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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Sabersky
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runter und fragt, wo Paul sei. Ich sage: »Mit Ben weg. Ich habe frei.« Sie staunt und antwortet: »Mann, hast du es gut! Das hätte ich auch gerne mal.« Dann rauscht sie davon mit ihren zwei Kindern. »Dumme Kuh«, denke ich. Sie hätte mich ja auch mal ein Stück im Wagen mitnehmen können.
    Zu Hause angekommen, stelle ich die Tüten im Flur ab. Im Grunde genommen wäre ich jetzt reif für ein weiteres heißes Bad. Ich bin nämlich total k. o. Mir tut alles weh: der Rücken, die Hände, die Füße. Und ich bin total verschwitzt. Da höre ich plötzlich ein leises Schleifen. Es klingt so, als wenn etwas rutscht. Ach so, es ist nur die Tüte mit den Schuhen, sie kippt gerade ein bisschen zur Seite weg. Ich achte nicht weiter darauf, sind ja nur Schuhe drin. Ich räume schnell die Lebensmittel weg. Die Milch und den Wein in den Kühlschrank, die Kartoffeln und Erdbeeren auch, die Äpfel kommen in die Obstschale und den Tortenboden stelle ich in den Backofen. Mein Magen knurrt. Ruhe, denke ich, jetzt ist keine Zeit zum Essen. Ich muss noch ein bisschen ausruhen. Und ich will noch lesen. Und natürlich meinen Kaffee austrinken. Vielleicht stelle ich ihn kurz zum Aufwärmen in die Mikrowelle.
    Ja, wo ist er eigentlich, mein Kaffee? Ich überlege kurz. Ach ja, der steht ja in der Tüte mit den Schuhen. Und die steht im Flur. Ich gehe hin und sehe auf dem Boden eine kleine braune Lache. Sie ist zum Glück nur klein, wir haben einen Steinfußboden, also alles kein Problem. Ich will eben den Aufwischlappen holen, da fällt mein Blick auf die Schuhtüte. Langsam schalte ich. Mir wird ganz kalt. Ich ziehe den Karton mit den rosa Sandalen heraus, er ist komplett durchgeweicht. Ich ahne Schreckliches! Meine neuen Schuhe! Ich reiße den wabbeligen, kaffeetriefenden Karton auf – und blicke auf meine neuen Schuhe: Schleimig nasses Leder, hellbraun. Mir kommen die Tränen. Das kann doch nicht wahr sein: Da habe ich mal Zeit und kaufe mir ein paar schöne Schuhe, und dann versaue ich sie total.
    Ich bin sauer auf mich. Und traurig. Und hochgradig genervt. Ich reiße die Schuhe aus dem Karton, werfe sie in die Badewanne und lasse das Wasser einlaufen. Ich kippe eine Kappe voll sündhaft teurem Vanille-Rosenduft-Bad hinein. Dann gehe ich noch einmal in den Flur. Ich muss die Sauerei schnell aufwischen, bevor Ben kommt. Was soll der denn denken? Als ich zu unserem Putzschrank gehe, komme ich am Spiegel vorbei. Eigentlich will ich nicht reingucken, aber ich zwinge mich dazu. Ich muss unbedingt wissen, wie eine Frau aussieht, die zu blöd ist, ihre neuen schönen rosa Schuhe ohne Kaffeeflecken nach Hause zu bringen. Die Frau, die mir entgegenblickt, hat ein ganz verzerrtes Gesicht. Der Mund ist verkniffen, die Augen klein, das Haar zerzaust. Ihr T-Shirt hat braune Kaffeeflecken. Und unter den Armen zeichnen sich riesige Schweißringe ab.
    Diese Frau hat heute ihren freien Tag.
    Dass ich nicht lache! Zweieinhalb Stunden sind schon um, und ich habe bisher fast nur Dinge erledigt, die ich auch sonst von montags bis sonntags mache. Ich habe Wäsche aufgehängt, die Küche aufgeräumt, die Krümel weggefegt, und ich war beim Schuster und im Supermarkt. Ja, gut, ich habe gebadet, aber das ist lange her, und die Wirkung ist längst dahin. Gratuliere, Supermama! Mehr fällt dir nicht ein, wenn du mal drei Stunden Zeit für dich hast? Mir schießt durch den Kopf, was ich Kerstin erzählen soll, wenn sie mich fragt, was ich heute Vormittag gemacht habe. »Ich war im Supermarkt und in der Waschküche.« Wie peinlich.
    Wie kann man nur so blöd sein? Ich kicke den Kaffeebecher, der immer noch auf dem Boden herumliegt, mit voller Wucht durch den Flur gegen die Wand. Yeah, der Schuss hat gesessen. Es spritzt, aber nur ein bisschen, denn es war ja nur noch ein Schlückchen Kaffee darin. Ich kicke noch einmal und noch einmal und noch einmal. Dann ist der Becher so zerquetscht, dass er nur noch für den Müll taugt, wo er jetzt auch landet. Dann wische ich den Flur. Es wäre Zeit, sich ein bisschen frisch zu machen und was Nettes anzuziehen, bevor die Männer heimkommen.
    Noch eine Viertelstunde. Im Hof höre ich ein Auto vorfahren. Es ist eindeutig ein Volkswagenmotorengeräusch. Das von unserem Polo. Ben und Paul kommen zurück. VOR DER VERABREDETEN ZEIT! Kann ja wohl nicht wahr sein! Sie wollten um zwei Uhr zurück sein, jetzt ist es Viertel vor.
    Mir bleiben genau zwei Minuten. So lange dauert es, schätze ich, bis Ben das Auto eingeparkt hat, die

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