanke, irgendwo in Spanien unterzutauchen, nicht so prickelnd. Aber in Ermangelung einer echten Alternative akzeptierte Kepler diesen Ausweg. Er fuhr zur Bank und disponierte sein ganzes Geld vom Sparbuch auf das Konto um. Die Kreditkarte und ein Passwort erlaubten ihm, es überall auf der Welt sofort auflösen zu können. Nachdem er den Reisepass eingesteckt hatte, war er aufbruchfertig.
    Am Abend ging er in den Klub. Dort ließ er sich an der Bar nieder und bestellte ein Wasser. Sobald er sein Glas bekam, lehnte er sich im Hocker soweit zurück, wie es die Miniaturlehne zuließ, und sah sich um. Der Laden war nicht voll, es war noch relativ früh am Abend. Die Musik war noch nicht so aufdringlich laut, wie sie in ein paar Stunden werden würde, wenn die Leute tanzen wollten. Es wurde gerade I will survive in der Version von Hermes House Band gespielt. Kepler mochte den Song. Er bedauerte, dass er mit

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