Freiheit fuer Mama
betrachten wie einen Termin beim Frauenarzt oder das Laternebasteln im Kindergarten.
Es ist doch so: Wir brauchen Berührungen, Intimität und Nähe. Wir benötigen sie, um uns selbst wahrzunehmen. Wir können daraus Kraft schöpfen und dann den Alltag leichter meistern. Das sollten wir nicht vergessen, wenn wir sagen, Sex sei ein nerviger Termin, wir seien zu müde und hätten keine Zeit oder Lust dazu. Wir brauchen den Sex auch, um nicht das Gefühl zu haben, nur noch Mama oder Papa zu sein. Und wir benötigen die Zweisamkeit, um ein Paar zu bleiben.
Vielleicht sollten wir die Zweisamkeit einfach einplanen wie das Telefonat mit der Freundin oder den Kinobesuch. Das klingt jetzt erst mal unromantisch. Aber warum eigentlich nicht? Wenn wir uns an bestimmten Tagen miteinander verabreden, ein Glas Wein trinken und dann gemeinsam die Nacht verbringen, dann ist das doch nicht unromantisch, sondern toll!
Schmerzen machen Angst
Heute ist die Stimmung im Krabbelkurs offen. Ich habe fast das Gefühl, dass einige Frauen froh sind, mal über Intimes zu reden. Martina, eine Frau, die mit 39 ihr erstes Kind bekommen hat, erzählt stockend, dass ihr Partner auch ständig mit ihr schlafen wolle. Sie aber sei so kaputt von der Schwangerschaft, dem Stillen und dem Schlafmangel, dass sie überhaupt keine Lust dazu habe. Ein paarmal habe sie es ihm zuliebe gemacht, aber sie habe sich nicht wohl dabei gefühlt. Nun hat sie kürzlich etwas mitbekommen, das ihr wirklich zugesetzt hat: Ihr Freund befriedigt sich selbst. »Ich bin aus dem Kino gekommen und leise ins Haus gegangen, um die Kleine nicht zu wecken. Alles wirkte ruhig. Ich machte einen Zwischenstopp in der Küche, um die Spülmaschine auszustellen. Dann ging ich Richtung Schlafzimmer. Sicher guckt Christian eine DVD, dachte ich. Das macht er meistens, wenn ich abends weg bin.« Sie schleicht zur Tür, will zu ihm reingehen und sich zu ihm setzen, um ein wenig mit ihm zu kuscheln. Doch als sie ins Zimmer guckt, sieht sie, dass er an sich herummacht. Dabei lief auf seinem Laptop ein Film. »Ich trat sofort den Rückzug an und ging die Treppe wieder runter. Ich war echt geschockt.«
Martina ist völlig durcheinander. An sich ist sie die Lockerste in der Gruppe, sie nimmt normalerweise kein Blatt vor den Mund. Jetzt rutscht sie unruhig auf der Bank herum. »Vielleicht hat er eine schöne DVD gesehen, und das hat ihn animiert. Das ist doch ganz normal«, versucht Lilly sie zu beruhigen. Aber Martina bricht in Tränen aus. Nervös zieht sie den Reißverschluss ihrer Kapuzenjacke rauf und runter. Mindestens zehnmal macht sie das. Bis er hakt. Dann redet sie leise weiter: »Ich bin einfach so kaputt«, sagt sie. »Für Sex ist bei mir keine Luft. Außerdem findet Christian mich behäbig und dick, das hemmt mich zusätzlich«, flüstert sie.
Das ist ja nun wirklich ein Ding. Zu dick! Ben würde so was nie sagen, glaube ich jedenfalls. Er hat eine Schwester, und die ist nach den Geburten ihrer Kinder so aus dem Leim gegangen, dass sie drei Kleidergrößen mehr brauchte. Als er deshalb mal einen dummen Spruch machte, hat sie ihm wohl den Kopf zurechtgerückt. Sie sagte, dass man eine Mutter deswegen nicht kritisieren dürfe. Also mich würde das auch stören, wenn er so etwas sagen würde.
Der Quickie ist familienfreundlich
Conny, die Jüngste aus unserer Gruppe, sagt, für sie sei der Quickie eine gute Lösung. Hin und wieder, wenn ihr Sohn am Wochenende Mittagsschlaf macht, verschwinden sie und ihr Freund kurz im Schlafzimmer. Für sie hat das etwas Geheimnisvolles. Dass sie Lust hat, zeigt sie, indem sie ihrem Freund im Vorübergehen ein Kondom in die Gesäßtasche seiner Jeans steckt. Sein Signal sei eine schöne Blume, die er in eine Vase auf den Esstisch stellt. Sie haben aber auch Zeichen vereinbart für: Es geht heute nicht. Oder: Ich bin zu müde.
Ich dachte immer, der Kurz-Sex sei nicht mein Ding. Aber wenn ich darüber nachdenke, dann ist das keine schlechte Idee. Der Quickie hat ja so was Verruchtes, Verbotenes. Du kannst fast überall einen haben: ganz brav im Bett oder auch in der Dusche, im Gästezimmer, im Keller oder auf dem Fußboden. Er ist also das genaue Gegenteil von der hübschen, geordneten Familienwelt in Rosa und Hellblau, in der wir Mamas alle leben.
Das hat für mich schon einen gewissen Reiz. Und man muss zugeben, der Quickie ist familienfreundlich: Es geht schnell, und du hast das Gefühl, mal nicht nur gestillt, gekocht oder abgewaschen zu haben.
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