Freiheit fuer Mama
klitzekleines Glas Prosecco genehmigt, obwohl ich noch stillte. Der trug natürlich zu meiner guten Laune bei. Diesmal verschwand Ben nicht wie üblich im Gästezimmer, sondern im Bad.
Das Gästezimmer ist ja der bevorzugte Fluchtraum berufstätiger Papas. Auch der von Ben. Ja, das klingt absurd. Da hat man zusammen ein niedliches Baby bekommen, ist überglücklich und würde am liebsten nur noch Zeit gemeinsam verbringen. Auch nachts. Aber nichts da. Der Kerl verschwindet im Gästezimmer, so die Familie eins hat. Denn da ist kinderfreie Zone.
Viele Mütter nehmen ihr Baby anfangs mit ins Bett, weil das einfach praktischer fürs Stillen ist. Kräht das Kind, kann sie es so bequem zu sich holen. Es gibt auch Gitterbetten, die direkt ans Elternbett angebaut werden. So herrscht dort nachts natürlich erstens eine gewisse Unruhe, die den Papa-Schlaf behindert, und zweitens wird es eng. Das ist auch nicht gut.
Manche Papas lassen das mit dem Gästezimmer auch sein und erklimmen stattdessen das Hochbett des älteren Kindes. Dieses wiederum schläft gerne bei Mama, wenn die ein Baby bekommen hat, weil sie tagsüber nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit für das Große aufbringt. Es soll auch Männer geben, die mangels Gästebett sogar die Badewanne dem Ehebett vorziehen oder sich auf eine Pritsche im Keller oder auf dem Dachboden legen.
Die Papas machen das nicht, weil sie ihre Partnerin nicht mehr mögen. Sie wollen einfach nur durchschlafen. Schließlich müssen sie ja morgens frisch sein fürs Büro! Das Liebesleben bleibt da natürlich auf der Strecke, wenn der Kerl im Gästezimmer abtaucht.
Dass die Mamas vielleicht auch gerne mal eine Nacht durchschlafen, darüber machen sich die Papas keine Gedanken. Ganz schön egoistisch. Denn wir müssen morgens ja auch fit sein und unsere Mama stehen. Und wenn ihnen der Gedanke doch mal kommt, dann darf Mama von Samstag auf Sonntag ins Gästezimmer – und Papa bringt ihr das Kind zum Stillen. Aber nur für eine Nacht. Denn montags muss er ja unbedingt frisch sein.
An diesem Abend nach der Party lässt Ben aber das Gästezimmer links liegen. Er duscht, und dann höre ich den Rasierapparat. Als er grinsend und nach Rasierwasser duftend aus dem Badezimmer kommt, bin ich doch ein wenig erschrocken: Was soll das denn werden? Er will doch nicht etwa mit mir ins Bett? Wenn wir jetzt nicht sofort schlafen gehen, sind wir morgen früh todmüde. Aber dann werde ich ganz locker. Ich denke: »Sei’s drum, du lebst nur einmal.« Ehe wir uns versehen, kommt eins zum anderen – und es ist wunderbar.
Männer sind anders, Frauen auch
Mich würde mal interessieren, wie oft Paare nach der Geburt eines Kindes Sex haben. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es dazu kaum Daten. Selbst unter Freundinnen und Müttern, die sich schon besser kennen, ist dies nicht gerade das Thema Nummer eins.
Frauen und Männer haben nach der Geburt eines Babys ganz unterschiedliche Bedürfnisse, erklärt Lilly. Während der Mann schon bald wieder Lust auf Sex habe, könne es bei der Frau eine Weile dauern. Sie ist ja sehr eng mit dem Kind zusammen, stillt es, trägt es herum und klopft ihm den Rücken – stundenlang. Die Nähe und Wärme, die ihr das Kind gibt, reichen ihr vollkommen. Hinzu kommt, dass manche Mütter Angst vor dem Sex nach der Geburt haben. Die Dammnaht oder die Bauchnarbe (nach einem Kaiserschnitt) tut noch weh, die Scheide ist trocken, und alles fühlt sich irgendwie ausgeleiert an. Nicht so wahnsinnig attraktiv, das Ganze.
Lars, ein Bekannter von mir, erzählte mal, dass auch viele Männer nach der Geburt erst mal keinen Sex wollen. Es gebe wohl postnatale Hormone, meint er, die den Trieb vorübergehend ausschalten. Bei ihm jedenfalls habe erst einmal der Nestbautrieb im Vordergrund gestanden. Auch sei er, genau wie seine Freundin Sibylle, ständig müde gewesen und habe darum keine Lust verspürt. Aber nach etwa acht Wochen habe sich das geändert. Da kehrte das »Laster« zurück. Ja, er nannte es so und kam sich dabei auch ein wenig bescheuert vor. Denn er empfand seine Bedürfnisse wirklich so, als Laster. Er fühlte sich wie ein rücksichtsloser Lustmolch. Sibylle war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Seit Monaten hatte sie keine Nacht länger als ein bis zwei Stunden am Stück geschlafen. Das Baby war ein Schreikind und weinte oft stundenlang. Sie war kaputt, völlig ausgelaugt und ausgesaugt vom Stillen und hatte keinerlei Energie, sich zurechtzumachen oder gar ihren Mann
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