Freiheit fuer Mama
Tage vom Acker, darum musst du ihnen so viel Arbeit wie möglich abnehmen. Ich will mein Gewissen beruhigen, indem ich Gemüse portioniere und Würstchen für Piet vorbereite, einen Großeinkauf mache und die ganze Wäsche erledige und auch noch das Bad putze. Ich will Buße tun!
Ja, ich bin so bekloppt. Ich muss mich doch nicht dafür entschuldigen oder büßen, dass ich drei Tage zum Auftanken wegfahre! Ich habe in den letzten Monaten und Jahren nur Überstunden gemacht, Tag- und Nachtschichten geschoben – und dabei auch noch versucht zu lächeln. Na ja, meistens jedenfalls. Ben hätte mir eigentlich den Koffer packen und mich mit einem Blumenstrauß verabschieden müssen. Jawohl!
Es ist gut, Freundinnen zu haben, die ein bisschen auf einen aufpassen. Ich dachte immer, das sei der Job des Partners. Dass er dich diskret darauf hinweist, wenn du am Durchdrehen bist, und dir eine Woche Auszeit in einem Spa bucht – und sie auch bezahlt. Er stillt schließlich nicht und hat keine Stilldemenz und auch keine Schlafstörungen vom ewigen Aufstehen in der Nacht. Er hat den Blick frei für das Wesentliche: das Wohlergehen der Familie. Aber denkste. Er wartet so lange, bist du fast schlapp machst und umkippst.
Nein, das ist ungerecht, so gemein ist Ben nicht: Er kriegt es nur einfach gar nicht mit. Weil er auch schlapp ist vom Job und dem Druck dort und manchmal auch von den Kindern. Er ist genauso beschäftigt wie ich, und darum blickt er es gar nicht, dass seine beste Kuh im Stall am Umfallen ist.
Ich gebe noch eine Runde Prosecco aus. Katharina und Kerstin kichern vor sich hin. Sie haben wohl gerade geschnallt, dass sie genauso bekloppt sind wie ich. Manchmal muss man sich selbst vor Augen führen, welchen Wahnsinn man veranstaltet. Aber dann muss man auch die Bremse ziehen können. Und am besten über sich selbst lachen. Denn ein wirkliches Drama ist es nicht, dass man als Mama vieles tut, was an sich absurd ist. Man muss nur irgendwann sehen, dass das skurril ist – und was daran ändern.
Ich beschließe: Ich werde mich nicht mehr so aus dem Fenster hängen, wenn ich mal wieder wegfahre. Ben und die Kinder werden sicher prima ohne meine Vorarbeiten klarkommen. Und wenn nicht, sieht Ben mal, was ich alles leiste. Soll er notfalls ein Babygläschen aufmachen oder mit den Kids zum Wurstgrill fahren – oder zu seinen Eltern. Ich werde es wie Sandra machen: Davonfahren – und Tschüs!
Alle halbe Jahr raus
Am nächsten Morgen beim Frühstück haben wir alle unsere Kalender dabei. Wir suchen einen neuen Termin, an dem wir das nächste Mal wegfahren. Das haben wir gestern nach der zweiten Flasche Prosecco nämlich beschlossen: dass wir ab jetzt regelmäßig alle halbe Jahr aussteigen und ein Mädels-Wochenende machen. Ich war ja heute Morgen skeptisch, ob eine von uns einen Rückzieher macht und das Handtuch schmeißt, so bei Tageslicht betrachtet und ohne Promille im Blut. Schließlich müssen wir das Anliegen zu Hause vortragen, durchsetzen und umsetzen. Das braucht schon ein bisschen Mut und Courage. Klar, Sandra wird nicht auf großen Widerstand stoßen, ihr Mann meistert das ja souverän mit den Kindern. Aber die anderen Männer werden schon schlucken. Schließlich waren sie es, die bisher einfach die Biege machen und ein Wochenende zum Skifahren oder Wandern fahren konnten.
Wir haben auch beschlossen, alle 14 Tage einen Mädelsabend zu machen. Das werden wir auf jeden Fall hinbekommen. Dann werden wir ein bisschen Rad fahren gehen, quatschen und uns positiv auftanken. Der Mittwoch ist bei uns allen günstig. Da hat keine was vor – und die Väter müssen sich einfach drauf einrichten. Natürlich werden wir das diplomatisch vortragen und im Gegenzug einen festen Abend alle 14 Tage für die Männer in die Waagschale werfen.
Das hat gutgetan! Sich hier mal richtig volllaufen zu lassen. Und ich meine jetzt nicht mit Prosecco. Ja, der war auch lecker. Nein, ich meine das Volllaufen mit Ruhe, Muße, Quatschen, Lesen und ein bisschen Sport – eben mit allem, was einem guttut. Und wir haben fünf Mahlzeiten genossen, ohne mal eben schnell aufzustehen, ein Kind aufs Klo zu setzen oder am Telefon etwas zu regeln. Unsere Handys waren drei Tage lang aus. Das war auch so eine Bedingung: Wer mit will, macht das Handy aus. Ein Anruf zu Hause pro Tag war genehmigt. Aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat keine von uns davon Gebrauch gemacht. Wir emanzipieren uns. Was soll schon sein.
Vor dem Losfahren machen wir
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