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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Anschließend drehte der Kellner sich mit steinernem Gesicht zu Kepler. Sein Getue ging Kepler auf die Nerven, und kulinarisch war er nicht sehr bewandert. Dass Pommes frites belgischen Ursprungs waren, wusste er aber.
    "Schnitzel", sagte er profan, "und als Beilage nehme ich mal was echt Französisches." Er schwieg kurz. "Pommes", verkündete er mit Aplomb. "Mit Mayo."
    "Gewi ss", sagte der Kellner eingeschnappt.
    Sein tödlich verletzter Blick wurde nur durch Susans leichtes Kopfschütteln minimal gemildert. Jetzt fand Kepler es endlich lustig und grinste. Der Kellner runzelte die Stirn und ging leicht verstört davon.
    "Darf ich beginnen?", fra gte die Psychologin ein wenig pikiert.
    "Bitte."
    "Sie brechen drei Männern etliche Knochen ohne eine einzige Gefühlsregung?" Der Unglaube in Susans Ton war mehr als deutlich. "Wirklich?"
    "Ich bin stumpfsinnig", erwiderte Kepler. "Das steht sogar in meiner Akte."
    "Aber warum so brutal? Woran haben Sie denn dabei gedacht?"
    "Ich habe kalkuliert, ob ich davonkomme, wenn ich sie töte. Bin zu dem Ergebnis gekommen, dass nicht. Deswegen habe ich sie nur verprügelt."
    Susan schnappte nach Luft.
    "Sind Sie völlig irre?"
    "Ich bin keine Bestie , ich handle nur zuweilen als eine. Aber meine Sicht auf einige Dinge ist keine sich selbst erfüllende Prophezeiung." Kepler sah ihr in die Augen. "Susan, das sind widerliche Kreaturen. Sie appellieren an die Hilfsbereitschaft und fallen dann zu dritt über einen her. Ich konnte sie aufhalten, ein anderer vielleicht nicht. Ich wollte sie nicht einfach laufen lassen, also habe ich dafür gesorgt, dass sie gestehen." Er sah Susan an, die ihn fassungslos anblickte und das Glas Wein in ihrer Hand völlig vergessen hatte. "Wäre ich dabei, wenn sie jemanden vergewaltigten, hätte ich sie getötet."
    "Ist das alles so einfach für Sie?"
    "Für Sie nicht?", gab Kepler zurück. "Damit habe ich jemanden gerettet, den sie nicht mehr vergewaltigen können. Was war mit den beiden Studenten?"
    "Selbstjustiz ist kein e Lösung." Susan trank krampfhaft einen Schluck. "Gewalt verursacht doch nur Gegengewalt."
    "Ich bin stumpfsinnig", erwiderte Kepler, "nicht blöd."
    "Und Sie wenden sie dennoch an?", fragte Susan verwundert. "Was leitet Sie denn, wenn Sie das alles wissen, besser als die meisten anderen Menschen, dass Sie es trotzdem tun? Immer und immer wieder?"
    "Ich weiß, was gut ist und was schlecht ist, danach handle ich", antwortete Kepler. "Nur in der Wahl meiner Mittel bin ich nicht zimperlich."
    " Irgendwann werden Sie es nicht wissen. Dann werden Sie Fehler machen."
    " Mit Sicherheit – wenn ich nachlässig werde."
    "Bis jetzt haben Sie etwa noch keine n einzigen Fehler gemacht?"
    "Eine Trillion", räumte Kepler ein. "Aber wenn es wirklich ernst wird, denke ich nach. Bis jetzt sind meine Entscheidungen fast alle richtig gewesen. Zumindest von meiner Warte aus."
    Susan schwieg, weil der Kellner mit dem Essen kam. Mit einem wohlwollenden Lächeln stellte der Mann Susans Fisch vor sie hin, dann lud er mit einer beleidigten Mine das Schnitzel auf dem Tisch ab.
    "Sie haben meine Ma yo vergessen", nörgelte Kepler.
    Der Kellner entfernte sich gekränkt und wortlos. Einige Momente später kehrte er mit einem filigranen Schälchen voll cremeweißer Mayonnaise zurück. Er hielt das Schälchen zwischen den Fingern seiner ausgestreckten Hand, als ob er Angst hätte, das Ding könnte ihn beißen. Possierlich vollendet stellte er die Schale auf den Tisch. Kepler schabte die Mayonnaise sofort mit der Gabel auf seinen Teller so, dass die Gabel dabei am Glas des Schälchens quietschte. Anschließend lehnte Kepler sich zurück und sah den Kellner süffisant an.
    "Verbindlich sten Dank."
    Der Mann blickte auf ihn wie auf einen ungewaschenen Hund herab, nickte knapp und würdevoll, dann ging er ohne ein Wort. Kepler sah Susan b elustigt an. Die Psychologin lächelte nicht, sie rührte auch ihr Essen nicht an, sondern bedachte ihn mit einem schweren Blick. Erst eine Minute später wandte sie sich endlich ihrem Fisch zu.
    Sie aßen schweigend. Objektiv beurteilt schmeckte Keplers Schnitzel köstlich, subjektiv überhaupt nicht. Kepler schob den Teller weg. Susan schüttelte nach einer Weile den Kopf und sah Kepler ratlos an.
    "Ich würde gern wissen, wie Sie so geworden sind."
    "Steht auch in meiner Akte."
    "Es von Ihnen zu hören, würde es besser erklären. Den Teil, der nicht drin ist."
    " Entweder ist es ein somatischer Gendefekt oder ich bin als kleiner

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